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© Warner Bros.

Filmkritik

"Hexen hexen" auf Netflix: Hathaway fängt Kinder in der Mause-Falle

Roald Dahls herrlich gruseliges Hexenmärchen aus den 60er Jahren wurde erneut in einen Film mit hohem Schauwert verwandelt.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/08/2021, 06:16 AM

Normalerweise macht man ja jemanden zur Schnecke, doch sobald man ihn in eine Maus verwandelt, ist eindeutig Hexerei im Spiel. Aber wer sich einen Film mit diesem Titel ansieht, muss ja wohl ahnen, dass da einiges nicht mit rechten Dingen zugehen wird. Kinderbuchautor Roald Dahl, von dem die Vorlage stammt, hatte immer ein ganz besonderes Talent, ausgefallene Geschichten mit viel schwarzem Humor zu erzählen.

 

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Weltverschwörung durch dunkle Magie

Alles beginnt mit einem Diavortrag, bei dem wir erfahren, dass es Hexen tatsächlich gibt. Sie leben wohlgetarnt mitten unter uns und haben ein großes Feindbild: Kinder. Wir hören nur die Stimme des Redners (im Original gehört sie Chris Rock). Er ist bereits ein älterer Mann und will uns seine Geschichte erzählen. 1967 war er noch ein Junge (Jahzir Bruno), der gerade seine Eltern verloren hat und von seiner Großmutter (Octavia Spencer) aufgenommen wird. Als er eines Tages im Supermarkt einer unheimlichen Frau gegenübersteht, die Süßigkeiten anbietet und ihm eine Schlange entgegenstreckt, reagiert seine Oma allergisch. Sie weiß sofort, dass es sich um eine Hexe handelt, weil sie selber in Kindertagen böse Erfahrungen mit diesen Wesen machen musste. Um den Enkel in Sicherheit zu bringen, checkt sie mit ihm in einem noblen Seehotel ein – doch das war keine gute Idee, denn gerade dort tagen die Hexen unter Leitung ihrer Anführerin (Anne Hathaway). Wenig später findet sich der Junge in eine Maus verwandelt wieder und gemeinsam mit zwei weiteren Leidensgenossen sowie Omas Hilfe wollen sie die Hexen stoppen, bevor die mit ihrer Weltverschwörung in Sachen Kinderverzauberung richtig durchstarten können.

 

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Hexenanatomie

Robert Zemeckis („Forrest Gump“, „Zurück in die Zukunft“) bietet uns ein mausterhaftes Horror-Märchen mit perfekt animierten Nagetieren und die spezielle Hexenanatomie kann sich ebenfalls sehen lassen. Die bösen Kreaturen verbergen unter Handschuhen und Perücken ihre Klauenfinger sowie kahlen Köpfe; auch an den Füßen unterscheiden sie sich deutlich von uns, weil sie nur eine übergroße Mittelzehe besitzen. Anne Hathaway legt mit starkem osteuropäischem Akzent eine schrille Performance hin und ihr Gesicht wird oft zu einer Jokergrimasse, wenn sie die Mundwinkel bis an die Ohren hochzieht, um spitze Zähne zu entblößen. Octavia Spencer überzeugt als extrem gutgelaunte und gütige Oma mit Voodoo-Wissen, und Stanley Tucci setzt als überkorrekter Hotelmanager noch komische Akzente.

 

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Frühere Version zum Fürchten

Übrigens hat es bereits 1990 eine geniale und recht gruselige Verfilmung durch den exzentrischen Briten Nicolas Roeg gegeben. Damals enthüllte Anjelica Huston als Oberhexe unter ihrer Gesichtshaut eine schreckliche Fratze, und der schusselige Hotelbesitzer wurde von Mr. Bean persönlich – also Rowan Atkinson – gespielt. Eigentlich genießt diese alte Version ohnehin Kultstatus und auch die Spezialeffekte waren bereits hinreichend ausgereift – in manchen Szenen wirken sie sogar überzeugender als nun 30 Jahre später. Autor Roald Dahl war mit dem Ende des früheren Films jedenfalls unzufrieden. Jetzt gibt es gute Neuigkeiten: Immerhin mag Roeg den Kindern einst viel mehr Angst eingejagt haben, dafür hat sich Zemeckis nun wesentlich stärker an der Vorlage orientiert und bietet kein allzu versöhnliches Happy End. Es sieht sogar ganz danach aus, als hätte sich der Regisseur dadurch die Option für eine Fortsetzung offengehalten.

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Aufstiegs-Chancen

Außerdem kommt in der neuen Version noch eine soziale Komponente hinzu. Die menschlichen Hauptfiguren sind schwarz, und die Großmutter hebt eigens hervor, dass sich Hexen mit Vorliebe unter Angehörigen der armen Schichten ihre Opfer wählen. Als Oma dann im Grandhotel einzieht, ist sie die einzige Schwarze unter den Gästen, denn die anderen Farbigen tragen höchsten Uniformen von Hotelpagen. Wenn sie das Haus am Ende wieder verlässt, haben sich ihre Besitzverhältnisse aber grundlegend geändert. Zum sozialen Aufstieg ist also keine Hexerei, sondern nur ein bisschen Glück und Mut nötig.

3 ½ von 5 überlangen Hexenzehen.

"Hexen hexen" ist derzeit unter dem Titel "The Witches" auf Netflix verfügbar.

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