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Serien-Review

Star Trek Discovery: Auf Mystery-Kurs ins Trekkie-Universum

Serien-Review: Mit dem Auftauchen von Spock nimmt auch die mysteriöse Rahmenhandlung Fahrt auf.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/04/2019, 11:39 AM

Mit etwas Glück ist die Episode "Licht und Schatten" der Einstieg in eine etwas modernere Erzählweise bei "Star Trek: Discovery". Noch letzte Woche haben wir uns an dieser Stelle über die zu traditionellen Geschichten beklagt, die im Wesentlichen abgeschlossene Folgen in zeitgemäßem Design mittels einer losen Rahmenhandlung miteinander verknüpften. Die Charakterentwicklung bleibt bei den meisten Figuren zu platt, es gibt kaum mehr als einen Handlungsstrang und nur Schauplätze, zu denen die Crew im Zuge der eindimensionalen Handlung gelangt.

Doch kaum spricht man vom Teufel, taucht er auch schon auf. In der neuen Episode trennt sich die Crew und damit werden zumindest zwei Handlungsstränge etabliert. Zudem kommen auch neue Charaktere ins Spiel, die nicht auf der USS Discovery stationiert sind. Es bleibt zu hoffen, dass dieser erzählerische Ansatz weiterverfolgt wird, und vor allem, dass Charakter-  und Plot-Entwicklung dabei mithalten können.

SPOILER-ALARM! Wer die Folge "Licht und Schatten" von "Star Trek: Discovery" noch nicht gesehen hat, sollte sich lieber nicht in diesen Episoden-Review beamen.

 

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Auf der USS Discovery: Attacke aus der Zukunft?

Der Titel "Licht und Schatten" passt gut zu dieser Episode, denn sie bietet – wie schon erwähnt – einige erfreuliche Entwicklungen. Aber es gibt auch die üblichen, weniger erfreulichen Elemente. So ist diese Folge eigentlich nur eine Filler-Episode, die kommende Plot-Entwicklungen ziemlich unmissverständlich und mit Blick auf Estereggs für Trekkies ankündigt. Dabei wird aber unnötig Zeit verschwendet, die man auch in tiefere Charakterentwicklung stecken könnte.

Die USS Discovery befindet sich nach der fragwürdigen Intervention auf Kaminar weiterhin im Orbit des Planeten. Michael Burnham verlässt die Discovery in Richtung Vulcan, um dort weitere Antworten zu erhalten und nach Spock zu suchen (nicht ohne vorher die Erlaubnis von Captain Pike einzuholen).

Indessen untersucht die Discovery eine Raum-Zeit-Anomalie, die in der Nähe von Kaminar durch das Signal des Roten Engel entstanden ist. Diesen hat übrigens Saru nun eindeutig als Zeitreisenden identifiziert.

Da die Discovery bei der Annäherung chronologische Verzerrungen feststellt, bleibt das Raumschiff in sicherer Entfernung. Captain Spike und Ash Tyler nähern sich der Anomalie in einem Shuttle. Abgesehen davon, dass es nicht logisch nachvollziehbar ist, warum das Phänomen nicht auch durch eine Sonde vom Hauptschiff aus untersucht werden kann, ist das Gezänk zwischen Pike und Tyler einmal mehr ziemlich platt. Dieser banale Konflikt, an dessen Ende die Verbrüderung der bisher eher konfrontativen Charaktere steht, trägt wenig zur Vertiefung der beiden Figuren bei. Auch die visuellen Effekte wirken eher aufgesetzt. Pike und Tyler werden mit dem Shuttle in die Anomalie gezogen. Dort attackiert sie eine Version der eigenen Sonde, die eine Aufrüstung durch Zukunftstechnologie erhalten hat. Sehr aggressive Zukunftstechnologie! Denn die Sonde erinnert jetzt an die Oktopus-artigen Roboterdrohnen aus "Matrix" und versucht sich auch genauso durch die Hülle des Shuttles zu schneiden.

Mit Hilfe von Stamets werden Pike und Tyler aus der Raum-Zeit-Anomalie gerettet. Allerdings infiltriert die unbekannte Technologie aus der Zukunft unbemerkt die USS Discovery, indem sie es irgendwie schafft, sich in den Crew-Cyborg Airiam zu hacken. Das sind keine guten Aussichten, wenn man bedenkt, was dieser Virus aus der Zukunft (oder worum es sich dabei auch handelt) aus der harmlosen Sonde gemacht hat. Nach diesem Abenteuer will nun auch Captain Pike die Möglichkeit nicht mehr ausschließen, dass der Rote Engel feindselige Absichten verfolgen könnte – obwohl der Rote Engel bisher immer als Retter aufgetreten ist.

Dennoch: Der Schritt in Richtung mehrere Handlungsstränge ist sicherlich begrüßenswert. Allerdings könnte an der Plot-Relevanz für die Charaktere und die größere Geschichte noch gefeilt werden. Auch die logischen Inkonsistenzen stören ein wenig.

