Besondere Weihnachtswünsche
Besondere Weihnachtswünsche

© Thimfilm

Filmkritiken

Eine heftige Heilige Nacht

Heiligabend in der Klapse? Das klingt nicht gerade nach einem gelungenen Festtag. Dennoch ist Theresa von Eltz‘ Spielfilmdebüt einer der schönsten und stimmungsvollsten Weihnachtsfilme seit Jahren.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/30/2015, 11:00 PM

Die vier Jugendliche, deren Wege sich am 24.12. in der Psychiatrie kreuzen, befinden sich in emotionalen Extremsituationen und gerade durch die ungewöhnliche Umgebung besteht die Möglichkeit, aus der üblichen Weihnachtsroutine auszubrechen. Das führt zu verstörend tragischen, ergreifend komischen und fast immer erstaunlich intensiven (Film)Momenten.

Die Kommunikativste und Lebhafteste in dieser sehr unterschiedlichen Viererrunde ist Lara ( Jella Haase). Allerdings überspielt sie ihre Verletzlichkeit durch offensives Loslabern und sehr bald wird klar: sie greift zu Drogen und andere Stimulantien, weil sie sich von ihren vielbeschäftigten Eltern in Stich gelassen fühlt. Überhaupt zeigt das großartige Drehbuch von Esther Bernsdorff, wie sehr sich die alte Regel bewahrheitet, dass bei psychisch labilen Kindern in erster Linie die Eltern eine Therapie machen müssten. So sorgt beispielsweise beim Scheidungskind Alex (Paula Beer) die depressive Mutter für krankmachende Atmosphäre, weil sie sich an der Tochter wie an einem Rettungsanker festklammert; sie raubt dem Mädchen jede Form von Eigenständigkeit und pflanzt ihm obendrein noch Schuldgefühle ein. Der stille Georgier Fedja (Moritz Leu) wurde hingegen das Opfer von Schulmobbing und reagierte auf die vielfältigen - offensichtlich auch körperlichen Verletzungen durch fast völligen Rückzug in sich selbst. Der aggressive Timo (Jannis Niewöhner) ist in dieser Gruppe der Gefährdetste und wird vom fortschrittlichen Psychiater Dr. Wolff besonders betreut. Durch die Entscheidung, den gewalttätigen Jungen aus der Geschlossenen Abteilung zu holen, stößt der Arzt bei einigen Kollegen jedoch auf Unverständnis und Widerstand. In der Weihnachtsnacht eskaliert die Lage schließlich auch.

Die vier jungen Hauptdarsteller sind unglaublich authentisch, aber auch die Nebenrollen wurden erstklassig besetzt: zu den besonders geglückten Szenen zählt z.B. ein Video-Interview mit einer Stationsschwester. Was als harmlose Befragung zum Thema „ Weihnachten“ beginnt, wird zum ungewollten Seelen-Striptease, bei dem die Frau plötzlich selber merkt, wie leer ihr Leben eigentlich ist und auszuweichen beginnt. An diesem Film hingegen führt kein Weg vorbei, wenn man sich für ein zutiefst glaubwürdig inszeniertes und gespieltes Psychodrama begeistern kann, von dem erhellende Ehrlichkeit ausgeht. 9 von 10 psychedelischen Christbaumkugeln.

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