Matrix Resurrections

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Vor der Linse: ChatGPT – So könnte Künstliche Intelligenz Hollywood verändern

Die rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) machen auch vor den Hügeln Hollywoods nicht halt.

von Oezguer Anil

01/19/2023, 05:06 PM

In der Menschheitsgeschichte gab es noch nie derart schnelle und tiefgreifende technologische Veränderungen wie in den letzten 20 Jahren. Telefone wurden zu Smartphones, Standcomputer zu Tablets, Autos mit Verbrennungsmotoren zu E-Autos. Doch nun scheint mit der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz einer der größten Veränderungen vor uns zu stehen.

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Das US-Unternehmen OpenAI hat in den letzten Wochen und Monaten unglaubliche Fortschritte mit den KIs Dall-E 2 und ChatGPT geliefert. Dall-E 2 schafft es innerhalb weniger Sekunden, aus Textvorgaben realistische und einzigartige Bilder zu erschaffen, die kaum einen Unterschied zu menschlichen Kunstwerken erkennen lassen.

ChatGPT ist ein Chatbot, mit dem man schriftliche Unterhaltungen führen kann. Heftig: Man merkt kaum einen Unterschied zu einer Kommunikation mit einem "echten" Menschen. Die KI kann hochkomplexe schriftliche Arbeiten verfassen und könnte die Art und Weise, wie schriftliche Texte erstellt werden, komplett verändern.

Das könnte massive Veränderungen nicht nur für den Journalismus, sondern auch für die Film- und Serienlandschaft mit sich bringen: Die gesamte Film- und Serienindustrie in Hollywood basiert auf von Menschen geschriebenen Drehbüchern und da ChatGPT jetzt schon eine gewisse Form von Kreativität erkennen lässt, stellt sich die Frage, ob die Drehbücher der Zukunft von Maschinen verfasst werden könnten. Und ob "humane AutorInnen" damit passé sind.

Mensch vs Maschine

Auch wenn Apples Siri schon ein großer Schritt für die Interaktion zwischen Menschen und KI war, bringt ChatGPT die NutzerInnenerfahrung auf ein völlig neues Level. Das Programm kann nicht nur schriftliche Arbeiten auf akademischem Niveau schreiben, sondern auch Gedichte, Geschichten und auch kurze Drehbücher verfassen.

Das Programm hat ein immenses Wissen über unterschiedlichste Fachbereiche und kann dadurch auf eine Fülle an Informationen zurückgreifen, die weit über den Wissensschatz eines Menschen hinausgehen. ChatGPT steckt jedoch noch in einer relativ frühen Phase, weshalb die produzierten Drehbuchideen meist nur wenige Seiten lang sind und nicht mit der Komplexität von branchenüblichen Werken mithalten können.

Filmideen von ChatGPT

Der "Hollywood Reporter" hat das Programm getestet und es aufgefordert, zwei Hollywood-Klassiker zu kombinieren und daraus neue Filmideen zu liefern. Nachvollziehbar und ganz im Trend: Das US-Kino ist seit geraumer Zeit vollgepackt mit Remakes und Reboots, deshalb bietet es sich an, der KI klare Referenzen für die Arbeit zu geben. Zur Aufgabe, eine Filmidee aus den Kinohits "Stirb Langsam" und "E-Mail für dich" zu fabrizieren, lieferte ChatGPT folgendes Ergebnis:

"Als eine Gruppe Terroristen am Weihnachtsabend ein Kaufhaus in ihre Gewalt bringt, muss sich eine frustrierte Geschäftsbesitzerin mit einem Polizisten zusammentun, um den Tag zu retten. Während ihrer Mission necken sich die beiden und flirten per E-Mail."

Die Schwäche des Chatbots ist schnell erkennbar: Die KI nimmt die prägnantesten Erzählmuster der vorgegebenen Filme und kombiniert sie lose miteinander. Es fehlt das Gefühl für die Grundelemente einer narrativen Struktur wie Konflikt, psychologische Nachvollziehbarkeit oder Originalität.

