Die Geburt der Nation

BRD, 1973

FilmAvantgarde

Ein klassischer Fall von Demontage des Konstruierten. Zum letzten Mal, so erscheint es uns, wird in Die Geburt der Nation der Versuch unternommen, mit den Mitteln der von Griffith zu Biograph-Zeiten entwickelten Methoden den narrativen Zusammenhang einer filmischen Erzählung zu erzeugen. Ebenso lapidar fundamental wie von sanfter Ironie beseelt, wird innerhalb von 25 Filmminuten der Aufbau und Zerfall einer Staatsgründung erzählt, den sich eine in die Wüste verschlagene Gruppe junger Menschen auferlegt. Vom Scheitern seiner Protagonisten ungetrübt, wendet sich der Film dann im zweiten Teil vehement der Analyse von Potenz und Konsequenzen seiner angewandten erzählerischen Mittel zu; vielleicht sogar um in der eigenen Versuchsanordnung das Analog zum behaupteten Scheitern ganzer Gesellschaften zu finden: Aus enttäuschten Projektionen wurden projizierte Enttäuschungen! Wybornys meisterhaft inszenierte Selbstreflexion filmischer Mittel eröffnet programmatisch eine Diskussion über die Angemessenheit des Aufwandes, den ein repräsentativer Spielfilm meint, betreiben zu dürfen. Wyborny verwertet im zweiten Teil seines Films dessen Reste und extrahiert als Resultat den Differentialquotienten von Handlung: Bewegung bleibt als Ritze in der Zeit sichtbar, alles andere verwandelt sich in einen schwarzen Block. (Heinz Emigholz, 1994) Das Bild ist im letzten Teil von Die Geburt der Nation autonom geworden. Und es gibt eine schöne und souveräne Antwort auf den ersten Teil, in dem es noch als Beweismittel für kinematografische Thesen fungierte. Wybornys überaus ehrgeiziges Experiment, Filmgeschichte nachzuvollziehen, den Film aus der Sackgasse des Narrativen herauszulotsen und ihm eine viel versprechende Zukunft aufzuzeigen, dieses gelungene Experiment hievte Wyborny in die internationale Filmavantgarde und den Film ins deutsche Fernsehprogramm. Wyborny hatte der ersten Avantgarde-Pflicht der neuen Filmkünstler der 70er Jahre genügt. «Das Ziel der Filmkunst ist die Erforschung der Eigenart der Filmkunst selbst», wie Hollis Frampton es formulierte. Wybornys Filme laden ein zum Verweilen, und er lässt hoffen auf ein neues System. Ein nicht-narratives? Die Latenzen, Spannungen und Antagonismen machen Die Geburt der Nation zu Wybornys bedeutendstem Film. (Dietrich Kuhlbrodt)

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