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© Sony Pictures

Filmkritik

"25 km/h": Zwei deutsche Easy Mofa-Rider

Ab 30. November bei Amazon Prime Video: Lars Eidinger und Bjarne Mädel begeben sich als zwei ungleiche Brüder auf eine langsame Tour quer durch Deutschland.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/09/2020, 12:06 PM

Kürzlich haben wir Deutschland von oben gesehen, weil Elmar Wepper als grantiger Gärtner mit seiner Propellermaschine in die Luft gegangen ist: „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“. In diesem Film erwartet uns hingegen wieder ein klassisches Roadmovie, denn zwei Brüder jenseits der 40 machen sich mit ihren Mofas auf den Weg durch ihr Heimatland. Bei dieser Reise dauert natürlich alles wesentlich länger als beim fliegenden Mittsiebziger, wie bereits die titelgebende Anzahl der Stundenkilometer verrät.  

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2  Brüder - 1 Kindheitstraum

Georg ( Bjarne Mädel) und Christian (Lars Eidinger) haben einander 20 Jahre lang nicht gesehen, doch auf dem Begräbnis ihres Vaters kommt es zu einer recht handfesten Wiederbegegnung und vor allem in der darauffolgenden alkoholreichen Nacht kehrt die Vergangenheit für sie zurück. Komplett betrunken beschließen sie, einen ihrer Kindheitsträume zu verwirklichen und brechen zu der vorhin erwähnten Deutschland-Tour auf: sie soll vom heimatlichen Dorfbrunnen im Schwarzwald bis an die Ostsee führen.

Die Geschichte selbst kann ja nun wirklich nicht auf Originalität Anspruch erheben: unzählige Filme haben schon ein ungleiches Paar zusammengespannt, das sich auf eine gemeinsame Reise begibt; jeder von ihnen macht unterwegs bedeutsame Erlebnisse und nach der Rückkehr werden beide ihr bisheriges Leben ändern. Außerdem ist Regisseur Marcus Goller offenbar Spezialist für geschwisterliche Roadmovies: erst im Vorjahr hat er in „Simpel“ ein anders Brüderpaar auf die Straßen Deutschlands geschickt.

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Verborgene Talente

Dennoch wird "25 km/h" zu einer sehr erfreulichen Erfahrung: das liegt zunächst am genialen Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller: Mädel ist eher der maulfaule, gedrungene, bodenständige und jähzornig Typ, der wendige lange Lulatsch mit dem Hang zu sarkastischen Bemerkungen und spontanen Aktionen. Der eine ist nie aus dem Geburtsdorf weggekommen und hat sich immer um den Vater gekümmert, der andere hat internationale Karriere gemacht und jettet im Dienst der Hochfinanz atemlos durch die Welt.

Nun offenbaren die Brüder allerlei Talente: sie sind Pingpong-Profis, Stepptanz-Experten und wagemutige Mofafahrer. Während des Trips wollen sie noch ein paar Vorsätze aus Jugendtagen verwirklichen: sich einmal durch die Speisekarte eines griechischen Lokals futtern, eine schlafende Kuh auf der Weide umstoßen und Sex haben (diese Pläne klingen doch tatsächlich stark nach den Phantasien von 15jährigen).

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Etliche Gaststars

Außerdem kann der Film mit ein paar namhaften Gaststars aufwarten: Sandra Hüller ("Toni Erdmann") führt uns zugleich ihre Dialekttauglichkeit vor; Jella Haase steht als Anhalterin mit esoterischen Vorlieben am Wegrand; Alexandra Maria Lara lässt nachts im Gartenpool ihren Emotionen freien Lauf; Wotan Wilke Möhring schließlich trumpft als Kraftprotz auf und rennt wie ein norddeutscher Rambo mit Pfeil und Bogen durch den Wald. Leider sind das alles wirklich nur minimale Rollen, und vor allem Hüller hätte man gern mehr Filmminuten zugestanden.

Dass dann die Konfliktpunkte noch bis in die letzte Konsequenz ausformuliert werden und wir zu sehen bekommen, wie sich eine Problemlösung anbahnt, ist wohl keine so gute Entscheidung:  ein Drehbuch sollte ruhig auch die Einbildungskraft der Zuschauer nicht unterschätzen. Insgesamt lässt sich aber sagen: Wenn Markus Goller weiterhin auf diesem Niveau bleibt, kann er durchaus auch im nächsten Jahr mit einem neuen Roadmovie weitermachen, ohne unsere Geduld übermäßig zu strapazieren.

4 von 5 übereifrigen Polizisten

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