Kunst-Stücke: Nachruf für einen Mörder

A, 1991

Film

Eine TV-Collage von Michael Haneke

Min.111

Die TV-Collage NACHRUF FÜR EINEN MÖRDER (1991), von Michael Haneke im Auftrag des ORF für die Kunst-Stücke produziert, ist sein bis dato einziges televisionäres Experiment. Dennoch schmiegt sich dieses Experiment einerseits filmografisch an seine »Kinotrilogie der emotionalen Vergletscherung« an - DER SIEBENTE KONTINENT (1989), BENNYS VIDEO (1992), 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS -, andererseits lässt sich die TV-Collage als kulturpessimistische Variante der Medienkunst der 1970er-Jahre denken. Ausgangspunkt von NACHRUF FÜR EINEN MÖRDER ist ein Blutbad, dessen Tatbestand sachlich auf einem Insert am Anfang beschrieben wird: »Am 8.9.1990 schoss der 21-jährige Felix Zehetner aus Wien-Floridsdorf auf seine schlafenden Eltern, richtete auf der Party benachbarter Freunde ein Blutbad an, streckte zwei Polizisten nieder und tötete anschließend sich selbst. Fazit des Amoklaufs: sechs Tote, vier lebensgefährlich Verletzte.« Drei Tage später folgte ein von Josef Broukal mitunter in pastoralem Ton geleiteter Club 2 zum Thema »Töten statt Reden - Über den jugendlichen Gewaltrausch«, in dem Bekannte des Täters, Freunde von Opfern, eine Volksschuldirektorin, ein Inhaber eines Wiener Waffengeschäftes, eine Street-Workerin, ein Kriminalbeamter und ein Psychiater zu Gast waren. Dieser Club 2 und sämtliche anderen TV-Sendungen von FS1 und FS2 des 11.9.1990 bilden das Basismaterial der Collage, wobei Haneke die Länge, Position und Häufigkeit proportional zu ihrem tatsächlichen Vorkommen an diesem Sendetag montiert. Auf der Bildebene dominiert dabei die drei Mal immer schneller werdende Abfolge des Sendetages, während die Gespräche des Club 2 auf der Tonebene zu hören sind, die letztlich auch die Oberhand behalten. Die Einheit von Bild und Ton bleibt nur dann gewährleistet, wenn die Gäste des Club 2 tatsächlich auch im Bild sind, was vorwiegend bei Wortmeldungen des Psychiaters (Stephan Rudas) passiert. Reale Ereignisse und Fernsehwirklichkeit kommen hier zur Deckung bzw. das Medium attackiert sich selbst. (Christa Benzer/Dietmar Schwärzler)

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