© 2018 Imperial War Museum/Courtesy of Warner Bros. Pictures

Filmkritik

„They Shall Not Grow Old“: Den ersten Weltkrieg in Farbe erleben

Peter Jacksons Versuch, den ersten Weltkrieg erlebbar zu machen, stößt an die Grenzen des guten Geschmacks.

von Oezguer Anil

06/26/2019, 09:54 AM

Zwischen 1914 und 1918 kamen im ersten Weltkrieg über 17 Millionen Menschen ums Leben. Knapp hundert Jahre danach dienen uns Berichte, Fotos aber auch Filmmaterial als wichtige Grundlage, um das Geschehene zu rekonstruieren. Wenn früher noch der Kameramann manuell eine Kurbel drehen musste, um die Filmrollen entsprechend zu belichten, haben wir heutzutage weitaus effizientere digitale Möglichkeiten, um unsere Welt auf Bewegtbild festzuhalten. Während digitale Bildspezialisten futuristische Metropolen und fliegende Menschen auf die Leinwand zauberten, blieb die Restauration der historischen Aufnahmen unbeachtet. „Herr der Ringe“ – Regisseur Peter Jackson wühlte in den Archiven der Museen und hat nun versucht, das hundert Jahre alte Filmmaterial mit seinem Team auf den technischen Stand von heute zu bringen.

Restauration

 

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Schwarz-weiß, unscharf, grobe Filmkörner und ohne Ton, so lag das von unterschiedlichsten Kameramännern gedrehte Filmmaterial ein Jahrhundert lang in den Archiven der Museen herum. Jackson und sein Team säuberten zunächst die beschädigten Aufnahmen und machten sie schlussendlich zu farbigem 4K 3D – Material. Die Dokumentation sollte eigentlich nur eine halbe Stunde lang sein und zum hundertjährigen Jubiläum des Kriegsendes veröffentlicht werden, doch Jackson arbeitete immer mehr Details in die Handlung ein, weshalb am Ende ein abendfüllender Film entstand.

Wortfetzen

Neben einem aufwendigen Sounddesign wurden auch Erzählungen von Zeitzeugen auf die Tonspur gelegt. Die Interviews und Erzählungen sollen die Kriegserfahrung der Veteranen erlebbar machen. Leider kommt keiner der Soldaten länger zu Wort als wenige Sekunden, da Jackson sich dafür entschieden hat, seine Handlung auf  der Aneinanderreihung von Wortfetzen unterschiedlichster Ex-Soldaten aufzubauen. So beeindruckend das restaurierte Material auch aussehen mag, erschließt sich einem nicht wirklich die Sinnhaftigkeit der Montage. Mit schnellen Schnitten und der Hilfe von Zeichnungen wird versucht, die Kampfhandlungen erlebbar zu machen, doch das geht mächtig in die Hose. Tote Soldaten und abgetrennte Körperteile verkommen hier zu Attraktionen, die uns schaudern lassen, aber wenig dazu beitragen, um das Grauen des Krieges zu verstehen.

Bedenklich

They shall not grow old“ bietet keine historischen Informationen über die Rahmenhandlung des ersten Weltkriegs, sondern versucht in Hollywoodmanier das Grauen physisch erlebbar zu machen, doch Krieg ist kein Actionfilm – auch wenn man ihn bunt anmalt.

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