"Elfriede Jelinek": Neue Kinodoku zur Nobelpreisträgerin

Elfriede Jelinek in einem Interview.
"Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" ist ein vielschichtiges und faszinierendes Filmporträt.

Elfriede Jelinek: Dieser Name löst bei den unterschiedlichsten Menschen die vielfältigsten Reaktionen aus. Im Laufe der Jahre wurde die österreichische Autorin, die 2004 als erste heimische Schriftstellerin den Nobelpreis für Literatur erhielt, mit folgenden Prädikaten belegt: "Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin".

Eine junge Frau sitzt mit einem Buch in der Hand auf dem Boden.

Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen

Welche KünstlerInnen wirken mit?

Vielschichtig und assoziativ nähert sich Regisseurin Claudia Müller daher in ihrem Film "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" der Kunst seiner Protagonistin mit ihren eigenen sprachkompositorischen Verfahren.

Unter Mitwirkung und mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann und Martin Wuttke ist ein buntes und faszinierendes Filmporträt entstanden, wie bereits der Teaser-Trailer zeigt:

Buntes Gesellschaftsbild

Kaum eine andere Schriftstellerin hat die Gemüter je so polarisiert wie Elfriede Jelinek. Kaum eine andere Künstlerin erfährt so viel öffentliche Wahrnehmung wie sie. Über kaum eine andere Schriftstellerin wird mehr geforscht und geschrieben. Sie wird beschimpft und beleidigt, verehrt und gewürdigt – und hat für ihre Arbeiten sämtliche Auszeichnungen erhalten, die die Literatur- und Theaterwelt zu vergeben hat.

Ausgehend von der Biografie der 1946 geborenen Künstlerin, die als „dressiertes musikalisches Wunderkind“ bereits Ende der 1960er Jahre ihre ersten Auszeichnungen für ihre literarischen Arbeiten erhielt, taucht der Film in die österreichische Nachkriegsgeschichte ein, die von Verdrängung und Opfermythos geprägt ist. Künstlerische Einflüsse wie die der Wiener Gruppe oder der Wiener Aktionisten, die in ihrer Radikalität mit kaum einer anderen künstlerischen Bewegung vergleichbar ist, sind unter anderem Quellen, aus denen sich ihr Werk entwickelt.

Das Filmplakat für „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“ zeigt die Autorin vor Blätterwerk.

Komplexer Film

Die visuelle Sprache dieses komplexen Films, der sich aus einem reichen Fundus von Archivmaterial und Found Footage bedient, ist zum einen ein zeithistorisches Porträt, gleichzeitig werden die literarischen Schauplätze von Jelineks Romanen und Dramen zur Projektionsfläche für Textcollagen aus Werken, die über 50 Jahre hinweg entstanden sind.

Auf dem Filmfest München 2022 erhielt die Doku den FIPRESCI Preis.

"Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" ist ab 10. November in unseren Kinos zu sehen. Hier geht es zu den Spielzeiten!