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Filmkritik

„Welcome to Sodom“: Europas größte Mülldeponie

In ihrem neuesten Dokumentarfilm erzählen Florian Weigensamer und Christian Krönes von einem der verseuchtesten Orte der Welt.

von Oezguer Anil

11/20/2018, 10:08 AM

In Agbogbloshie, einem Stadtteil der ghanaischen Hauptstadt Accra, landen jährlich Millionen Tonnen von Elektroschrott. Auch wenn sie nicht auf unserem Kontinent liegen mag, liegt dort die größte Mülldeponie Europas. In der lokalen Bevölkerung wird die Deponie Sodom genannt. Die dort lebenden Menschen versuchen noch den letzten Rest an Edelmetallen aus den ausrangierten Fernsehern und Computern herauszubekommen, um sie anschließend weiterzuverkaufen. Dabei müssen sie zu höchst gefährlichen Methoden greifen, bei denen giftige Schadstoffe in die Umwelt gelangen.

Katastrophale Lebensumstände

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In „Welcome to Sodom“ geht es um Menschen, die sich tagtäglich auf die Müllberge Agbogbloshies begeben, um nach verwertbaren Metallen zu suchen. Wir begleiten verschiedenste Menschen in ihrem Alltag auf der Deponie und erfahren dabei von ihren Träumen und Ängsten. Obwohl die einzelnen Schicksale der Protagonisten berührend und verstörend zugleich sind, bleibt man zu ihnen stets auf Distanz. Der Grund dafür ist, dass jeglicher politische oder wirtschaftliche Kontext im Film ausgeblendet wird. Wir erfahren weder, woher der Elektromüll kommt, noch welche Folgen es für die Region hat. Die Filmemacher entschieden sich bewusst dagegen, diese Aspekte mit in den Film einzubeziehen, sondern behandeln ihr Thema auf persönlicher Ebene mit den dortigen Einwohnern. Leider verliert die Erzählung dadurch viel von ihrem Potential und lässt den Zuseher im Dunklen tappen. Gespräche mit politischen oder wirtschaftlichen Verantwortlichen hätten hier definitiv für ein eindringlicheres Kinoerlebnis gesorgt.

Atemberaubend

Zweifelsohne ist „Welcome to Sodom“ ein bildgewaltiger Dokumentarfilm, der viel Wert darauf legt, seinem Publikum eine audiovisuelle Erfahrung zu bieten, die es lange nicht vergessen wird. Ausschlaggebend dafür ist die hervorragende Kamera- und Schnittarbeit von Christian Kermer. Im Fokus stehen dabei die im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Landschaften der Region und der gefährliche Prozess der Edelmetallgewinnung. Wie Zirkusakrobaten hantieren die Arbeiter mit brennenden Kabeln herum und kreieren in ihrem Kampf mit dem Feuer tanzartige Bewegungen, die man an so einem Ort nie vermutet hätte. Neben vielen attraktionsreichen Bildern schafft es Kermer aber auch kleine Momente ganz groß wirken zu lassen. Alleine die Art und Weise wie er ein junges Mädchen, das mit dem Magneten eines kaputten Lautsprechers Metall einsammelt, gefilmt hat, erzählt eine facettenreiche Geschichte über die dortigen Lebensumstände.

Unvollständig

Leider können die bildgewaltigen Aufnahmen auch nicht von den inhaltlichen Mängeln der Erzählung ablenken. Man hat das Gefühl, wesentliche Aspekte über „Sodom“ vorenthalten zu bekommen, weshalb man sich kein vollständiges Bild über die Lebenssituation der dort lebenden Menschen machen kann.

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Özgür Anil

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