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TV-Serie: The Walking Dead

The Walking Dead: Verwesende Langeweile im Halbfinale

Serien-Review: Der Tod eines Hauptcharakters kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Serie nichts mehr zu erzählen hat.

12/12/2017, 07:21 AM

Nobody is save! Das Grundprinzip von "The Walking Dead" war – noch viel mehr als bei "Game of Thrones" – , dass jeder Charakter in der Serie, selbst zentrale Figuren und Publikumslieblinge, jederzeit sterben kann. Dieses Prinzip der neuen charaktergetriebenen TV-Serien mit staffelübergreifender Handlung sollte der Vorhersehbarkeit von klassischen Abenteuerserien im Fernsehen ein Ende bereiten. Und tatsächlich: Das Publikum saß geschockt, aber fasziniert vor den Bildschirmen, wenn die Köpfe vermeintlicher Hauptfiguren rollten.

Die Zombie-Serie von AMC hat diesen neuen Stil auf die Spitze getrieben und mit Gewaltszenen zelebriert. Doch irgendwann sind auch unerwartete Todesfälle nicht mehr ganz so unerwartet. Bei "The Walking Dead" ist dieser Punkt schon lange überschritten.

Vorsicht SPOILER im Anmarsch! Wer die Episode "Für danach" (Time for After) der Staffel 8 noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle die Flucht ergreifen.

Ewiges Hin und Her

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Die Handlung der Episode ist schnell erklärt. Hingegen würde es wohl den Rahmen sprengen, alle Plot-Holes alleine dieser Episode aufzuzählen. Logik oder eine halbwegs konsistente Handlung scheint nicht mehr zum Repertoire der Serienmacher zu zählen. Wozu hat Rick eigentlich versucht die seltsamen, aus einem "Mad Max"-Film geklauten Müllmenschen auf seine Seite zu ziehen? Warum haben sie Rick nicht einfach getötet? War Maggie nicht am Anfang der Staffel einmal schwanger?

Aber zurück zur Handlung der Episode: Nachdem Rick Grimes acht Folgen lang daran gearbeitet hat Negan und seine Schlägertruppe, die Saviors, zu besiegen, wendet sich das Blatt (nicht zum ersten Mal) aus heiterem Himmel. Zwar wurden die Saviors in ihrem Hauptquartier von einer Horde von Zombies belagert und schienen so gut wie besiegt. Aber dank der Feigheit und Genialität von Eugene bricht Negan aus der Belagerung aus. Oder war es doch die dumme Rachsucht von Daryl und Tara? Egal, es läuft auf dasselbe hinaus: Plötzlich verfügt Negan wieder über seine volle Schlagkraft, obwohl Rick und seine Verbündeten zuvor alle Außenposten der Saviors überrannt hatten. Aber "The Walking Dead" hat schon lange aufgehört, einen Plot-Twist auch plausibel darzustellen. Negan ist jedenfalls wieder am Zug, Rick wieder auf der Flucht. Zurück an den Start. Eine halbe Staffel geht noch.

Nichts mehr zu erzählen

Bei allen Soap-Elementen und Plot-Holes bot "The Walking Dead" immerhin meist eine gute Charakterentwicklung. Aber in der achten Staffel wird zunehmend klar, dass selbst die Hauptcharaktere vollkommen flach geworden sind. Die Motivation von Rick Grimes – und damit eigentlich das Hauptmotiv von "The Walking Dead" – war immer der Schutz seiner Familie. Wenn alle zivilisierten Regeln der Menschlichkeit fallen und der Mensch in der Nahrungskette nicht mehr ganz oben steht, wie weit sind wir dann bereit zu gehen, um unsere Lieben zu schützen.

In der Comic-Vorlage und in der TV-Serie sind Rick und Carl daher die beiden tragenden Charaktere, deren Tod schlicht die gesamte Erzählung ad absurdum führt. Alle anderen sind entbehrlich. Offenbar hat Serien-Schöpfer Robert Kirkman vergessen, dem Showrunner Scott M. Gimple dieses nicht unwesentliche Detail vor seinem Abgang mitzuteilen. Denn am Ende der Episode gesteht Carl, dass er von einem Zombie gebissen wurde. Wenn er also nicht in der zweiten Staffelhälfte durch ein Wunder gerettet wird, geht die tragende Motivation der Hauptfigur flöten.

Man könnte jetzt einwenden, dass die TV-Serie nun eben endgültig eigene Wege beschreitet. Aber dann wären immer noch glaubhafte Charaktere, die bewegen, und eine halbwegs konsistente Handlung notwendig. Beides fehlt weitgehend. Die Arthouse-artige visuelle Inszenierung, der dramatische Soundtrack und sogar der Tod eines Hauptcharakters können nicht mehr davon ablenken, dass die Erzählung der TV-Serie "The Walking Dead" am Ende ist. Aber das wird den Sender AMC wohl nicht davon abhalten, seine Cash-Cow so lange wie möglich am Leben zu erhalten: Zombie-Serie ohne Ablaufdatum?

Die achte Staffel von "The Walking Dead" geht am Sonntag, dem 25. Februar 2018, weiter. In deutscher Sprache sind die Folgen am Montag danach via Sky zu sehen.

Erwin Schotzger

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