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Filmkritik

"The Hole in the Ground": Mutter-Kind-Horror

Regisseur Lee Cronin inszeniert in seinem ersten Langfilm ein genau durchdachtes Psychodrama mit starkem Horroreinschlag.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/02/2019, 06:14 AM

"Kommt Ihnen Ihr Kind manchmal auch so fremd vor?", fragt die junge Mutter eine andere Frau. Und die antwortet ganz harmlos: "Aber sicher, erst können sie die reinsten Engel sein und dann wieder kleine Teufel." Doch die Frage war ganz anders zu verstehen, dann Sarah hat den quälenden Verdacht, dass ihr kleiner Sohn Chris seit kurzem gegen einen dämonischen Doppelgänger ausgetauscht wurde.

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Ist das noch dasselbe Kind?

Der Junge hat plötzlich keine Angst vor Spinnen mehr, entwickelt andere Essensvorlieben und kann sich an ein beliebtes Spiel nicht mehr erinnern. Die alleinerziehende irische Mutter ist mit Chris, nach der Trennung von ihrem Mann, in ein abgelegenes Haus am Waldrand gezogen und dort nimmt ihr Verhältnis zum dem Kind immer beunruhigendere Formen an. Im Wald befindet sich ein tiefes kraterförmiges Loch und Sarah ist überzeugt, dass es in engem Zusammenhang mit dem angeblich veränderten Jungen steht. Noch dazu lebt auf dem benachbarten Grundstück eine offenbar geistig verwirrte Frau (Aki Kaurismäkis Lieblingsdarstellerin Kati Outinen), die einst ebenfalls behauptet hat, ihr Sohn sei nicht der Echte - was damals einen Klinikaufenthalt und den tragischen Tod des Jungen zur Folge hatte.

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Geister oder Wahnvorstellungen?

Regisseur Lee Cronin inszeniert in seinem ersten Langfilm ein genau durchdachtes Psychodrama mit starkem Horroreinschlag ("Der Babdook" auf Irisch sozusagen). Je nach Geschmack kann der Zuschauer das Geschehen als echten Eingriff durch eine höhere böse Macht interpretieren (immerhin sind wir in Irland, wo angeblich Kobolde und anderen mythische Kleinelebewesen besonders häufig gesichtet werden) oder - was noch plausibler klingt - die Handlung als Abdriften der Mutter in immer stärkere Wahnvorstellungen auffassen (dummerweise setzt sie auch das verordnete Medikament ab).  Weshalb es zur Trennung von ihrem Mann gekommen ist, wird niemals deutlich ausgesprochen, doch es ist klar, dass unschöne Erfahrungen damit verbunden sind; als Erinnerung daran trägt die Frau eine große Narbe auf der Stirn. 

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Befreiung aus dem Loch im Boden?

Durch das Zusammentreffen unglücklicher Umstände ist bei ihr einiges in geistige Schieflage geraten und das psychische Unbehagen wird in entsprechende Bilder umgesetzt:  heftig flackernde Neonröhren lassen zum Beispiel die psychische Extremsituation der Frau augenfällig werden. Mit ähnlich perfekt kalkulierten Effekten zieht uns Cronin immer stärker in eine Welt hinein, die bereits im Vorspann auf dem Kopf zu stehen scheint - und in der ersten Szene treffen wir Mutter und Kind auf einem Rummelplatz, wo sich das Gesicht des Jungen im Spiegelkabinett grotesk verformt. Die Verfremdung ist also von Anfang an ein unübersehbares Motiv (beim Verlassen der Vergnügungsstätte hängt dann noch dazu drohend der große Totenkopf einer Geisterbahn über ihnen). Das titelgebende Loch im Boden ist selbstverständlich auch als Grab zu verstehen: tatsächlich heben die Figuren sehr oft Gruben aus oder werden mit Erde bedeckt, und im Finale findet sich Sarah in einer unterirdischen Begräbnisstätte wieder.  Ob sie sich wieder freischaufeln kann und eine Wiederauferstehung im wörtlichen und übertragenen Sinn erlebt, muss sich schon jeder selber im Kino anschauen.

3 1/2 von 5 befremdlichen Spiegelbildern

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