Filmkritiken

TOTAL VERROCKTE 80er JAHRE

von

Franco Schedl
Franco Schedl

06/12/2012, 10:00 PM

Tom Cruise stemmt sogar mit 50 Jahren dank durchtrainiertem Oberkörper die Musik-Last der gesamten 80er Jahre in einer Leading und v.a. Singing Role. Trotzdem kauft man ihm die Rockgottheit nicht ab, und wenn er noch so tattooübersät und lederbehost in Gesellschaft eines aggressiven Hausäffchens daherkommt. Ein Stimmumfang von vier Oktaven und – welche Überraschung – Opernsänger unter seinen Vorfahren, lassen den notorischen Wundermann zumindest musicaltauglich erscheinen. Mit der Glaubwürdigkeit braucht man es also nicht allzu genau nehmen, sobald eine erfolgreiche Broadway-Bühnenshow in ein glamouröses filmisches Groß-Ereignis umgesetzt wurde.

Auch fürs übrige Personeninventar bedienen sich die Macher dankbar jedes nur denkbaren Klischees. Zuallererst wäre da das frisch aus dem Mittelwesten angereiste archetypische Mädchen ( Julianne Hough): nun steht es fröhlich trällernd auf dem legendären Sunset Strip und möchte in LA den Traum von einer Gesangskarriere verwirklichen. Das geht allerdings langsamer als erwartet und so landet sie zwischenzeitlich hinter der Bar eines Clubs, wo einstmals alle angesagten Bands auftraten. Dort verliebt sie sich nicht nur in einen aufstrebenden Jungstar (Archetyp Nr.2.), sondern trifft auch Stacee Jaxx, Leadsänger von ‚Arsenal‘, der zwar bereits alles erreicht hat und an einem toten Punkt seiner Laufbahn angelangt ist, aber dennoch ein Ziel verfolgt: hinter Alkohol und Arroganz verschanzt, strebt er eine Solokarriere an (was vielleicht realisierbar ist, falls ihm sein Pavian nicht die ganze Schau stiehlt).

Bei diesem Jukebox-Musical gibt die Musik tatsächlich jeden Gefühlston an und alle Mitwirkenden müssen sich stimmungsmäßig den Liedern unterordnen. Da Autor Justin Theroux die Geschichte von den Songs her entwickelte, wird die Musiknummer der jeweiligen Szene zum emotionalen Zentrum für die Figuren und schreibt ihnen vor, welche seelischen Nuancen sie gerade zu durchleben haben (weshalb dann jemand sogar beim Pinkeln singen muss, könnte Songforscher und Hobbypsychologen noch über Monate hinaus beschäftigen und ein Dissertationsthema bieten).

Richtig weitgespannt ist der Gefühlsbogen aber auch wieder nicht. Dem anfänglichen Glück folgen vorhersehbare Missverständnisse, Sinnkrisen und Abstürze: das Mädchen landet in einem Poledance-Schuppen, der Junge wird vom fiesen Manager (ein herrlich schmieriger Paul Giamatti) unter seinem Wert als Boygroup-Hampelmann vermarktet, und Jaxx verliert sein plötzlich nicht mehr gefühlloses Herz an eine Reporterin vom ‚ Rolling Stone‘ (Malin Akerman), die sich in einen blonden Vamp verwandelt, sobald sie erst mal ihre züchtige Brille abgenommen und den Notizblock beiseitegelegt hat.

Im von Rock- und Pop-Hymnen dominierten Sing-Spiel mischt auch noch Catherine Zeta-Jones als - selbstverständlich scheinheilige - Moralapostelin mit und gibt sich überzeugtem Overacting hin. Ein erfreulicheres Erscheinungsbild geben da schon Russell Brand und Alec Baldwin ab, wenn sie mit unerschütterlicher Coolness den ‚Bourbon Room‘ Club leiten und nebenbei auch noch ihre Herzen aneinander verlieren (dieser Moment verschafft uns zu den Klängen von „Can‘t Fight This Feeling" ein unglaublich witziges Liebesduett). Schon allein deshalb verdient sich ‚Rock of Ages‘ aufrichtig 7 vor Elektrizität vibrierende Gitarren und ein Extratattoo von Tom Cruise's Heldenbrust.

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