Regarding Buenos Aires

A propósito de Buenos Aires

Argentinien, 2006

FilmIndependent

Min.81

A propósito de Buenos Aires ist ein experimentelles Tableau der argentinischen Metropole und eine verspielte Kinophilosophie über die Vervielfältigung von Perspektiven: Nicht nur die elf Vorstellungswelten des Regie-Kollektivs verweben sich, auch die Imagination der Charaktere greift ineinander. Sie durchleben Situationen ohne Anfang und Ende und verdoppeln das Erlebte durch wiederholtes Rezitieren von Texten aus der argentinischen Literatur. So ensteht durch die Auflösung einer zuordenbaren Erzählinstanz ein urbaner Raum Buenos Aires, erfüllt von Stimmen und Ereignissen, die über das Jetzt und Heute reflektieren - in das auch Fragmente einstiger Stadtmythen hineinragen. Fotografien von Tanzsalons und populären Plätzen aus den 30er Jahren erinnern an ein früheres Buenos Aires, doch als am Ende eine junge Frau in Schuluniform einen bekannten Tango im Playback wiedergibt, tut sie dies am Friedhof. Das Setting des Films folgt dem Konzept der «non lieux» Marc Augés: Öffentliche Plätze wie Haltestellen, Bahnhöfe, Parks, Busse und Flughäfen, die den Fluss einer Stadt anonym aufrecht halten, aber auch leerstehende Wohnungen, baufällige Häuser und der Friedhof vernetzten sich zu lebendigen Schauplätzen. Während ein Stadtbild von Buenos Aires ohne Allegorien und Metaphern entsteht, erwächst dem Mosaik aus oft rätselhaften Situationen und philosophisch-literarischen Zitaten die eigentliche Erzählung des Films: eine ungezähmte Auseinandersetzung mit nationalen Standortbestimmungen. Die narrative Struktur erinnert an die Labyrinthe von Jorge Luis Borges, und an einer Stelle wird Domingo Faustino Sarmiento, der Literat und Staatspräsident (1868-1874) der jungen, vereinten Demokratie Argentinien zitiert. Aber trotz der dichten Referenz auf die literarischen Väter ordnet sich der Film ihnen nicht unter. «Es gibt kein Allerheiligen in Argentinien, weil es keinen Kult um die Vorfahren gibt», heißt es einmal aus dem Off, nachdenklich, aber ohne Wehmut. In der filmischen Logik, der originellen Erzählweise und der mutigen Komposition abseits von jeglichem filmischen Konformismus wird ihr Erbe in A propósito de Buenos Aires vielmehr zum Anlass genommen, neue Perspektiven zu entwickeln. (Verena Teissl)

(Text: Viennale 2006)

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