"Preacher" auf Netflix: Dürfen wir uns auf Staffel 5 freuen?

"Preacher" auf Netflix: Dürfen wir uns auf Staffel 5 freuen?
Der Bad Boy-Priester ging zuerst auf Prime Video auf die Suche nach Gott, nun hat es ihn zu Netflix verschlagen. Wird die Serie fortgesetzt?

Anarchisch, anarchischer, "Preacher" (2016-2019):  Heilig ist in dieser Comic-Serienadaption so gut wie nix. Die Suche nach dem abwesenden Gott ist eine höchst blasphemische und komplett durchgeknallte Odyssee durch ganz Amerika, die (Bad Boy-)Priester Jesse mit seiner Gewalt-affinen Ex-Freundin Tulip und dem drogensüchtigen Vampir Cassidy antritt (und einen Typen namens "Arseface" gibt's auch, weil... darum!). Am Ende ist's natürlich ein Selbstfindungs-Trip und eine Befreiung aus dem eigenen Gefängnis, aber Schmalz, Pathos oder Momente zum Durchatmen sollte man sich bei "Preacher" besser nicht erwarten.

Die Serie nimmt sich kein Blatt vor den Mund und überrascht mit bizarren Einfällen sowie kompromisslosen Gewaltorgien, bei denen sich einem der Magen umdreht. Die Figuren sind kompromisslos skurril und schräg, hier hat wirklich jeder einen Dachschaden. Kurz: "Preacher" gehört zu den besten, weil außergewöhnlichsten und mutigsten, Comic-Serien der 1990er-Jahre. 

Von Prime Video zu Netflix

Im deutschsprachigen Raum war "The Preacher" (in den Hauptrollen sind übrigens Dominic Cooper, Joseph Gilgun und die großartige Ruth Negga zu bewundern) bisher vollends auf Prime Video zu sehen, nun ist die Serie aber zum Konkurrenten Netflix abgewandert, wo man ihre gesamten vier Staffeln seit 30. September streamen kann (im Prime Video-Abo ist nur die erste Staffel zurückgeblieben).

Heißt dieser Wechsel, dass wir uns vielleicht auf eine fünfte Staffel freuen dürfen? Immerhin hat Netflix in der Vergangenheit bereits andere Serien übernommen und kurzerhand verlängert, wie beispielsweise "Arrested Development" oder "Manifest"

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"Preacher" mit Dominic Cooper

Fünfte Staffel sehr unwahrscheinlich

Nach aktuellem Stand sieht die Sache eher schlecht aus: Seth Rogen (ja genau, der!) und Evan Goldberg, die kreativen Köpfe hinter der Serienadaption, scheinen derzeit kein Interesse an einer Fortführung von "Preacher" zu haben. Beide sind mittlerweile bei Lionsgate beschäftigt, "Preacher" stammt jedoch von Sony Pictures Television (und AMC Studios).

Zudem wäre aus kreativ-dramaturgischer Sicht eine Serienfortsetzung beinahe fatal: "Preacher" endet auf perfekte Weise und rundet die Geschichte der drei (Anti-)Held:innen auf zufriedenstellende und einzig denkbare Möglichkeit ab – auch, weil sich das Ende an der Comic-Verlage orientiert. Würde man sich für eine fünfte Staffel entscheiden, könnte man auf keine Comic-Basis mehr zurückgreifen, sondern bräuchte Original-Drehbücher – und das geht bei Serienadaptionen in den meisten Fällen gehörig nach hinten los.

Prinzipiell möglich wären Spin-Offs mit ehemaligen Side-Characters im Fokus, aber auch hier ist die Gefahr groß, die Genialität des Originals zu beschmutzen. Deshalb: Seien wir dankbar für die vier Staffeln "Preacher", die es gibt – ein wilder und unkonventioneller Ritt durch die menschliche Seelenlandschaft und ein laut schreiender Ausbruch aus dem tristen Alltag.