
"Captain America 4"-Filmkritik: Alarmstufe Rot für Harrison Ford
Von Franco Schedl
Der Captain ist wieder da, obwohl man ihn inzwischen nicht mehr First Avenger nennen kann, weil die Ordnungszahl sich eher im zweistelligen Bereich bewegt. Sam Wilson aka. The Falcon hat sich ja 2021 in der MCU-Serie "The Falcon and the Winter Soldier" endgültig dazu entschieden, Steve Rogers Nachfolge anzutreten und den legendären Schild übernommen. Höchste Zeit somit, dass Anthony Mackie nun endlich mit "Captain America: Brave New World" seinen eigenen Kinofilm erhält. Dabei setzt er die in der Serie begonnene Zusammenarbeit mit dem Sidekick Joaquin Torres (Danny Ramirez) fort.
Ein roter Ross ohne Schnurrbart
Dieses MCU-Werk bringt vor allem Farbe ins Leben: Ein roter Ford Mustang spielt hier zwar keine Rolle, aber dafür ein roter Harrison Ford. Es ist ja schon längst kein Geheimnis mehr, dass der alte Haudegen nicht nur die Nachfolge von William Hurt als General Thunderbolt Ross angetreten und dafür auf einen Schnurrbar verzichtet hat, sondern in diesem Film zugleich auch die Transformation in den Red Hulk vollzieht. Ob sein grüner Artgenosse dann ebenfalls auftaucht, sei hier aber nicht verraten, um die mögliche Überraschung nicht zu verderben.
Ford for President
Zunächst präsentiert sich Ross aber noch in ganz anderer Funktion, denn er hat es tatsächlich geschafft, sich zum US-Präsidenten wählen zu lassen. Was nicht allen zu gefallen scheint – ein erster Anschlag auf sein Leben lässt nicht lange auf sich warten, und Captain America kann sich nicht nur als Ein-Mann-Armee betätigen, sondern wird auch zur Hauptfigur einer echten Polit-Verschwörung, bei der er manches dunkle Geheimnis ans Licht bringt und böse Überraschungen erlebt.
Vor allem muss er eines klären: Ist Ross ein hinterhältiger Taktiker, der seine Machtposition für rücksichtslose Pläne missbraucht und dabei sogar das Risiko eines neuen Weltkriegs auf sich nimmt, oder fällt der Ex-General selbst einem mächtigen Gegner zum Opfer, der noch eine alte Rechnung mit ihm offen hat?
Nelson und Tyler halten die Hulk-Connection aufrecht
Sobald ein Bösewicht gefragt ist, wird es heutzutage fast schon zur Routine, dass man in Hollywood Giancarlo Esposito mit dieser Aufgabe betraut. Hier verkörpert er einen wendigen Söldner, der den Captain sogar ohne Bezahlung abschießen würde, dabei aber natürlich scheitert und einige Narben kassiert. Shira Haas (bekannt aus den Netflix-Serien "Unorthodox" und "Bodies") spielt eine zunächst eher undurchsichtige Sicherheitsbeauftragte und überrascht uns dann mit einer Kampfkraft, die man dieser schmächtigen Figur nicht zugetraut hätte; trotz allem bleibt sie aber eher am Rand des Geschehens. Wie zu erwarten, wird auch auf den "Hulk"-Film von 2008 Bezug genommen. Dadurch kommt Tim Blake Nelson wieder als Mann mit dem großen grünen Gehirn ins Spiel, und weil Ross vor allem eine Versöhnung mit seiner Tochter Betty anstrebt, feiert auch die lange nicht mehr aufgetauchte Liv Tyler ihr Comeback.
Captain Falcons Flugshow
Natürlich wird dem Umstand Rechnung getragen, dass dieser Captain früher The Falcon gewesen ist. Dass er seine leistungsstarken Flügel behalten hat, erweist sich als besonderer Vorteil, wenn es über dem Ozean - an einem Schauplatz, den man aus "Eternals" kennt - zu einer echten Luftschlacht kommt und Cap praktisch eigenhändig Raketen abfängt, falls er nicht gerade auf ihnen surft. Ein Schlagabtausch zwischen dem Titelhelden und dem Roten Hulk bleibt dann fürs Finale aufgespart und fällt entsprechend erderschütternd aus.
Glücksfall Ford
Fords Mitwirken erweist sich als absoluter Glücksfall: Das übliche Marvel-Gedröhne wird durch diesen besonderen Alt-Star sowie den Plot eines Polit-Thrillers veredelt, aber auch Anthony Mackie ist nun definitiv in seine große Heldenrolle hineingewachsen und profiliert sich wohl als künftiger Anführer der neuzugründenden Avengers. Der Anblick des roten Berserkers auf dem umkämpften Dach des Weißen Hauses ist ebenfalls ein starkes Bild. Hoffentlich kommt Trump jetzt auf keine dummen Ideen und will sich einer Gamma-Behandlung unterziehen; jähzornig genug, um jederzeit eine Verwandlung auszulösen, wäre er ja bereits.
3 ½ von 5 Kirschblüten in einer roten Riesenpranke
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