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Filmkritik

"Plagi Breslau – Die Seuchen Breslaus": Grausame Morde nach bewährt alter Methode

Ein actionstrotzender und sehr grausiger Krimi von Netflix über einen Serienkiller und zwei eigenwillige Ermittlerinnen.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

04/27/2020, 07:12 AM

Der Titel scheint viel zu versprechen und man erwartet sich endlich einen passenden Seuchenfilm für unsere Zeit. Doch bereits nach wenigen Minuten ist klar: von einer auf dem Marktplatz herumliegenden Rinderhaut geht keine gesundheitliche Bedrohung aus – zumindest nicht für die Menschen rundum. Beeinträchtigt war bloß einer: nämlich jener gefesselte Mann, der in die Haut eingenäht wurde. Durch Sonneneinstrahlung hat sich das Leder dann zusammengezogen und das bedauernswerte Opfer ist jämmerlich erdrückt bzw. erstickt worden.

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Punkige Ermittlerin als polnische Salander

Fehlanzeige somit. Dieser Film beschreibt keineswegs den Ausbruch einer Pandemie in Breslau (polnisch Wroclaw), sondern erweist sich als grausiger Ableger des beliebten Serienkiller-Genres ganz in der Tradition von Finchers „Sieben“. Sobald die ermittelnde Beamtin von der Mordkommission mit ihrem eigenwilligen Haarschnitt und einer rotzigen Punk-Attitüde den Leichenfundort betritt, kommt hingegen auch gleich eine Lisbeth Salander-Stimmung auf, womit bewiesen wäre, dass nicht nur schwedische Krimiautoren über eigenwillige Heldinnen verfügen. Diese Helena (Malgorzata Kozchowska) wirkt immer so, als würde sie gleich einschlafen (vielleicht, weil sie unter schweren Medikamenten steht?) und wenn sie mal daheim die Tauben auf dem Fensterbrett füttert, kann sie durchaus in krampfhaftes Schluchzen ausbrechen.  Sie leidet also offensichtlich unter großer psychischer Belastung. Und das Morden geht weiter, denn am nächsten Tag gibt es pünktlich zur selben Zeit ein neues grässlich zugerichtetes Opfer.

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Morde mit historischer Methode

Als ob Helena nicht schon sonderbar genug wäre, reist wenig später eine Profilerin (Daria Widawska) aus Warschau an, die sich ebenfalls reichlich seltsam verhält, aber zumindest ein weiblicher Sherlock Holmes sein dürfte. Sie kann sofort Tathergänge rekonstruieren und hat binnen kürzester Zeit herausgefunden, welche Methode hinter dem Wirken des Serienkillers steckt: da wiederholt  jemand eindeutig eine Exekutionsreihe, die einst im 18. Jahrhundert in Breslau stattgefunden hat. Während einer Woche (ausgenommen Sonntag) wurde täglich ein anderer „Sünder“ sehr einfallsreich zu Tode gebracht. Der Mörder hat also wohl einen Rachefeldzug gestartet, durch den er möglichst viel Aufsehen erregen will, und den Ermittlerinnen stehen noch etliche Überraschungen bevor.

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Starke Frauen und viel Blut

Diese polnische Netflix-Produktion stammt zwar schon aus dem Jahr 2018, ist aber erst jetzt auf dem Streaming-Portal verfügbar. Sehr effektvoll inszeniert Patryk Vega das grausige Mordrätsel und setzt dabei ganz auf seine einprägsamen beiden Hauptdarstellerinnen. Abgesehen vom schauspielerischen Können verlässt sich der Regisseur zugleich aber auf eklige Spezialeffekte und Leichendummies: alles soll möglichst brutal und blutig wirken. Wenn etwa jemandem mit einem schweren Hammer der Schädel eingeschlagen wird, hält die Kamera voll drauf und außerdem bekommen wir auch die Szenen im Sektionssaal (seziert werden die Toten übrigens ebenfalls durch eine resolute Frau) in genüsslicher Breite geboten: Brustkörbe werden geöffnet und Schädeldecken abgesägt, um das Gehirn freizulegen. Auch Actionszenen wurden gleichermaßen spektakulär und einfallsreich umgesetzt: da galoppiert etwa ein Pferd in äußerster Panik durch die Hauptverkehrsstraßen Breslaus, und welches Chaos mit Blech- und Personenschaden dabei entsteht, erleben wir hautnah mit. Das sadistische Treiben erhält dann noch eine Art Rechtfertigung, weil durch die Rache zugleich gesellschaftliche Missstände angeprangert werden sollen; aber auch das Privatleben der Figuren spielt eine wichtige Rolle, und vor allem Helenas komplizierter Charakter wird einer schweren Probe unterzogen.

Fazit: Keine Seuche und kein Virus weit und breit, dafür aber viel Gore nebst permanenter Spannung - und das ist doch auch etwas Erfreuliches für GenrefreundInnen. Nur die Unbehagen erzeugen wollende Musik ist manchmal zu aufdringlich eingesetzt und überlagert fast den Ton (zumindest in der deutschen Synchrofassung).

3 ½ von 5 weitverstreuten Leichenteilen

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