Carey Mulligan und Zoe Kazan in "She Said". Die Filmkritik

Carey Mulligan und Zoe Kazan in "She Said". Die Filmkritik

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Filmkritiken

"She Said": Packendes Enthüllungsdrama um Weinstein-Skandal

In "She Said" spielen Carey Mulligan und Zoe Kazan zwei New York-Times-Journalistinnen, die den Weinstein-Skandal aufdecken.

von Oezguer Anil

12/01/2022, 08:00 AM

Im Herbst 2017 wurde durch die #MeToo-Bewegung weltweit einer der wichtigsten gesellschaftlichen Reflexionsprozesse der letzten Jahre in Gang gesetzt. Der von der afroamerikanischen Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufene Begriff erhielt vor allem durch die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Filmproduzenten Harvey Weinstein große Aufmerksamkeit. "She Said" erzählt die Geschichte hinter der journalistischen Arbeit, die dazu führte, dass der Weinstein-Skandal an die Öffentlichkeit gelang.

Im Zentrum des Films stehen die New-York-Times-Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor. Twohey schrieb im Vorfeld bereits einen Artikel über die Vorwürfe von sexuellem Missbrauch gegen Donald Trump, doch auch ihre Enthüllungen reichten nicht aus, um seinen Wahlerfolg aufzuhalten. Als Kantor merkt, dass im Zuge ihrer Recherchen zu Vergewaltigungen in der Filmbranche keine der Betroffenen mit ihr reden will, schließen sich die beiden Frauen zusammen und beschließen ein Sprachrohr für die Opfer von sexueller Gewalt zu werden.

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Wird der Film Weinstein-Prozess beeinflussen?

In Hollywood gibt es eine lange Tradition an Filmen über Journalismus. Erst 2015 wurde mit "Spotlight", ein Film über InvestigativjournalistInnen des Boston Globe, die 2001 sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche aufdeckten, als bester Film bei den Oscars ausgezeichnet. Was "She Said" jedoch von vielen anderen Journalismus-Filmen unterscheidet, ist, dass der aufgedeckte Fall während des Kinostarts vor Gericht verhandelt wird.

Harvey Weinsten wurde in einem ersten Prozess im Februar 2020 zu 23 Jahren Haft verurteilt und sitzt derzeit in Los Angeles wegen weiteren Vorwürfen vor Gericht. Die Richterin des Prozesses wies die Geschworenen dazu an, nicht den Trailer zu "She Said" zu schauen, da sie fürchtete, der Film könnte sie zu sehr beeinflussen.

Wie wurde der Weinstein-Skandal aufgedeckt?

Die gesellschaftliche Aktualität macht "She Said" zu einem sehr speziellen Kinoerlebnis. Als ZuseherIn vergleicht man ständig sein eigenes Wissen über den Fall mit den neuen Informationen, die im Film präsentiert werden. Man wird mit Namen von berühmten Schauspielerinnen konfrontiert, die eine zentrale Rolle in den Recherchen einnehmen. Erschreckend ist dabei, wie viel Angst die Frauen im Vorfeld der New-York-Times-Enthüllungen hatten. Selbst Stars wie Gwyneth Paltrow wurden durch den Machtmissbrauch in der Branche derart eingeschüchtert, dass sie lange Zeit nicht mit den Journalistinnen reden wollten.

Obwohl man weiß, wie die Geschichte am Ende ausgehen wird, schafft es "She Said" dennoch, über zwei Stunden und 15 Minuten hinweg die Spannung zu halten. Das gelingt vor allem durch den authentischen Blick auf die journalistische Arbeit. Die Vorlage für das Drehbuch war das gleichnamige Buch, das Twohey und Kantor 2019 veröffentlicht haben. Während sie an dem Buch schrieben, standen sie in engem Kontakt zu Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, die einen tiefen Einblick sowohl in das Arbeits- als auch Privatleben der Journalistinnen erhielt.

Carey Mulligan und Zoe Kazan in Höchstform

Durch die zahlreichen Fälle von sexuellem Missbrauch, die im Film behandelt werden, gelingt es "She Said", die unterschiedlichsten Aspekte des Themas herauszuarbeiten und einen tiefgreifenden Diskurs zum Thema anzustoßen. Es bleibt spannend, wie dieser Film in Hollywood aufgenommen wird. "She Said" verdient vor allem für das fantastische Drehbuch und die großartigen schauspielerischen Leistungen von Carey Mulligan und Zoe Kazan mehrere Oscar-Nominierungen.

Als Regisseurin fungierte die deutsche Filmemacherin Maria Schrader, die ihren großen Durchbruch mit dem Stefan Zweig Biopic "Vor der Morgenröte" mit Josef Hader in der Hauptrolle hatte. Auf Grund der Corona-Pandemie arbeiteten ein Großteil der New-York-Times-JournalistInnen im Homeoffice, weshalb Schrader und ihr Team die Chance hatten, in den echten Redaktionsräumen der "New York Times" zu drehen.

Regisseurin Maria Schrader

"She Said" ist vermutlich einer der gesellschaftlich relevantesten Filme, die dieses Jahr in Hollywood produziert wurden. Auch ein mittelmäßiger Film mit dieser Thematik hätte für großes Aufsehen gesorgt, doch "She Said" gibt sich nicht mit einem skandalträchtigen Thema zufrieden. Schrader erzählt mit großer Kunstfertigkeit von Verleugnungen, deren gesellschaftliche Tragweite erst klar wird, nachdem die Mauer des Schweigens durchbrochen wurde.

"She Said" ist aktuell in den Kinos zu sehen.  Hier geht’s zu den Spielzeiten.

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