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Filmkritik

"Ungehorsam": Sündige Liebe auf Netflix

Die Romanverfilmung mit Rachel Weisz zeigt das Leben in einer jüdisch orthodoxen Gemeinde.

von Oezguer Anil

04/07/2020, 12:33 PM

Ronit (Rachel Weisz) stammt aus einer jüdisch orthodoxen Familie aus London und arbeitet als Fotografin in New York. Nachdem ihr Vater, ein hochgeschätzter Rabbi, während einer seiner Reden kollabiert und anschließend stirbt, kehrt sie zurück in ihre Heimat. Da sie von ihrem Vater verstoßen wurde und seit Jahren keinen Kontakt zur Gemeinde hat, sind viele über ihr Auftauchen verwundert. Ihr alter Freund Dovid (Alessandro Nivola), der Zögling ihres Vaters, nimmt sie herzlich auf und bietet ihr während ihres Aufenthalts seine Gastfreundschaft an. Dovid ist inzwischen mit Ronits ehemaliger bester Freundin Esti (Rachel McAdams) verheiratet, die nicht gerade erfreut über deren Rückkehr zu sein scheint. Ronit versucht sich in ihrer früheren Heimat wieder zurecht zu finden und wird dabei mit den Lastern ihrer Vergangenheit konfrontiert.

Frei von Klischees

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Ungehorsam“ erzählt eine etwas ungewöhnliche Dreiecksbeziehung, die eine breite Palette an Überraschungen bereithält. Das erste Drittel des Dramas konzentriert sich auf Ronits Schwierigkeiten, sich mit ihrer Vergangenheit auszusöhnen. Die Konflikte zwischen ihr und der konservativen Gemeinde sind jedoch derart charmant in Szene gesetzt, dass sie trotz des schweren Themas immer eine Leichtigkeit behalten. Die Figuren werfen sich ihre unterschiedlichen Weltanschauungen nicht in Schreiduellen an den Kopf, sondern verpacken sie in humorvolle Anekdoten, deren Sinn jedem unmissverständlich klar ist. Nach der Hälfte nimmt „Ungehorsam“ eine unerwartete Wendung, die alle offenen Fragen bezüglich Ronits Vergangenheit beantwortet und gleichzeitig unzählige neue Fragen aufwirft.

Blick von Außen

Das Drama entstand unter der Regie von Sebasitan Lelio. Der Chilene erhielt für seinen Film „Eine fantastische Frau“ auf der Berlinale den Preis für das beste Drehbuch und einen Oscar als bester fremdsprachiger Film. Als das Drehbuch zu „Eine fantastische Frau“ abgeschlossen war, bekam er das Angebot an „Ungehorsam“ zu arbeiten. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Naomi Alderman und obwohl Lelio keinerlei Bezug zur jüdisch orthodoxen Community hatte, fühlte er eine starke Verbindung zu dem Stoff. Entscheidend für seine Zusage war die Chance mit Rachel Weisz zusammen zu arbeiten, die auch als Produzentin an dem Film mitwirkte. Lelio hat bereits seinen Film „Gloria“ als amerikanische Neuverfilmung mit Juliane Moore in die Kinos gebracht und steht in Hollywood hoch im Kurs.

Ensemble

In den Hauptrollen brillieren Rachel Weisz und Rachel McAdams. Bei diesen schwer greifbaren Charakteren wäre es ein leichtes gewesen, über das Ziel hinauszuschießen, doch beide schaffen es, die ambivalenten Gefühle ihrer Figuren in einer psychologisch nachvollziehbaren Weise zu vermitteln. Alessandro Nivola ist als bärtiger Rabbi kaum wiederzuerkennen und vervollständigt mit seinen Stimmungsschwankungen das tragische Trio.

Hoher Anspruch

Ungehorsam“ ist zwar ein solides Drama, das es geschickt schafft, mit der Erwartung des Publikums zu spielen, kommt aber von seiner emotionalen Kraft nicht an die vorherigen Filme von Lelio heran. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass der Chilene die Messlatte für sich selber schon so hoch gelegt hat. Seit 1. April auf Netflix verfügbar.

Ungehorsam

— Disobedience

Eine englische Jüdin kehrt nach Jahren in New York nach London zurück, wo sie als junges Mädchen aus einer orthodoxen jüdischen Gemeinschaft ausgebrochen war.

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