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Filmreview

"Freeheld – Jede Liebe ist gleich": Die B-Seite der Gefühle

Julianne Moore als Kämpferin für die Gleichberechtigung der Homo-Ehe.

04/07/2016, 06:16 AM

Irgendwie kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass man Julianne Moore erst kürzlich in einer ähnlichen Rolle gesehen hat – nur besser. Das war in ihrer Oscar-Performance "Still Alice": Da spielte Moore eine zerbröckelnde Intellektuelle, die ihren messerscharfen Verstand an Alzheimer verlor.

Auch in "Freeheld" setzt sich die Schauspielerin einem tragischen Schicksal aus – diesmal dem Lungenkrebs. Wieder beeindruckt sie durch ihr nuanciertes Spiel, ihr langsames Verglimmen in einer tödlichen Krankheit. Doch wird die Bewunderung dieser Leistung eingedämmt vom Gefühl des Déjà vu, überschattet von einer schematischen Handlung.

"Freeheld" fühlt sich an wie die B-Seite zu dem bei weitem packenderen AIDS-Drama "Philadelphia". Auch hier geht es um das Sterben einer homosexuellen Person, die im Angesichts des Todes ihr Recht einfordert. Nicht zufällig: Das Drehbuch beider Filme stammt aus der Feder von Ron Nyswaner.

"Freeheld" basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich Mitte der Nullerjahre in New Jersey zutrug und bereits Stoff für eine gleichnamige, Oscar-gekrönte Kurz–Doku lieferte.

Die Polizistin Laurel Hester (Moore mit verwegener Fönfrisur à la Farrah Fawcett) versieht 23 Jahre treu ihren Dienst im Polizeirevier. Dass sie lesbisch ist, verschweigt sie lieber – auch ihrem Polizei-Partner Dane Wells (charismatisch: Michael Shannon). Dann verliebt sie sich in die Automechanikerin Stacie Andree, gespielt von Ellen Page. (Deren Coming-out während der Dreharbeiten sorgte übrigens für erheblichen Medienrummel.)

Ein Haus wird gekauft, ein gemeinsamer Hund angeschafft. Allerdings findet das Glück sein jähes Ende, als Hester mit Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert wird. Nicht lange, und die aufwühlende Krebstragödie kippt ins etwas schablonenhafte Gerichtssaal-Drama: Die Polizei versagt Laurel den Pensionsanspruch, weil sie nicht verheiratet ist, sondern "nur" in eingetragener Partnerschaft lebt. Die Bezirkspolitiker – alles stiernackige Republikaner – blasen ins gleiche Horn: Pensionsanspruch für homosexuelle Partner? Wo kämen wir da hin. Das wäre doch eine Verletzung der heiligen Ehe.

Ein Aktivist aus New York greift den Fall auf und überredet Laurel und Stacie zu Auftritten in den Medien. Es ist Steve Carell aus "The Big Short", der sich als flamboyanter Schwuler als echte Fehlbesetzung erweist. Mit seinen übersteuerten Auftritten zerrt er an den Nerven (nicht nur) der Heteros und lässt Hesters straighten Kumpel Wells als den wahrhaftigeren Fürsprecher des homosexuellen Anliegens erscheinen.

Ohnedies ist der Weg zur lesbischen Gleichberechtigung mit pathetischen Reden und gefühliger Hans-Zimmer-Musik gepflastert. Doch die Rührung, die man beim Anblick der sterbenden Julianne Moore, der leidenden Ellen Page und des verzweifelten Michael Shannon empfindet, lässt sich nicht wegleugnen. Wer da nicht weint, hat kein Herz. Zumal der Kampf der Laurel Hester als Meilenstein auf dem Weg zur Legalisierung der Homo-Ehe gilt.

Wenn dann aber im Abspann Fotos von der echten Laurel und ihrer Freundin Stacie eingeblendet werden, hätte man doch lieber die Doku über sie gesehen.

3 von 5 Sternen

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Basierend auf einer wahren Begebenheit erinnert der Film daran, dass es nicht selten einzelne Schicksale sind, die eine ganze Gesellschaft verändern können.

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