Filmkritiken

VERBRECHEN DER ALTEN SCHULE

06/29/2011, 10:00 PM

Vom Saulus zum Paulus in knapp zwei Stunden: der neue Film mit Matthew McConaughey lässt einen mit allen Wassern gewaschenen Anwalt erst zweifeln und dann handeln.

Für den relativ skrupellosen Strafverteidiger Mickey Haller gibt es eine besondere Form der Unschuldsvermutung – wer ihn bezahlt ist erstmal grundsätzlich unschuldig und so schnell als möglich wird auch etwas für ihn unternommen. Zeit ist Geld und so hat Mickey sein Büro auch in einem Auto, aber nicht in irgendeinem, sondern einem Lincoln Continental, untergebracht. Zu stimmungsvollem Old School Soul lässt er sich darin durch Los Angeles kutschieren, vom Gericht ins Untersuchungsgefängnis und wieder zurück.

Als der aus einer reichen Familie stammende Louis Roulet seine Hilfe braucht - es geht um schwere Körperverletzung an einer Prostituierten - , wittert Mickey einen wirklich lukrativen Fall. Louis, der behauptet, selbst das Opfer eines Komplotts und natürlich völlig unschuldig zu sein, wird sein Mandant. Anfangs erscheint diese Version auch durchaus plausibel, das vermeintliche Opfer erweist sich als deutlich weniger „unschuldig“ als es vorgibt, aber schon bald tauchen erste Zweifel auf und als Mickeys Ermittler und Freund Frank Levin (William H. Macy mit abgedrehter Frisur) zu graben anfängt, kommt plötzlich auch ein alter Fall ans Licht. Er wurde nie gelöst, ähnelt aber dem aktuellen sehr und immer mehr Indizien weisen auf Louis Roulet als Täter in beiden Fällen hin. Je verdächtiger dieser wird, desto gefährlicher wird Mickeys Situation, er wird zu einer Bedrohung für Louis und dieser und seine reiche Familie wird zu einer für ihn und sein Umfeld.

„Der Mandant“ ist nicht nur im Soundtrack und bei der Auswahl von Anwalt Hellers Fahrzeug ein bisschen „Retro“, der Film ist ein klassischer Gerichtssaalthriller in der Tradition der 70/80er Jahre. Er besticht nicht durch den Einsatz von Hightech-Spielzeug oder minutenlangen Action-Sequenzen (es gibt eigentlich keine einzige wirkliche „Action Szene“), sondern durch den von stimmigen, intensiven Gerichtsszenen getragenen langsamen aber sicheren Spannungsaufbau – ja, so etwas ist auch 2011 noch möglich.

Matthew McConaughey beweist darüber hinaus, dass er nicht nur gut aussieht, sondern auch durchaus in der Lage ist, einen Film mit durchgehend bedecktem Oberkörper seinen Stempel aufzudrücken. Einzig die etwas zu vielschichtige Handlung und das obligatorische Familienproblem trüben den Flow des Films ein wenig: natürlich hat Mickey eine Exfrau (Marisa Tomei), die passenderweise Staatsanwältin ist, und ein gemeinsames Kind gibt es auch noch. Aber ohne diese „Vertiefung“ des Charakters geht es halt scheinbar in Werken aus Hollywood nicht.

Fazit:

„Der Mandant“ zeigt, dass ein gutes Drehbuch (Romanvorlage Michael Connelly) und gelassenes Fokussieren auf die Darsteller nicht die schlechteste Basis für einen wirklich gelungenen Film sind. Das Werk bietet fast zwei Stunden unterhaltsames und vor allem auch spannendes Kino, was will man mehr? Dafür gibt es verdiente 8 von 10 Freisprüche im Sinne des Angeklagten.

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Der Mandant

— The Lincoln Lawyer

Ein Anwalt aus LA glaubt in der Verteidigung eines wohlhabenden Playboys den Fall seines Lebens gefunden zu haben, wird aber in ein tödliches Spiel aus Lügen und Verschwörungen verstrickt.

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