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Filmkritik

"I Am Mother" auf Netflix: Die Robot-Mama als Helikopter

Die smarte Sci-Fi-Parabel ist ein tolles Regiedebüt und einer der besten Sci-Fi-Filme des letzten Jahrzehnts.

11/23/2021, 06:19 AM

Gott ist tot. Die Menschheit auch. Es lebe die neue Göttin namens Mutter. In einem Hightech-Bunker wird die künstliche Intelligenz, die wir in diesem spannenden Science-Fiction-Kammerspiel nur als Mutter kennenlernen, aktiviert, nachdem draußen die Menschheit ausgelöscht wurde. Sogleich beginnt Mutter mit der Reproduktion menschlichen Lebens. Mit ihr befinden sich 63.000 menschliche Embryonen in der weitläufigen unterirdischen Einrichtung.

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13.867 Tage nach der Auslöschung aller Menschen lebt wieder ein Mensch auf Erden, der schlicht auf den Namen Tochter hört. Das Mädchen (Clara Rugaard) im Alter von etwa 16 Jahren wurde von Mutter großgezogen und erzogen. Der verständnisvolle, aber wenn nötig auch strenge Roboter mit der sanften Stimme von Rose Byrne (im Original, die deutsche Stimme ist Laura Maire) kümmert sich einfühlsam um ihr Menschenkind. Tochter lernt Ballett, bekommt Ethik-Unterricht und bastelt mit ihrer Robot-Mama Origami. Zwischendurch darf sie auch einmal alte Videos auf dem Tablet schauen.

Auf dem viereckigen Roboterkopf mit einem leuchtenden Kameraauge kleben liebevoll platzierte Stern- und Regenbogen-Sticker. Tochter kennt nur Mutter. Es gibt keine anderen Mitbewohner. Sie hat nicht einmal ein Haustier, aber immerhin tausende Brüder und Schwestern in Form von Embryonen. Offenbar hat Mutter keine Geheimnisse vor ihrer Tochter.

Kann Mutter irren oder gar lügen?

Die Außenwelt ist verseucht und Tochter die erste Vertreterin der neuen Menschengeneration, die bald wieder die Erde bevölkern wird. Warum lebt nur sie alleine hier mit Mutter, wenn es doch so viele Embryonen gibt, fragt Tochter einmal. Weil Mutter-sein gelernt sein will, antwortet die künstliche Mama. Bald schon werden auch ihre Brüder und Schwestern heranwachsen und Tochter wird eine große Familie haben. Mama-Ehrenwort!

Doch dann passiert es. Eines Tages taucht eine verletzte Frau (Hilary Swank) vor den Toren des gar nicht paradiesischen Garten Edens auf. Die neugierige Tochter lässt die Frau in den Bunker. Doch mit der namenlosen Frau kommt auch das Misstrauen: Ist Mutter fehlbar? Hat sie sich geirrt? Oder lügt sie vielleicht sogar über die Welt da draußen? Die Zwietracht ist gesät. Die Fremde behauptet Mutter ist ein Monster und versucht ihr Bestes um die Entfremdung zwischen Mutter und Tochter zu ihrem eigenen Nutzen voranzutreiben.

Smarte und spannende Sci-Fi-Parabel

"I Am Mother" ist eine ebenso smarte wie spannende Parabel im Stil von Sci-Fi-Kammerspielen wie "Moon" von Duncan Jones und "Ex Machina" von Alex Garland. Wie bei den genannten Sci-Fi-Meisterwerken handelt es sich auch bei "I Am Mother" um einen bemerkenswerten Debütfilm: Es ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Grant Sputore ebenso wie jenes von Drehbuchautor Michael Lloyd Green. Ausgedacht hat sich die Geschichte aber der Regisseur selbst.

Die spannende Geschichte auf engstem Raum mit nur drei Figuren, wobei eine ein Roboter ist, lebt von im ganzen Film verstreuten Hinweisen und sich abzeichnenden Wendungen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass Mutter auch ihre schrecklichen Schattenseiten hat. Aber dennoch schafft es das smarte Drehbuch immer wieder eine gar nicht so überraschende Wendung doch wieder zu wenden. Im Endeffekt baut sich langsam ein Bild auf, das ebenso verstört wie fasziniert. Dazu trägt neben dem brillanten Drehbuch auch das gelungene visuelle Design des australischen Low-Budget-Films bei.

"I Am Mother" lebt vor allem vom Symbolismus der an sich (und doch wieder nicht ganz so) einfachen Handlung. Die Geschichte ist eine Sci-Fi-Parabel über Unschuld, Abnabelung von Mutter und Kind, falsche Entscheidungen (der Mutter ebenso wie der Tochter), dem Wunsch nach Kontrolle (der schnell zum Kontrollwahn werden kann), aber auch über Vertrauen, das Verlangen nach Gesellschaft (oder die Angst vor Einsamkeit) und letztendlich auch ein – durchaus verstörendes – Plädoyer für den entscheidenden Stellenwert der Erziehung. Jedenfalls ist "I Am Mother" einer der besten Science-Fiction-Filme des letzten Jahrzehnts.

"I Am Mother" ist derzeit  bei Netflix verfügbar.

Was würde passieren, wenn ein Roboter einen Säugling ohne jeglichen menschlichen Kontakt aufziehen könnte? Grant Sputores Film versucht darauf eine Antwort zu geben.

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