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Serien-Review

"Now Apocalypse": Aliens, Sex und das Leben ohne Plan in L.A.

Serien-Review: Die durchgestylte Kiffer-Serie will lieber mit Sex provozieren als mit der Story überraschen.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/09/2019, 07:17 PM

Ist es eine Comedy? Oder ein Drama? Vielleicht eine Dramedy? Eigentlich verspricht die neue Starz-Serie "Now Apocalypse", hierzulande ab 10. März wöchentlich auf dem Amazon-Channel StarzPlay zu sehen, schon im Titel ein großes Ereignis. Davon ist allerdings in den ersten fünf von insgesamt zehn Episoden, die wir uns vorab angesehen haben, nichts zu entdecken. Falls die ziemlich ziellos dahinplätschernde Serie tatsächlich noch eine apokalyptische (oder irgendeine) Wendung nimmt, lässt sich Serien-Schöpfer, Drehbuchautor und Regisseur Gregg Araki ("Kaboom") sehr viel Zeit damit. Bis dahin wird das Publikum visuell bei der Stange gehalten – mit knallbuntem Style, nackten Frauen- und vor allem Männerkörpern und Sex in allen Lebenslagen.

 

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Planlos in L.A.

Im Mittelpunkt steht der stockschwule Sonnyboy Ulysses (Avan Jogia), von seinen Freunden kurz Uly genannt. In der Stadt der Engel lebt er gemeinsam mit seinem besten Freund Ford (Beau Mirchoff) in einer WG. Ginge es nach Uly wäre Ford die Liebe seines Lebens, nur leider ist der (bestenfalls) naive Schönling sowas von hetero.

Da Ford nicht umdrehbar ist, muss Uly zwangsläufig nach dem Richtigen suchen. Aber die Liebe ist sein kleinstes Problem. Zumindest an körperlicher Liebe mangelt es ihm nicht. Er sieht gut aus und nimmt, was er kriegen kann. Nur was er will, weiß Uly nicht wirklich. Ursprünglich wollte er ja Schauspieler werden, hat es aber nie wirklich versucht. Egal. Dank Superhelden sind Filme mindestens so irrelevant wie Bücher geworden. Instagram hat die Fotografie in die völlig Belanglosigkeit gestürzt. Was also anfangen mit diesem Leben? Uly hat keinen Plan außer Kiffen und Abhängen mit seinen Freunden Ford und Carly (Kelli Berglund).

Die Aliens wären dann noch zu erwähnen!

Uly meint, ein Reptilien-artiges Alien beim Sex mit einem Obdachlosen überrascht zu haben. Verwirrend ist, dass er das Alien, das wie ein Mini-Godzilla aussieht, schon aus seinen Albträumen kennt. Aber wozu hat man Freunde. Carly redet ihm seine Wahnvorstellung (?) mit dem Hinweis auf seinen doch recht üppigen Marihuana-Konsum – natürlich nur stilsicher in einer E-Cig – wieder aus.

Alles cool!

 

Absurde Alien-Verschwörung oder Kiffer-Halluzination?

Klingt wie eine versaute Stoner-Variante von "Friends" in Los Angeles. Oder "The Big Bang Theory" ohne Nerds, aber mit stylischen Losern. Sexparties statt Nerd-Conventions. Allerdings tragen die selbstverliebten Charaktere beim Schauen der 30-minütigen Episoden nicht wirklich dazu bei, in die Ereignislosigkeit von "Now Apocalypse" einzutauchen. Wirklich lustig ist die Serie auch nicht. Und selbst die zahlreichen (für Starz-Serien übrigens gar nicht ungewöhnlichen) Sex-Szenen können nicht davon ablenken, dass die Handlung bei all der übertriebenen Lifestyle-Inszenierung zu kurz kommt.

Der einzig außergewöhnliche (und damit wirklich interessante) Aspekt der Geschichte, die uns "Now Apocalypse" auftischen will, ist (von der auffälligen visuellen Inszenierung abgesehen) die Möglichkeit, dass die absurde Alien-Verschwörung existiert. Genau dieser Trumpf wird aber immer wieder zurückgezogen, sobald er einmal ausgespielt wurde. Nur um dann gleich wieder anzudeuten, dass doch etwas dran sein könnte. Das funktioniert zwei, drei Episoden lang, wird dann aber eher enervierend.

Araki, der bei allen Episoden Regie führt und bei den Drehbüchern mitschreibt, tut so, als ob das Hinauszögern des offensichtlich Angekündigten per se schon Spannung wäre. Er nimmt sich alle Zeit der Welt. Zeit, die angesichts der wahren Flut an Serien (auch bei erfrischend kurzen 30 Min. Laufzeit pro Episode) nicht mehr so bedingungslos investiert wird wie noch vor wenigen Jahren. Am Ende der fünften Episode ist dann nicht viel passiert, aber die erste Staffel ist schon halb vorbei.

Es wirkt auch so, als ob die Serie sich sträubt die Bahnen des Surrealen zu verlassen und doch in die banalen Tiefen eines skurrilen Fantasy-Plots abzugleiten. Aber wer braucht noch eine stylisch dahintreibende Mystery-Serie? Dabei wären die übergriffigen Sex-Aliens, die sich als Prominente tarnen (sie sind laut online recherchierter Verschwörungstheorie Gestaltwandler), gar nicht so banal, wenn man sie als #MeToo-Metapher interpretiert.

Selbst wenn die im Titel versprochene Apokalypse ab der 6. Episode noch Fahrt aufnehmen sollte, muss "Now Apocalypse" in der zweiten Hälfte bei Charakteren und Plot deutlich mehr Substanz entwickeln, um weiter unser Interesse zu wecken.

 

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