© Céline Nieszawer

filmkritik

"120 BPM": Homosexuelle im Kampf gegen Stigmatisierung

"120 BPM" erzählt von den Anfängen der Anti-Aids Aktivistengruppe ACT UP in Paris und wurde in Cannes mit dem Großen Jury-Preis ausgezeichnet.

01/04/2018, 10:44 AM

Paris Anfang der 90er. Als sich die AIDS-Epidemie immer schneller ausbreitet, beschließt eine Gruppe von jungen Homosexuellen, sich zur Wehr zu setzen. Politiker verschweigen das Problem und Pharmakonzerne setzen keine Maßnahmen, um den Virus zu bekämpfen. Im Zentrum der Geschichte stehen Sean (Nahuel Perez Biscayart), Nathan (Arnaud Valois) und Sophie (Adele Haenel), die in ihrem Kampf gegen Stigmatisierung bis an ihre Grenzen gehen.

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Das französische AIDS-Drama von Robin Campillo galt als einer der Favoriten für die Goldene Palme in Cannes, wurde aber schließlich mit dem Großen Jury-Preis ausgezeichnet. Regisseur Campillo und sein Co-Drehbuchautor Philipp Mangeot lernten sich Ende der 80er in der Aktivistengruppe kennen und erzählen über persönliche Erlebnisse in ihrem Kampf gegen die Stigmatisierung von AIDS-Kranken. Diese persönlichen Erfahrungen sind dem Film in nahezu jeder Szene anzusehen.

Klug

Das Drama zeichnet sich vor allem durch die ambivalenten Figuren aus, die bewusst Grenzen überschreiten, um sich Gehör zu verschaffen. Im Gegensatz zu den meisten anderen zeitgenössischen Filmen über Homosexuelle, schafft es Campillo, Charaktere zu zeichnen, die Abseits ihrer Sexualität eine Persönlichkeit besitzen. Anstatt die Aktionen der Aktivisten-Gruppe unreflektiert zu glorifizieren, begegnet er ihnen mit einer kritischen Empathie, womit er es schafft, seinem Thema eine allgemeine Gültigkeit zu verleihen.

Lebensgefühl

Robin Campillo zeichnet ein Portrait einer Aufbruchsstimmung und findet dafür, auch wenn sie unangenehm sind, die richtigen Bilder. Die Kamera ist sehr nah an den Figuren dran und konzentriert sich auf deren Emotionen und Körperoberflächen. Abgesehen von der visuellen Darbietung, ist "120 BPM" auch Soundtechnisch umwerfend, eine zentrale Szene des Filmes bedient sich eines Remix des Klassikers „ Smalltown Boy“ von Bronski Beat und spiegelt das Lebensgefühl der damaligen Zeit wieder.

Körperlichkeit

Das Drehbuch forderte dem Schauspielensemble neben vielen Emotionen auch viel Körperkraft ab, egal ob Tanzszenen im Club oder im Handgemenge mit der Polizei, bei diesem Film wird gezerrt, geschrien und auch ausgiebig geküsst. Vor allem Nahuel Perez Biscayart schockiert mit seiner beeindruckenden Darstellung des körperlichen Zerfalls im Zuge seiner Krankheit.

"120 BPM" ist sowohl ein politisch brisanter Thriller als auch ein emotional aufwühlendes Drama. Großes europäisches Publikumskino.

9 von 10 Herzschlägen

Özgür Anil

120 BPM

— 120 battements par minute

Während die AIDS-Epidemie Anfang der 90er schon fast zehn Jahre wütet, reiben sich die Aktivisten gegen die Stigmatisierung der Erkrankten in Paris in ihren Aktionen auf.

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