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Filmkritik

"Gundermann": Ein Rockstar bei der Stasi

Andreas Dresen bringt die hierzulande vielen unbekannte Lebensgeschichte von Gerhard Gundermann auf die Leinwand.

von Oezguer Anil

09/13/2018, 09:57 AM

Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) gehörte zu den wichtigsten Musikern im Deutschland der Nachwendezeit. Er zeichnete sich durch sein politisches Engagement und seinen Freigeist aus. Unter Tags arbeitete er als Baggerfahrer und abends sang er vor hunderten von Menschen seine selbst geschriebenen Lieder. Von der Bühne in die Grube. So erging es ihm auch zwanzig Jahre nach seinem Durchbruch. In den 90ern gestand er mit der Stasi zusammengearbeitet und seine Freunde bespitzelt zu haben. Der von Andreas Dresen umgesetzte Musikfilm konzentriert sich auf zwei Zeitebenen: Die 70er, in denen Gundermann seine Frau kennenlernt und erste musikalische Erfolge feiert, und die 90er, in denen der Skandal rund um seine Person an die Öffentlichkeit gelangt.

Facettenreich

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In seinem über zwei Stunden langen Werk hat sich Dresen viel vorgenommen. Er möchte nicht nur über den Musiker sondern auch über den Arbeiter, Vater, Ehemann und Aktivisten Gundermann erzählen. Ein Vorhaben, das in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt wäre, doch die Biografie des Ausnahmekünstlers bietet genügend Stoff, um mehrere Spielfilme zu füllen. Die Dichte an liebevoll erzählten Ausschnitten aus dem Leben des Multitalents, sorgt für eine Lebendigkeit auf der Leinwand, die einem jegliches Zeitgefühl nimmt und uns in den Sog der Geschichte zieht. Die Musikszenen machen dem Zuseher das damalige Lebensgefühl erlebbar und dienen als eine Art Chor für das tragische Schicksal Gundermanns.

70er vs. 90er

Durch die Teilung in zwei Zeitebenen gelingt es Dresen, ein Bild von einer sich verändernden Gesellschaft zu zeichnen, ohne dabei verwirrende Vor- und Rückblenden einsetzen zu müssen. Der Zeitgeist aus den 70ern und 90ern findet sich nicht nur in der politischen Gesinnung der Figuren wieder, sondern ist auch liebevoll im Kostüm, Make Up und Szenenbild eingearbeitet. Alexander Scheer zeigt in der Hauptrolle seine ganze emotionale Bandbreite. Die verblüffende Ähnlichkeit zum echten Gerhard Gundermann verleiht seiner schauspielerischen Leistung eine zusätzliche nostalgische Ebene. Der Ost-Berliner Darsteller sang alle Musikstücke selber ein und verwandelte sich voll und ganz in eine Musikikone.

Gestresster Baggerfahrer

Gundermanns Hemmschwelle zum Selbstbetrug ist sehr gering. Er behauptet felsenfest, sich nicht an seine Tätigkeit als Spitzel erinnern zu können und schafft es nicht, sich seine Fehler einzugestehen. Dieser kindliche Trotz nervt sogar den Zuseher, aber nimmt einem nichts vom Sehvergnügen. „Gundermann“ ist ein Film über einen Mann, der mit seinem Bagger in einer Zwickmühle steckt.

7 von 10 Schotterbergen

Özgür Anil

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