"Neo Nuggets"-Filmkritik: Pizzera & Jaus tauchen nach Nazi-Gold
Szene aus "Neo Nuggets"
Die beiden haben es schon wieder getan! Jahrelang sind wir davon ausgegangen, dass sich Paul Pizzera und Otto Jaus ihren Lebensunterhalt mit Musik und Kabarett verdienen, doch seit "Pulled Pork" wissen wir – sie wolle sich auch als Schauspieler einen Namen machen. Zwei Jahre später kehren sie mit "Neo Nuggets" in ihren Rollen als Flo Kienzl und Eddi Kovac zurück und nutzen wieder jede Gelegenheit, zu zeigen, welche coolen Kumpels sie doch sind. Sie haben - abgesehen von unzählbaren "Oida" und "Oasch" -, immer einen fetzigen Spruch auf den Lippen, auch wenn sie dafür mal kräftig eins auf die Nase bekommen.
Szene aus "Neo Nuggets"
Tauchen im Toplitzsee
Der erste Teil hatte mit einem richtigen Cliffhanger geendet: Plötzlich stand die totgeglaubte "Schwester" Samira (Gizem Emre) wieder vor ihnen und richtete noch dazu eine Waffe auf sie. Genau dort setzt sich die jetzige Geschichte fort. Im Verhör mit Polizistin Alice (Silvia Schneider), die zugleich Flos neue Flamme ist, erzählen die zwei ramponierten Hauptfiguren, was ihnen diesmal an unglaublichen Erlebnissen widerfahren ist. Um Samira zu retten, geraten sie zwischen die Fronten von Gangstern und Neonazis und mitten hinein in eine Spionageaffäre. Als Höhepunkt tauchen sie in den Toplitzsee ab, um dort den legendären Nazi-Schatz zu finden – machen aber eine ganz andere Entdeckung, die nicht weniger brisant ist.
Szene aus "Neo Nuggets"
Wilde Trash-Story in der Rückschau
Die Geschichte ist auch diesmal mit einem hohen Trash-Faktor aufgefettet und eigentlich noch übertriebener und wirrer als "Pulled Pork" angelegt. Sie schlägt so viele Haken, dass man kaum den Überblick behält. Zum Teil liegt das aber auch an der Erzählweise, denn ein Film wie "Die üblichen Verdächtigen" hat eindeutig Pate gestanden: Hier wird in der Rückschau eine wilde Story aus Zeugenaussagen rekonstruiert, und man darf sich das Vorgefallene oft selbst zusammenpuzzeln, da Zeitsprünge und ausgelassene Details mitunter auf falsche Fährten lenken.
Szene aus "Neo Nuggets"
Gaststar Fürmann und verzichtbarer Pseudo-Grieche Niavarani
Sogar ein namhaften Gaststar wird geboten, wenn Benno Fürmann als dubioser Doktor in Erscheinung tritt, der sich so zackig benimmt, als hätte er höchstpersönlich den deutschen Gruß erfunden. Dank Michael Rast kehrt zum Glück eine der interessantesten Figuren des ersten Teils zurück und sein "Nogger" genannter Gangster macht hier erneut profitable Geschäfte (immerhin steht er am Ende mit einem vollen Geldkoffer da).
Wirklich verzichtbar wäre Michael Niavaranis Wiederauftritt als griechischer Gastwirt gewesen. Erst vor wenigen Wochen hat Rick Kavanian in "Das Kanu des Manitu" mit aufgesetztem griechischen Akzent unsere Geduld überstrapaziert und es besteht kein Grund, dass uns der "Simpl"-Chef mit genau demselben Hellas-Schmäh jetzt gleich noch einmal nervt. Sowas nennt man schlechtes Timing. Als Nebenfigur nicht unerwähnenswert ist übrigens ein dementer Rentner mit Lasagne-Fixierung und einigen wichtigen Zahlen im Kopf. Eine im Abspann versteckte Szene zeigt dann, dass er auch zugreifen kann, wenn es sich wirklich lohnt.
Szene aus "Neo Nuggets"
Kein Trilogie-Bedarf
Der nächste Anlauf, Comedy-Actionkino made in Austria zu bieten, ist somit noch ambitionierter und (w)irrer als der Vorgängerfilm geraten. "Neo Nuggets" kann sich mit seinen überdrehten Qualitäten durchaus sehen lassen. Der meiste Arbeitsaufwand wurde vermutlich (KI sei Dank?) in den Vorspann investiert, dessen satirische 007-Optik sogar richtige Blockbuster-Stimmung aufkommen lässt. Man hat aber zugleich den Eindruck, dass Eddis und Flos Geschichte nun genügend ausgereizt wurde, und obwohl die eine oder andere Frage offenbleibt, ist kein dringender Handlungsbedarf gegeben, auf eine "Pulled Pork"-Trilogie hinzuarbeiten.
3 von 5 Anfällen von Raucherhusten unter Tauchermasken
"Neo Nuggets" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!
PS. Ein wichtiger Nachtrag vom 31.10.2025: Inzwischen habe ich zwar kein Nazigold gefunden, wurde aber über das Zustandekommen des erwähnten Intros aufgeklärt. Dahinter steckt ein kleines Motion Design und VFX Studio aus Klagenfurt - und keinerlei KI wurde verwendet. Stattdessen investierten die Gestalter "viel Liebe zum (handgemachten) Detail in über 200 Arbeitsstunden (kontrolliert und nicht generisch)". Weiters führen die Intro-Zauberer aus: "Mitte des Jahres hat man bei uns angefragt, ob wir Lust hätten, das animierte Intro zu Neo Nuggets zu gestalten. Dabei wurde uns nahezu freie Hand und ehrliches Vertrauen seitens der Produktion zugestanden, was sehr selten der Fall ist. Dafür waren wir sehr dankbar. Und gerade deshalb war es uns auch so wichtig zu zeigen, was wir, und nicht die KI, so drauf haben."