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Serien-Review

Star Trek Discovery: Sektion 31 außer Kontrolle

Serien-Review: Großes Kino mit gut umgesetzter Action und bewegender Emotion, aber wenig Originalität und viele Unstimmigkeiten.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/18/2019, 12:11 PM

Mit "Projekt Daedalus" überrascht "Star Trek: Discovery" diesmal nicht nur mit einer unerwarteten Wendung, sondern sorgt auch gekonnt für emotionale Turbulenzen. Nach der letzten Episode ist Spock endlich wieder er selbst und vereint mit Captain Pike und seiner Schwester Michael Burnham. Der Preis dafür: Die USS Discovery ist nun ein abtrünniges Schiff, das sich den Befehlen des Sternenflotten-Kommandos widersetzt hat.

Aber immerhin kann die Serie nun endlich zur Sache kommen und sich ganz dem Mysterium des Roten Engels widmen. Wir wissen inzwischen, dass es sich dabei um einen Zeitreisenden aus der Zukunft handeln dürfte, der – davon ist zumindest Spock überzeugt – durch Hinweise in der Gegenwart das Ende allen Lebens in der Galaxis in der Zukunft verhindern will.

Doch bevor es weitergeht: SPOILER-ALARM! Wer die Folge "Projekt Daedalus" von "Star Trek: Discovery" noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle unverzüglich die Schilde hochfahren.

 

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Dünne Geschichte rund um Sektion 31

Obwohl die abtrünnige und von der Sektion 31 gejagte USS Discovery eigentlich unauffindbar sein sollte, hat Admiral Cornwell keine Schwierigkeiten den Standort des Raumschiffes ausfindig zu machen. Sie kommt an Bord und erweist sich wieder als Verbündete. Cornwell wirft der vulkanischen Admiralin Patar vor, eine Logik-Extremistin zu sein. Patar arbeite darauf hin, zentrale Entscheidungen der Sternenflotte ganz von der künstlichen Intelligenz "Control" abhängig zu machen. Cornwell hält das für gefährlich. Nun hat sie auch keinen Zugang mehr zu "Control". Mit der Hilfe von Captain Pike und der USS Discovery will sie in das Hauptquartier der Sektion 31 eindringen, Patar verhaften und sich wieder Zugang zu "Control" verschaffen.

Diese Geschichte ist – unabhängig von dem Twist, den sie dann zu bieten hat – ziemlich dünn. Das Sternenflotten-Kommando wirkt hier wie eine Junta aus Admirälen, die willkürlich wie Warlords agieren. Wenn Cornwell ein Admiral nicht passt, übernimmt sie ein ihr gewogenes Schiff und zieht in den Krieg? Das passt nicht zur Sternenflotte wie wir sie kennen.

Allerdings passt es durchaus zu der Sternenflotte, die wir aus "Star Trek: Discovery" kennen. Wir sind daher immer mehr der Meinung, dass diese Serie in einer völlig neuen Timeline spielt: also weder im Prime-Universum aller "Star Trek"-Serien vor "Star Trek: Discovery", noch in der Kelvin-Timeline seit dem Reboot im Kino (im Jahr 2009). Aber das ist eine andere Geschichte, mit der wir uns ein andermal beschäftigen.

Auch der plumpe Versuch zum Hauptquartier der Sektion 31 vorzudringen, ist wenig durchdacht und wirkt eher hilflos. Die Raumstation irgendwo mitten im Weltraum ist von (illegalen) Minen geschützt und nahezu uneinnehmbar. Gäbe es nicht die überraschende (aber im Sci-Fi-Genre keineswegs originelle) Wendung, hätten Cornwell und Pike die gesamte Crew der Discovery wohl in den Tod geführt.

Der Plot der Episode ist bei genauer Betrachtung ziemlich unglaubwürdig. Dennoch ist "Projekt Daedalus" insgesamt eine spannende und sogar bewegende Episode geworden!