 

Vulcan: Spock taucht endlich auf

Nicht ganz so aufgesetzt wirkt der zweite Handlungsstrang. Kein Wunder, denn hier handelt es sich wohl um die eigentliche Geschichte, die sonst eben ohne Nebenstrang erzählt worden wäre. Allerdings ist auch hier noch erzählerische Luft nach oben. Denn alles passiert so plötzlich, wie aus dem Nichts. Man hat nicht das Gefühl einer aufbauenden oder sich entwickelnden Erzählung zu folgen.

Spocks und Burnhams Mutter Amanda Grayson taucht in einer der vergangenen Folgen kurz auf und kündigt dann an, sich auf die Suche nach Spock zu begeben. Dann hört man nichts mehr von ihr. Während moderne Serien hier einen Handlungsstrang öffnen würden, der Amanda bei ihrer Suche begleitet, kappt "Star Trek: Discovery" die Verbindung zu ihr völlig. Die größere Geschichte wird eigentlich nur vorgetäuscht. In Wirklichkeit geht es nur um die Hauptfigur Burnham, sogar die Crew dient oft nur als eine Gruppe von Nebenfiguren ohne die eben die Hauptfigur nicht agieren kann.

Erst als Burnham nach Vulcan kommt, tauchen Amanda Grayson und Spocks Vater Sarek wieder in der Geschichte auf. Sarek versucht verzweifelt telepathischen Kontakt mit seinem Sohn aufzunehmen. Doch wie sich herausstellt, hat Amanda ihren Sohn längst gefunden. Wie? Daran lässt uns die Serie leider nicht teilhaben. Da ist den Showrunnern offenbar so manche Filler-Action wichtiger.

Amanda will Spock beschützen und versteckt ihn deshalb ohne ärztliche oder psychologische Hilfe in einem Schrein, der ihn telepathisch abschirmt. Nicht sehr logisch und auch nicht sehr mütterlich. Dabei sind die Ansätze, Amanda als reuige Mutter darzustellen, durchaus vielversprechend. Sie hat sich in Spocks Kindheit zu sehr zurückgenommen, um sich der emotionslosen Gesellschaft auf Vulcan anzupassen. Das bereut sie nun.

Allerdings ist die Plot-Entwicklung im Endeffekt wieder wenig nachvollziehbar. Es ist keinesfalls logisch, Spock an die Sektion 31 auszuliefern, weil diese ein Interesse daran habe, seinen verwirrten Zustand zu heilen. Das kann Sarek (der inzwischen auch hinter die Lüge seiner Frau gekommen ist) mit seiner Vulkanischen Logik tausend Mal betonen: Die weitere Handlung widerlegt diese Logik ohnedies.

An Bord des "Sektion 31"-Raumschiffes vertraut Burnham auf das Wohlwollen von Leland. Tatsächlich scheint es so, als ob Leland (so wie schon einmal bei einem Auftritt mit Captain Pike angedeutet) ein durchaus ehrenhafter, zumindest nicht durch und durch skrupelloser Charakter ist. Kurz kommt wieder der Gedanke auf, dass es vielleicht erst der Einfluss von Spiegel- Georgiou war, der die Sektion 31 korrumpiert hat. Doch das scheint ein Irrtum zu sein. Georgiou warnt Burnham vor Leland. Sein Erinnerungsextraktor werde den Verstand von Spock zerstören. Sie ermöglicht Burnham und Spock die Flucht.

Wozu dann aber das Intermezzo bei der Sektion 31? Anscheinend nur, um eine weitere Fährte zu legen: Leland soll laut Georgiou für den Tod von Burnhams Eltern verantwortlich sein. Offiziell starben Burnhams leibliche Eltern bei einem Angriff der Klingonen auf Vulcan. Georgiou lässt Burnham freilich an dieser Information nicht teilhaben, sondern nützt sie lediglich, um die Kontrolle über Sektion 31 zu übernehmen.

Nachdem Burnham mit Spock geflohen ist, entschlüsselt sie endlich die Zahlenkombination, die ihr Bruder ständig wiederholt. Es sind die Koordinaten des Planeten Talos IV.

Trekkies ist dieser Planet natürlich ein Begriff: Die Talosianer besitzen außerordentliche telephatische Fähigkeiten. In der Originalserie verliebt sich Captain Pike unter ihrem Einfluss in die mit ihnen dort lebende Menschenfrau Vina (in der ursprünglichen, aber später ausgestrahlten Pilotfolge "Der Käfig" von "Star Trek: TOS"/ "Raumschiff Enterprise"). Diese Episode der Originalserie müsste eigentlich in "Star Trek: Discovery" bereits passiert sein. Captain Pike sollte Talos IV daher schon kennen und wissen, welche Gefahr von den Talosianern ausgeht. Der Planet wurde nach dieser Episode von der Sternenflotte zum Sperrgebiet erklärt. Später (im Jahr 2267, also in der Zukunft von "Star Trek: Discovery") entführt Spock die USS Enterprise, um seinen inzwischen durch einen Unfall gelähmten Freund Pike auf diesen Planeten zu bringen (Star Trek: TOS – Staffel 1, Episoden 15 und 16).

 

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