Ein unheimlicher Porzellanjunge
Ein unheimlicher Porzellanjunge

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Filmkritik

"The Boy": Ein unheimlich zerbrechlicher Junge

Lieben Sie Brahms? Eine ganz harmlose Frage, die möglicherweise sogar ein Filmtitelzitat sein könnte. Bloß war damals tatsächlich der berühmte Komponist gemeint, während im aktuellen Film der Name Brahms für einen seltsamen kleinen Jungen steht.

02/17/2016, 09:31 AM

Eigentlich ist Brahms ja überhaupt kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern eine lebensechte Porzellanpuppe in Kinderform, die aber ein unheimliches Eigenleben führt. Sobald man sich nicht ausreichend um sie kümmert und ein paar andere Regeln verletzt, kann das für die Menschen in Brahms Nähe äußerst unangenehme Konsequenzen haben. Die Amerikanerin Greta macht diese Erfahrung am eigenen Leib, als sie in einem düsteren britischen Herrenhaus als neues Kindermädchen eintrifft.

Die beiden Bewohner, das betagte Ehepaar Heelshire, benehmen sich jedenfalls so, als wäre der Porzellanbub tatsächlich ihr leiblicher Sohn, der vor zwei Jahrzehnten in einem Brand umgekommen ist, und umhegen das zerbrechliche Kind pausenlos. Haben wir es hier mit einem Paradebeispiel für englische Schrulligkeit zu tun, oder steckt hinter diesem Puppen-Fetischismus doch mehr, als man zunächst annehmen würde? Weil die beiden Alten nach langen Jahren endlich wieder in den Urlaub fahren wollen, soll die Amerikanerin nun Brahms betreuen und eine Liste mit 10 Punkten streng einhalten: das reicht vom Aufwecken, Ankleiden, Vorlesen über Musikhören bis zum Gutenachtkuss. Natürlich denkt Greta zunächst nicht daran, für den leblosen Gegenstand zu sorgen, doch je länger sie mit Brahms in dem einsamen Riesenanwesen verbringt (ein fescher netter Lieferant aus dem benachbarten Dorf ist ihr einziger Kontakt zur Außenwelt), umso unheimlicher wird ihr die Puppe. Aber auch ihre Vergangenheit, die sie eigentlich in Amerika zurücklassen wollte, holt sie in England wieder ein und die Lage eskaliert.

Regisseur William Brent Bell hat den intelligentesten Gruselfilm seit Jahren gedreht und verwandelt uns sozusagen selber in Puppen - wie Marionetten hat er die Zuschauer in der Hand und führt sie genau dorthin, wo er sie haben möchte. Die Geschichte ist perfekt konstruiert und dabei so einfach wie möglich gehalten: dennoch erzeugt sie mit einem Minimum an Aufwand und wenigen Spezialeffekten enorme Spannung. Wir sind allmählich bereit zu akzeptieren, dass in Brahms tatsächlich Leben oder eine höhere Macht stecken könnte. "The Box" bietet Puppenhorror vom Feinsten, der sich beim Finale noch einmal steigert und eine unglaubliche Überraschung bereithält.

8 von 10 Porzellansplittern.

franco schedl

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In William Brent Bells Horrorthriller geht es um eine Porzellanpuppe mit besonderen Eigenschaften.

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