Under The Silver Lake

 

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Filmkritik

"Under The Silver Lake": LA als Fiebertraum für Code-Knacker

Ex-„Spider-Man“ Andrew Garfield dringt als Amateurdetektiv auf der Suche nach einer verschwundenen Schönen an immer neue mysteriöse Orte in LA vor.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

02/12/2019, 09:42 AM

Plötzlich ist Sarah weg, wie vom Erdboden verschwunden, und der ziellos dahintreibende Sam hat endlich eine Aufgabe:  er will sie wiederfinden.  Am Vortag hat sich die geheimnisvolle Schöne -  von Sam gierig durchs Fernglas beäugt -  noch am Pool geräkelt und dann war der junge Mann sogar bei ihr eingeladen. Am nächsten Tag ist ihre Wohnung aber leergeräumt und von Sarah fehlt jede Spur. Das könnte der Auftakt zu einer Romanze oder einem Krimi sein, doch dieser Film widersetzt sich solchen schematischen Zuordnungen.

 

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Rätsel für Filmliebhaber

Nach seinem kultigen Horrorfilm „It Follows“ lässt Regisseur David Robert Mitchell nun den wilden Fiebertraum eines Verlierertypen folgen, in dem vor allem die Stadt Los Angeles eine Hauptrolle spielt. Daher ist dieses Werk auch geradezu vollgesogen mit Kino- und Filmerfahrungen: die Wände von Sams Wohnung zieren berühmte Filmplakate („Wolf Man“, „Rear Window“, „Abbott and Costello meet Dr. Jekyll and Mr. Hyde“), seine Mutter empfiehlt ihm übers Handy einen Stummfilm von 1927, im Fernsehen läuft der Monroe-Klassiker „Wie angelt man sich einen Millionär“ (wenn Sarah, das geheimnisvolle Mädchen aus der Nachbarschaft, dann in den Swimmingpool steigt, wurde das genau einer Szene aus Marilyns letztem unvollendeten Film nachempfunden); und in den aktuellen TV-Nachrichten ist immer wieder von einem verschwundenen Millionär und Filmmogul aus LA die Rede.

 

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Die Popkultur als Code-Lieferant

Doch auch die Popkultur wird nicht vernachlässigt: Kurt Cobain taucht mehrfach auf T-Shirts oder Postern auf, ein seltsames Comicbook mit dem Titel „Under The Silver Lake“ scheint jede Menge von Motiven zu enthalten, die dann in Sams Leben ebenfalls eine Rolle spielen – und es ist fast unvermeidlich, dass der frühere „Spider-Man“-Darsteller Andrew Garfield nach einem Comic des Spinnenmannes greift (und am Papier klebenbleibt).

Außerdem muss man hier auch genau auf jede noch so kleine Kritzelei oder sonstige Inschrift achten: gleich zu Beginn sogar spiegelverkehrt, wenn auf einen Hundekiller angespielt wird, der immer wieder zuschlägt. Aber es wird auch richtig paranoid, wenn sogar scheinbar zufällige Ereignisse Hinweise wie Zahlencodes bieten oder rückwärts abgespielte Platten Geheimnisse preisgeben, ein Hobo-Guide klärt über die Bedeutung eines Symbols auf –  und was hat es eigentlich zu bedeuten, dass die schönsten Mädchen immer wie Hunde bellen?

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Verwirrende Hinweise

Unser Amateurdetektiv Sam dringt an immer neue mysteriöse Orte im Stadtgebiet von LA vor und sammelt noch mehr verwirrende Hinweise. Schließlich behauptet der Film, dass es in dieser Welt von unterschwelligen Botschaften nur so wimmelt und wer von uns noch nicht paranoid ist, könnte es bald werden.  Ein seltsamer Comic-Zeichner, an dessen Wänden Lebendmasken von berühmten Personen hängen (gleich neben Grace Kelly findet sich Johnny Depp), ist nie um eine neue Verschwörungstheorie verlegen und glaubt auch an urbane Mythen, wie zum Beispiel an die Eulen-Lady, die nachts nackt unterwegs ist und ihre Opfer durch Halsbisse tötet.

Mitchell hat einen abgründigen, wilden, streckenweise ganz schön unheimlichen und immer herrlich bizarren Film geschaffen. Man fühlt sich wie in einem Traum, aus dem man nicht mehr erwachen kann und es irgendwann auch gar nicht mehr will. Alle, die geradlinig erzählte Geschichten schätzen, werden freilich eher enttäuscht sein. Außerdem ist „Under The Silver Lake“ derart vielschichtig, dass wir beim ersten Anschauen zweifellos etwas überfordern sind. Dafür gibt es dann bei wiederholten Durchgängen immer neue Feinheit, versteckte Anspielungen und Querverweise zu entdecken.

4 ½ von 5 tiefgründigen Geheimpunkten

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