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Filmkritik

Die unglaubliche Entführung des Charlie Chaplin: Lösegeld für Funny Bones

Während man sich im österreichischen Film mit der Entführung lebender Persönlichkeiten begnügt (Stichwort: Elfriede Ott), geht man in Frankreich einen Schritt weiter – und zwar in Richtung Friedhof.

06/08/2016, 12:20 PM

So unglaublich es klingen mag: dieses Kidnapping hat drei Monate nach Chaplins Tod im Dezember 1977 tatsächlich stattgefunden. Dabei gab der bestattete Komiker das perfekte passive Opfer ab und stand im Mittelpunkt eines skurrilen Verbrechens - was ihm bestimmt gefallen hätte. Zwei Immigranten, einer aus Polen, der andere aus Bulgarien, buddelten damals den Sarg aus und forderten für die Rückgabe der sterblichen Überreste bei Chaplins Familie Lösegeld. Der Coup scheiterte und der berühmte Tote ist seither in einer einbruchssicheren Gruft bestattet.

Xavier Beauvois, als Regisseur bekannt geworden durch „Von Menschen und Göttern“, hat sich nun durch die damaligen Geschehnisse zu einer fiktiven Geschichte anregen lassen, wobei viele Reminiszenzen an Chaplins große Filme ins Drehbuch miteingeflossen sind. Eddy und Osman sind zwei Männer am Rand der Gesellschaft, die ihren irrwitzigen Plan aus einer finanziellen Notlage heraus entwickeln. Noch dazu findet einer von ihnen - der wie immer großartige Benoît Poelvoorde - in der von Chaplin so geliebten Zirkuswelt dann seine Bestimmung als Clown. Das Ende zitiert eine legendäre Szene aus „Limelight“ herbei, wo Chaplin und Buster Keaton ein musikalisches Spaßmacher-Duo abgeben.

Beauvois hatte das große Glück, bei seinem Projekt von Chaplins Nachkommen unterstützt zu werden: so konnte er im originalen Anwesen drehen und auch der Friedhof ist authentisch (das Filmgrab befand sich nur wenige Meter entfernt von Chaplins echter letzten Ruhestätte). Sogar vor der Kamera war ihm die prominente Familie behilflich, denn eine Enkelin und ein Sohn des großen Komikers haben ebenfalls Rollen übernommen.

Der Film ist eine stilvolle Hommage an Chaplins Welt, manchmal gibt Beauvois bei seiner Inszenierung aber leider auch einem Drang zur Behäbigkeit nach. Wenn die beiden Pechvögel nachts im Friedhof ans Werk gehen, sich mit dem Sargtransport abmühen und auf dem stockdunklen Acker ewig lange ein Ersatzgrab schaufeln, erhält man zwar einen guten Eindruck von der Beschwerlichkeit des Unternehmens, leidet jedoch zugleich unter der lähmenden Ausführlichkeit. Außerdem erscheinen die beiden Hauptfiguren wie klassische chaplineske Tramps und wurden etwas zu krampfhaft daraufhin angelegt, unsere Sympathie zu gewinnen, damit sich alles in Wohlgefallen auflösen kann.

Nach dem Abspann zeigen uns übrigens ein paar andere Nachwuchsgangster eine weitere Art des kreativen Kidnappings - und erneut ist Chaplin das Zielobjekt. 7 von 10 Post Mortem-Punkten.

franco schedl

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