Hugh Jackman setzt in "The Son" alles daran um seinen Sohn zu retten.

Hugh Jackman setzt in "The Son" alles daran um seinen Sohn zu retten.

© Leonine

Filmkritiken

"The Son": Hugh Jackman kämpft um seinen Sohn

In seinem neusten Familiendrama "The Son" setzt Hugh Jackman alles daran, um seinen Sohn glücklich zu machen

von Oezguer Anil

01/27/2023, 07:28 AM

Peter (Hugh Jackman) ist ein New Yorker Anwalt, dessen Leben perfekt scheint. Seine Ehefrau Beth (Vanessa Kirby) hat gerade ihr erstes gemeinsames Kind bekommen und in der Arbeit stehen alle Zeichen auf Beförderung, doch eines Tages klopft seine Ex-Frau Kate (Laura Dern) an die Tür und alles ändert sich. Nicholas (Zac McGrath), sein siebzehnjähriger Sohn aus erster Ehe, verhält sich in letzter Zeit seltsam. Er geht nicht mehr zur Schule, hat keine sozialen Kontakte und benimmt sich auch gegenüber seiner Mutter immer feindseliger.

Um die Lage in den Griff zu bekommen, zieht Nicholas bei seinem Vater ein und wechselt die Schule. Während Peter versucht, die Probleme seines Sohns in den Griff zu bekommen, reißen alte Wunden auf und die zerrüttete Familie muss sich ihren größten Ängsten stellen.

ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Von der Bühne auf die Leinwand

"The Son" basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück des französischen Autors Florian Zeller. Der 42-Jährige hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer Größe in der Theaterwelt entwickelt. Der große Durchbruch gelang ihm vor allem mit seinem 2012 erschienenen Stück "The Father". Die Geschichte rund um einen Demenz-kranken alten Mann wurde auf den großen Bühnen der Welt aufgeführt und wurde vom "Times-Magazin" zu einem der besten Theaterstücke des Jahrzehnts gekürt. 2020 verfilmte Zeller "The Father" und erhielt dafür den Oscar für das beste Drehbuch. Anthony Hopkins wurde für seine berührende Leistung mit dem Preis als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Nach diesem fulminanten Regiedebüt wartete die Filmwelt gespannt darauf, was Zeller als nächstes auf die Leinwand bringen würde. "The Son" bildet gemeinsam mit "The Father" und dem noch unverfilmten Stück "The Mother" eine Trilogie über instabile Familienbeziehungen, die einem vor unlösbare Dilemmata stellen. Die Geschichten sind jedoch nicht miteinander verknüpft, sondern bilden nur einen thematischen Rahmen für Zellers Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen.

Hugh Jackman kämpft für seinen Sohn

Das Familiendrama fackelt nicht lange, sondern kommt schon mit der ersten Szene auf den Punkt. Man wird direkt in die Welt von Peter hineingeworfen, in seiner Welt haben Arbeit und Leistung einen hohen Stellenwert, aber er versucht auch ein liebevoller Familienvater für beide seiner Söhne zu sein. Es ist zunächst unklar, ob Nicholas Stimmungsschwankungen normal für einen pubertierenden jungen Mann sind oder ob größere psychische Probleme dahinter stecken.

Die Geschichte schafft es gekonnt, Schicht für Schicht die Vielfältigkeit der Figuren herauszuarbeiten und immer neue Aspekte in der Vater-Sohn-Beziehung zu beleuchten. Durch die sich immer mehr zuspitzenden Konflikte mit Nicholas gerät auch die Idylle zwischen Peter und Beth ins Wanken. Das Dickicht an widersprüchlichen Emotionen wird immer undurchdringlicher und es stellt sich die Frage, ob Liebe ausreicht, um all diese Probleme zu lösen.

Viele Dialoge

Wer "The Father" gesehen hat, weiß, was für ein genialer Autor Zeller ist, doch leider kommt der zweite Film des Franzosen nicht an sein vorheriges Werk ran. Das hat vor allem damit zu tun, dass Zeller diesmal die Fantasie des Publikums stark einschränkt. Die Handlung verläuft geradlinig und auch wenn immer wieder kleinere und größere Überraschungsmomente eingestreut sind, wirkt der Verlauf sehr konstruiert.

Im Gegensatz zum gleichnamigen Theaterstück lässt der Film die emotionale Wucht vermissen, die Peter aus seinem Alltag reißt und mit den fundamentalen Fragen des Lebens konfrontiert. Zeller tappt dabei in die gleiche Falle, in die seine Kollegen Martin McDonagh und Kenneth Lonergan – beides Theaterautoren, die später ins Filmfach wechselten – in ihren frühen Arbeiten auch geraten sind. Die Handlung wird zur Gänze durch Dialoge vorangetrieben, dadurch ähneln sich alle Szenen sehr stark und das Gefühl von Redundanz stellt sich ein.

Zeller hat es hier nicht geschafft, sich die Gestaltungsmittel des Mediums anzueignen. Kameraausschnitt, Montage, Zeit und Raum dienen lediglich der Verdeutlichung des gesagten, weshalb große filmische Momente hier vollkommen fehlen.

Kitschgefahr

Ein großes Problem von "The Son" ist auch die Inszenierung des von Zen McGrath gespielten Sohnes. Haltung, Kleidung, Make-up und Spiel des Darstellers posaunen schon auf hundert Meter Entfernung den Subtext der Figur heraus. Nicholas wirkt wie die depressive Nebenfigur in einem schlechten Teenie-Film, bei dem man genau das bekommt, was man sieht. Das nagt an der Glaubwürdigkeit der Geschichte. Depressionen sind eben nicht nur an dunkler Kleidung und langen Haaren zu erkennen, sondern verstecken sich oft hinter einem Lächeln oder der Beteuerung, dass alles in Ordnung sei, alles Eigenschaften die Nicholas leider nicht besitzt.

Hugh Jackman hingegen brilliert als engagierter Vater. Er lässt hinter seine harte Schale blicken und verbindet Körperlichkeit mit emotionaler Bandbreite. Als Jackman erfuhr, dass Zeller an der Verfilmung seines Theaterstücks arbeitete, schrieb er ihm eine Mail, in der er ihm erklärte, weshalb er unbedingt die Rolle von Peter spielen möchte. Nach einem ersten Zoom-Gespräch mit dem Regisseur bekam er die Rolle.

Studio-Look

"The Son“ wurde währen der Corona-Pandemie gedreht und das sieht man dem Film auch leider an. Der Großteil der Szenen wurde nicht auf Originalschauplätzen sondern in einem Studio gedreht und auch wenn man es in manchen Kulissen nicht merkt, macht sich die synthetische Herstellung in der Ästhetik bemerkbar. Vor allem in Auto- und Zugszenen wirkt der Studio-Look ungewollt komisch, wodurch man immer wieder aus der Geschichte gerissen wird.

"The Son" ist ein berührendes Familiendrama, das sich nicht vor großen Emotionen scheut. ZuseherInnen mit einem Hang zum Melodrama werden hier bestimmt auf ihre Kosten kommen, leider kann Zeller jedoch nicht an seinen Erfolg mit "The Father" anschließen.

3 Punkte von 5 


“The Son” läuft aktuell in den Kinos. Hier geht’s zu den Spielzeiten.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat