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filmkritik

"Loveless": Suche nach dem ungeliebten Sohn

Das neue Werk von Andrey Zvyagintsev gewährt einen tiefen Einblick in menschliche Abgründe.

03/29/2018, 02:21 PM

Zehnya ( Maryana Spivak) und Boris (Aleksey Rozin) wollen sich trennen. Beide sind inzwischen mit ihren neuen Partnern glücklicher als in ihrer Ehe, Boris erwartet sogar ein Kind von seiner neuen Liebe. Das Einzige, was sie noch zusammenhält, ist ihr Sohn Aljoscha, doch keiner will nach der Trennung die Verantwortung für den 12 jährigen übernehmen. Als er spurlos verschwindet, beginnt eine nervenaufreibende Suche, die uns in das Herz von Russland führt.

Moralisches Dilemma

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Loveless“ gehört zu den großen Highlights des Kinojahres. Der Thriller schafft es, seine intellektuell anspruchsvollen Thesen mühelos in eine sowohl spannende als auch einfache Geschichte zu verpacken. Die Suche nach einem verschwundenen Kind kennen wir bereits aus dutzenden anderen Filmen, doch die Art und Weise, wie Zvyagintesv seine Geschichte erzählt, ist atemberaubend. Der russische Regisseur brilliert durch eine unfassbar genaue Inszenierung, bei der man als Zuseher den Posten des ermittelnden Polizisten einnimmt. Man ist dazu gezwungen, seinen moralischen Standpunkt zu definieren und sich, abgesehen von den agierenden Figuren, mit seinen eigenen Dämonen zu befassen.

Starregisseur

Hauptverantwortlicher für den packenden Thriller ist der russische Regisseur Andrey Zvyagintsev. Sein 2014 veröffentlichtes Drama „Leviathan“ gehört zu den großen filmischen Meisterwerken der letzten 20 Jahre, doch auch schon davor gehörte er zur Spitze des europäischen Kinos. Dabei drehte er seinen ersten Spielfilm erst im Alter von 41 Jahren. Jedes seiner fünf Kinofilme zeichnet sich durch eine perfekte Inszenierung und wunderschöne Kameraarbeit aus. „Loveless“ wurde zwar in Moskau gedreht, aber entstand ohne finanzielle Unterstützung des russischen Kulturministeriums. Nach dem Welterfolg des vom Kreml kritischen aufgenommenen „Leviathan“ wünschte sich das Kulturministerium vom Produzenten, in Zukunft solche Filme zu unterlassen, daraufhin beschloss er für den nächsten Film ausländische Geldgeber zu suchen. Bei all der Vielschichtigkeit in Zvyagintsevs neustem Werk wäre es jedoch fatal, ihn auf seine Putin-kritische Haltung zu reduzieren.

Bergmann als Vorbild

Die Geschichte von der Suche nach dem verschwundenen Jungen ist voller Metaphern und Symbole, die eine Allegorie auf die russische Gesellschaft bilden. Aus den Radios und Fernsehern ertönt die Propaganda der Staatsmedien, die den Rahmen definieren, in dem das tragische Familienschicksal stattfindet. Eine durch und durch triste Stimmung dominiert den Alltag der Figuren. Inspirieren ließ sich der russische Filmemacher von Ingmar Bergmanns Ehedrama „Szenen einer Ehe“: „Ich will, dass man diesen Film mit Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman in Verbindung bringt. [...] Seine Figuren sind denkende und kommunizierende Menschen. All seine Szenen belegen, dass weder Intelligenz noch Analysefähigkeit oder Belesenheit vor einer großen Katastrophe retten können.“

Loveless“ erhielt in Cannes den großen Preis der Jury und war sowohl für einen Golden Globe als auch für einen Oscar nominiert. Seine Österreich-Premiere feierte er im Rahmen der Viennale, wo er sowohl Publikum als auch Kritiker überzeugen konnte.

10 von 10 Scheidungen

Özgür Anil

Andrey Zvyagintsevs Filme - wie z. B. „Leviathan“ (2014) - können immer zugleich auch als Allegorien auf das Gegenwartsrussland verstanden werden.

Kommentare

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