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Filmkritik

"Countdown" auf Netflix: Ablaufende Lebenszeit am Smartphone

Justin Dec schafft es, in seinen Horrorfilm über eine gefährliche App trotz typischen Situationen neue Wendungen einzubauen.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

04/06/2022, 05:35 AM

Es gibt doch für alles und jedes eine App. Warum also nicht auch eine, die den Zeitpunkt unseres Todes vorhersagt?  Das kann wirklich nützlich sein, um zu entscheiden, ob man sich noch eine Pizza bestellen soll, oder lieber gleich einen Ruheplatz auf dem Friedhof. 

Die meisten Hauptfiguren sind hier im Teenageralter, also müsste man meinen, dass sie es mit dem Sterben noch nicht allzu eilig haben. Doch da wir uns in einem Horrorfilm befinden, kennt der Tod keinen Genierer und ihre Zeit ist oft knapp bemessen, wie sie dank App feststellen müssen: der finale Countdown läuft mit letaler Unerbittlichkeit (und gibt entnervende Erinnerungstöne von sich).

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Kein typischer Teenie-Schocker

Auch der Film kommt rasch zur Sache: nach knapp einer Minute wird die App das erste Mal verwendet und nach rund fünf Minuten wissen wir, dass sie tatsächlich funktioniert. Trotzdem führt uns der Beginn zunächst in die Irre, denn auf den ersten Blick würde man meinen, hier erwarte uns wieder einer dieser typischen Teenie-Schocker, in dem junge Menschen reihum dezimiert werden. Bald verlagert sich der Schauplatz hingegen in ein Krankenhaus.

Dort steht der Tod von Menschen aller Altersstufen natürlich an der Tagesordnung, doch als eigentlich Heldin entpuppt sich nun eine junge Krankenschwester (Elizabeth Lail), die von einem verstörten Patienten auf die App hingewiesen wurde und feststellen muss, dass ihre Zeit ebenfalls extrem schnell abläuft. Auch mit ihrer jüngeren Schwester steht es nicht zum Besten, denn die soll sogar noch ein paar Minuten vor ihr das Zeitliche segnen.

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Gevatter Tod austricksen

Der Kampf ums Weiterleben beginnt, doch das ist gar nicht so einfach. Wenn man versucht, sein Schicksal zu beeinflussen und zum Beispiel eine bevorstehende Bahnfahrt absagt oder lieber nicht mit einem betrunkenen Fahrer ins selbe Autor steigt, reagiert die App sehr unwillig und informiert die vermeintlichen Schlauberger, gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen zu haben.

Es wird nicht lange dauern, bis ein paar Geister - vor allem tote Verwandte - auftauchen oder Gevatter Tod persönlich im (Rück)Spiegel erscheint. Da hier Technik im Spiel ist, würde eine weitere logische Konsequenz darin bestehen, die App zu hacken und zu manipulieren. Ob dabei wohl etwas Vernünftigeres herauskommt?

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Zeitgemäßes Update

Drehbuchautor und Regisseur Justin Dec (der bisher nur Kurzfilme gedreht hat) bietet mit "Countdown" ein zeitgemäßes Update der "Final Destination"-Reihe. Es geling ihm, bei Situationen, die man als Horrofan bestimmt schon tausendmal so ähnlich gesehen hat, immer noch überraschend  neue Wendungen einzubauen. Und wer geglaubt hat, noch einen weiteren öden Exorzisten könnte man unmöglich ertragen, wird hier ebenfalls eines Besseren belehrt: es gibt einen absolut schrägen Teufelsaustreiber, der wirkt, als hätte er zu viel Hasch auf der Hostie konsumiert.

Außerdem ist Dec ganz auf der Höhe des #metoo-Zeitalters und schafft es, das Thema von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in der Story unterzubringen; und wie die Betroffene dann letztendlich darauf reagiert, ist ein Beispiel von tiefschwarzem Humor.

Da sagt man immer, das Smartphone trage zur Volksverdummung bei – hier fügt es sich perfekt in einen intelligenten, witzigen und zugleich sehr unheimlichen Film ein.

4 von 5 – 4-3-2-1 Lebenssekunden.

"Countdown" ist auf Netflix verfügbar.

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