 

Spannende Wendung

Kommen wir zum Twist der Episode: Die künstliche Intelligenz "Control" hat ein eigenes Bewusstsein erlangt und im wahrsten Sinne des Wortes die Kontrolle über die Sektion 31 übernommen. Die als Logik-Extremistin verdächtigte Admiralin Patar ist bereits seit zwei Wochen tot, ebenso die gesamte Besatzung der Raumstation. Doch das weiß an Bord der Discovery noch niemand außer die Cyborg-Frau Airiam. Sie steht nicht unter der Kontrolle des Roten Engels, sondern wird von "Control" benutzt. Nur dank ihr wurde nicht das gesamte Raumschiff, sondern nur der Antrieb zerstört. "Control" will, dass Airiam an Bord der Raumstation kommt, um so an Daten von der Sphäre zu gelangen. Airiam hat alle Daten über Künstliche Intelligenz der uralten Sphäre aus der Episode "Der Charonspfennig" auf in ihre internen Speicher geladen. Damit will sich die "Control" selbst verbessern, um unbesiegbar zu werden. Ist also die KI "Control" die Gefahr für das Leben in der Galaxis?

 

Bewegendes Drama um Airiam

Immerhin lenkt der Twist von der recht dünnen Rahmenhandlung ab. Aber echten Unterhaltungswert bekommt die Episode erst durch die – zugegeben wieder einmal sehr episodenhaft-spontane – Charakterentwicklung von Airiam. Die Cyborg-Frau wurde zwar schon flüchtig vorgestellt, aber wir haben bisher nicht viel über sie erfahren. Nun bekommt sie eine tragische Geschichte und wir erfahren von ihrer Freundschaft mit Tilly.

Tilly ist wieder völlig überzeichnet. Zudem muss sie für viel zu viele Handlungsstränge als Charakter dienen. Wenn die Charakterarbeit kontinuierlich so wie in dieser Episode eingesetzt werden würde, gäbe es schon viel mehr näher bekannte Charaktere.

Erstmals tritt auch die Sicherheitsoffizierin Nhan ein wenig ins Rampenlicht. Sie schöpft offenbar Verdacht, dass etwas mit Airiam nicht stimmt.

Letztendlich begeben sich aber Burnham, Nhan und Airiam auf die Raumstation der Sektion 31, nur um dort festzustellen, dass alle Besatzungsmitglieder tot sind. Sie sind in die Falle getappt. Airiam hat ihre persönlich wertvollen Erinnerungsdaten gelöscht (bzw. auf die Speicher der USS Discovery übertragen), um das Datenpaket der Sphäre zu "Control" zu bringen. Sobald sie es in den Computer überspielt hat, droht "Control" zur übermächtigen KI zu werden.

Tilly (wer sonst?) schafft durch die Übertragung einer Erinnerung zu ihrer Freundin Airiam durchzudringen. Kurz erlangt Airiam wieder die Kontrolle, um dann in einem dramatischen Finale in den Weltraum geschleudert zu werden.

 

Großes Kino: Gut gemacht, aber nicht sehr originell

"Star Trek: Discovery" macht hier auf großes Kino und bedient sich zahlreicher Motive. Das ist zwar wenig originell, aber ziemlich gut umgesetzt. Die plötzlich aus dem Hut gezauberte Charakterentwicklung funktioniert komprimiert wie in einem Kinofilm. Der Tod von Airiam bewegt daher (anders als beispielsweise der frühe Tod der Sicherheitschefin der Discovery in der ersten Staffel).

Doch einmal mehr zeigt diese Episode auch, dass "Star Trek: Discovery" den sehr auf einzelne Episoden bezogenen Erzählstil mit einer sehr inkonsistenten Plot- und einer sehr sprunghaften Charakterentwicklung nicht hinter sich lassen kann. Das ist sehr schade! Denn gerade diese Episode zeigt, was möglich wäre, wenn die Vertiefung der Charaktere stetig und nicht immer nur plötzlich, wenn es für die Episode passt, geschehen würde.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Rahmenhandlung der Staffel: Wir bezweifeln, dass "Control" der Grund für das Erscheinen des Roten Engels ist.

 

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