Branche ist skeptisch

"Ob ich glaube, dass diese Programme unsere tägliche Arbeit in unseren Writers Rooms ersetzen können? Nein, glaube ich nicht. Es gibt aber keinen Weg, den Geist zurück in die Flasche zu bekommen. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir damit die Kunst weiterbringen können und uns nicht damit einschränken“, sagt beispielsweise "Big Fish-" und "Aladdin"-Autor John August.

In ihrer jetzigen Entwicklungsstufe können KIs DrehbuchautorInnen definitiv nicht ersetzen. Sie sind jedoch ein geeignetes Werkzeug, um Ideen zu testen und sich inspirieren zu lassen. ChatGPT kann im Sekundentakt neue Ideen ausspucken, die zwar nicht besonders originell sind, aber AutorInnen zumindest eine Basis für ihre weitere Arbeit liefern können.

In diese Kerbe schlägt auch OpenAI-CEO Sam Altman, der die Erwartungen an die derzeitige Version von ChatGPT dämpfte: "Diese Version ist sehr beschränkt, aber in einigen Bereichen gut genug, um die falsche Annahme zu kreieren, sie sei großartig. Es ist ein Fehler, [der K] bereits jetzt wichtige Aufgaben anzuvertrauen. Es ist ein Ausblick auf eine Entwicklung".

Urheberrecht als Hürde

Wie der "Hollywood Reporter" berichtet, gab KI-Expertin Nina Schick bei einer Paneldiskussion der amerikanischen Film- und Fernsehgewerkschaft SAG-Aftra eine Prognose für die nächsten Jahre in Hollywood ab. Sie sagte, dass bis 2025 knapp 90 Prozent der Inhalte zum Teil mit Hilfe von KIs erzeugt werden würden. Eine große und wichtige Frage, die sich jedoch mit dem Integrieren von Künstlicher Intelligenz in künstlerische Prozesse stellt, ist die des Urheberrechts.

Derzeit gibt es nämlich kein Urheberrecht auf Werke, die von Maschinen kreiert werden, weshalb alle Texte von ChatGPT automatisch für jeden verfügbar sind und Hollywood-Studios kein exklusives Recht für eine Verfilmung hätten. Bis die Frage nach dem Urheberrecht nicht geklärt ist, wird es kaum möglich sein größere Filmprojekte umzusetzen, die auf der Arbeit von KIs fußen. Es laufen jedoch derzeit zahlreiche Rechtsprozesse für die Einforderung dieses Urheberrechts für KIs und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis computergenerierte Werke ihre rechtliche Daseinsberechtigung erlangen.

Wie schaut die Zukunft von Hollywood aus?

Hollywood-Studios haben mit dem Remake-Wahn der letzten Jahre bewiesen, dass nicht Originalität und Progressivität, sondern die Risikominimierung für Einspielergebnisse höchste Priorität für sie sind. Die Handlungsabläufe und die Ästhetik von Blockbustern wurden dadurch immer ähnlicher (siehe MCU!), weshalb es langfristig durchaus möglich ist, dass KIs sich in diesem Segment etablieren könnten. 

In einem Interview mit "Strictly VC" bestätigte der CEO von OpenAI auch, dass das Unternehmen bereits an einer KI arbeiten würde, die sich auf das Erstellen von Videos spezialisiert. Auf die Frage, wann eine Veröffentlichung bevorstehe, sagte Altman: "Ich möchte keine fundierte Prognose dazu abgeben. Es könnte schon relativ bald sein. Es ist ein legitimes Forschungsprojekt. Es könnte noch eine Weile dauern."

Es ist unklar, ob eine künstliche Intelligenz tatsächlich eigenständig Videos auf einem derart hohen Niveau produzieren können wird, sodass menschliche Produktionsprozesse überflüssig werden. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass diese technischen Entwicklungen für die Filmwelt ähnliche einschneidende Effekte haben könnten, wie es die Erfindung des Fotoappartes in der Malerei hatte.

Klar ist: Die Branche steht vor neuen Herausforderungen und der entscheidende Faktor für zukünftige Entwicklungen wird vor allem vom Sehverhalten des Kinopublikums abhängen.

Anders gesagt: Es hängt von EUCH ab ...

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