Imaginäre Architektur - Der Baumeister Hans Scharoun

Deutschland, 1993

FilmIndependent

Hans Scharoun (1893-1972) hat Häuser
gebaut, in denen sich nicht nur bauliche Substanz und ästhetische
Formen abbilden, sondern auch, wie man in den Gebäuden leben
soll. Diese Abbildung kann nur imaginär sein - wie eine unsichtbare
Schrift an den Wänden abzulesen.
Während der Nazizeit, als moderne Architektur verfemt, das neue
Bauen verboten war und er so gut wie nichts bauen durfte, begann er
zu verwerfen, was er bis dahin gedacht, entworfen und realisiert hatte.
Die Zwangslage, in der sich Architektur wohl immer befindet, war zu
deutlich: Sie ist einerseits vom Geld und den politischen Interessen
abhängig, und sie muss andererseits versuchen, die Baukunst zu
emanzipieren.
Nach dem Krieg wurde er zum großen, innovativen Architekten
der jungen Bundesrepublik, der alles, was mit Bauen zu tun hatte,
noch einmal von neuem zu durchdenken sich vornahm. Das Ergebnis ist
bis heute nicht unumstritten. Mit der Philharmonie und der Staatsbibliothek
in Berlin schuf er enorme öffentliche Bauwerke, die nichts Repräsentatives
vermitteln wollen und jedem Pathos abschwören. Er baute, wie
man sagt, von innen nach außen: um jenen «Raum der Mitte»
herum, der eine Koexistenz von Gegensätzen und Unterschieden,
die auszuhalten wären, heraufbeschwören sollte.
Dass wir versuchen müssen, alles unter einem Dach zu versammeln,
das war seine erste Idee, und die zweite war, dass wir - nach den
geschichtlichen Erfahrungen - verurteilt sind, nur Vorläufiges
zuwegezubringen.
«Hauptsache Bewegung» war sein Motto, und das buchstäblich.
In der Tat gibt es keinen zweiten Architekten, in dessen Bauwerken
man einen vergleichbaren starken Impuls verspürte, sich in Bewegung
zu setzen. (Hartmut Bitomsky)

Hartmut Bitomsky rekapituliert den Lebensweg des Baumeisters chronologisch
anhand ausgewählter architektonischer Beispiele: hoffnungsvoller
Aufbruch und erste Projekte in den 20ern, erzwungener beruflicher
Rückzug und innere Emigration während des Nationalsozialismus,
schließlich offizielle Würden als Stadtbaurat und Professor
im Nachkriegsberlin. Niemals fällt der Regisseur dabei in einen
altklugen, populärwissenschaftlichen Duktus: Die Berichte Dritter
lässt er meist unkommentiert, hin und wieder stellt er Fragen,
leise und unaufdringlich wie die wenigen, nachträglich beigemischten
Off-Texte. (Claus Löser)

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