zeitnah, weltfern 8: 3. Wer wird die Welt verändern?

Film

Pathé Frères, Österreich 1913 WIEN: DAS LEICHENBEGÄNGNIS DES REICHSTAGSABGEORDNETEN FRANZ SCHUHMEIER Produktion Pathé Frères 35mm/1:1,33/Viragen, Schwarzweiß, stumm 95 Meter, 4'30 Minuten (18 B/Sek.) Allianz-Film, Österreich 1930 DIE ABENTEUER DES HERRN ANTIMARX Produktion Allianz-Film (Wien) 16mm/Schwarzweiß, stumm Deutsche Zwischentitel 10 Minuten Frank Ward Rossak, Österreich 1930 MR. PIM'S TRIP TO EUROPE/ DAS NOTIZBUCH DES MR. PIM Hergestellt im Auftrag der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) Klavierbegleitung Gerhard Gruber 16mm/Schwarzweiß, stumm Deutsche Zwischentitel 950 Meter, 76 Minuten Proletarisches/sozialistisches Kino in Österreich. Es fasst den Vorschein des Neuen und nimmt sich in den 20er Jahren der Herzen an. Es wägt ab zwischen Alt und Neu, gibt dem Elend das Gesicht der Vergangenheit, dem Aufbau die Kontur der Zukunft. Es greift eine Umwertung im Massenverständnis auf und wird als wahlwerbendes Instrument eingesetzt. Seine lokale Heimat ist das Rote Wien. Das Leichenbegängnis des Reichstagsabgeordneten Franz Schuhmeier findet am 16. Februar 1913 statt. Fünf Tage zuvor war der Sozialdemokrat Schuhmeier von dem Bruder des führenden christlich-sozialen Arbeiterfunktionärs ermordet worden. Nahezu eine halbe Million Menschen betrauert den Toten. Das Leichenbegängnis ist in seiner Dimension, in seinem disziplinierten Ablauf für Wien ungeahnt und einmalig. Eine politische Gegenkultur beginnt ihre Teilnahme am öffentlichen Leben einzufordern, die latente Präsenz eines Roten Wien gewinnt Kontur. Die nahezu repräsentativen Außenhäute der Zinskasernen, die das dahinter liegende Elend unsichtbar machen, die beleibten Staturen der Spitzenvertreter aus Politik, Militär und Diplomatie, deren Kodes auf neue Organisationsformen treffen. Die Straße der Vorstadt wird zum politischen Territorium, der Trauerzug zum Manifest, zur Schaustellung der Emanzipation. Neben Mr. Pim's Trip to Europe entsteht mit Die Abenteuer des Herrn Antimarx ein zweiter Wahlwerbe- und Propagandafilm im Auftrag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei für die Nationalratswahl am 9. November 1930: Der Animationsfilm zeigt die Machinationen des politischen Gegners und verulkt den antimarxistischen Spießer, das Gebaren der Heimwehr und namentlich den Saubermann Strafella. In Mr. Pim's Trip to Europe will sich der Herausgeber des «Springfield News Chronicle» selbst ein Bild machen. Er kündigt Originalberichte aus einer Stadt an, die dem Untergang geweiht ist. Elias Pim reist nach Wien. Ein Umerziehungsprozess beginnt, der mit einem Telegramm an seine Zeitung endet, das die Arbeit der roten Stadtverwaltung in ihrem Kampf wider die Unkultur vorbehaltlos lobt. Als sozialdemokratischer Werbefilm weist Mr. Pim zwei Besonderheiten auf. Mr. Pim stellt den ausgeprägtesten Versuch dar, in Österreich einen eigenen sozialistischen (Spiel-)Film herzustellen. Das zweite hervorstechende Merkmal liegt in der Geräumigkeit der Dramaturgie: Alt und Neu werden gegeneinander abgewogen. Beide Zeitalter übersetzt Mr. Pim entlang einzelner Argumentationsketten in Bilder. Elend, Verwahrlosung, Selbstenteignung werden binnen kleiner Parabeln vorgeführt. Die Aufhebung der Missstände im Roten Wien beeindruckt, das Bewusstsein über deren Existenz müsste aber Motor für weitere soziale Anstrengungen bleiben. Wien: Das Leichenbegängnis des Reichstagsabgeordneten Franz Schuhmeier wurde 1999 am Wiener Flohmarkt als vollständige Nitrokopie aufgefunden und vom Filmarchiv Austria restauriert.

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