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Serien-Review

Vikings: Hvitserk in der Lebenskrise

Vikings, Staffel 5, Episode 16: Der Serie kommen langsam die interessanten und gut eingeführten Charaktere abhanden.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

01/04/2019, 09:30 AM

Nach einer bisher für die Standards von "Vikings" ziemlich schwachen Staffel war die Episode der Vorwoche (hier geht's zum Review von "Verbrannte Erde") ein Hoffnungsschimmer, dass es zumindest beim Handlungsstrang in Wessex wieder aufwärts geht. Aber die aktuelle Episode "Der Buddha" verpasst dieser Hoffnung einen kräftigen Dämpfer. Das Schauen von "Vikings" wird bei mir immer öfter zum "The Walking Dead"-Déjà-vu: Die Hoffnung, dass die Serie wieder so gut wie früher werden kann, verblasst mit jeder neuen Episode.

SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Vikings" noch nicht gesehen hat, sollte hier nicht weiterlesen.

 

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In der gesamten Staffel 5.2 (oder 5B? Eigentlich handelt es sich ja um Staffel 7, wenn man die zehnteiligen Halbstaffeln als vollwertig zählt) hat sich bei den Handlungssträngen in Island (rund um Floki) und Kattegat (rund um Ivar) nicht viel getan. So bleibt es auch diesmal. Wie schon in der letzten Episodenkritik erwähnt: Serien-Schöpfer Michael Hirst scheint hier einfach keinen Plan zu haben, wie es weitergehen soll. Außerdem werden die Geschichten, die er uns auftischen will, immer platter und unglaubwürdiger.

In Island hat Floki in der vorletzten Episode endlich die Sippe von Eyvind verbannt, nur um sich jetzt wieder zu ihrer Rettung aufzumachen. Langweilig! Noch dazu sind alle Charaktere in Island so blass. Ihr Schicksal stößt zumindest bei mir auf wenig Interesse.

Wenig besser schaut es in Kattegat aus: Ivar kreist nun schon die halbe Staffel um sich selbst und seine eingebildete Göttlichkeit. Hvitserk schaut dabei zu. Auch nicht gerade nervenzerfetzend.

Die Aussicht auf neue Schlachten zeigt leider nur, wie einfach es inzwischen in "Vikings" geworden ist, eine Wikinger-Armee aus dem Boden zu stampfen. Denn Ivar hört von Haralds Niederlage in Wessex und will jetzt mit einer Armee nach England aufbrechen. Woher die Armee kommt, ist freilich ebenso wenig nachvollziehbar wie die (manchmal recht großen) Zeitsprünge zwischen den Szenen.

 

Hvitserk reitet Klischees

Der Titel der Episode bezieht sich diesmal auf Hvitserk, der zuletzt durch seine Opposition gegen Ivar Profil gewonnen hatte. Diese Folge macht alles zunichte. Offenbar steckt Ivars Bruder in einer Lebenskrise. Seine Antwort: Er wird Buddhist. Kein Scherz! Darauf scheint diese Folge tatsächlich hinauszulaufen. Wie der Asiate, der nach buddhistischem Mönch aussieht, nach Kattegat kommt, müssen wir uns – wie inzwischen so vieles in "Vikings" – selbst zusammenreimen. Jedenfalls gibt er Hvitserk eine kurze Einführung in den Buddhismus und schon läuft er mit einer kleinen Buddha-Figur in Kattegat herum. Hare Krishna! Viel klischeehafter geht es nicht mehr.

 

Unnötiger Gifttod in Wessex

Die schlimmste Entwicklung nimmt aber die Handlung in England, bisher der einzig interessante Schauplatz dieser Staffel. Nach der siegreichen Schlacht hält König Alfred sein Versprechen und übergibt das versprochene Land an die verbündeten Wikinger. König Harald leckt hingegen seine Wunden in York. Lagertha bleibt verschwunden. Björn sucht sie nur halbherzig. Lieber angelt er sich – ziemlich vorhersehbar – die gefangene Schildmaid Gunnhild als neue Frau. Involvierende und glaubwürdige Charakterentwicklung war gestern. Alles muss schnell gehen. Immerhin ist sein freundschaftlicher Abschied von Ubbe und Torvi stimmig. Björn ist einfach kein Farmer. Gemeinsam mit Gunnhild verlässt er Wessex und begibt sich zu König Harald nach York. Mit ihm und dem auch nicht gerade gut eingeführten Ragnar-Sohn Magnus will er sich Kattegat zurückholen. Ein Schritt vor, zwei zurück.

Bis hierher wäre ja noch alles halbwegs spannend und nachvollziehbar. Doch dann fällt König Alfred in eine Art Koma. Ähnlich Anfälle hatte er schon in der Vergangenheit, aber diese Entwicklung dient einzig dazu, seinen Bruder, Prinz Aethelred, so schnell wie möglich loszuwerden. Nach dem Tod von Heahmund in der letzten Episode, stirbt diesmal Aethelred durch das Gift seiner eigenen Mutter. Sie will ihn als ständigen Thron-Konkurrenten für ihren Liebling Alfred beseitigen.

Das ist alleine schon deshalb ein unkluger Schritt, weil "Vikings" langsam die interessanten und gut eingeführten Charaktere ausgehen. Im Gegensatz zu Heahmund, hatte sich Aethelred gut entwickelt. Doch anstatt die Beziehung der beiden ungleichen Brüder auszubauen, wird er vergiftet. Die Szene ist vor allem Effekthascherei und erinnert an die Vergiftung von Joffrey Baratheon in "Game of Thrones". Nur war die Szene dort ein emotionaler Höhepunkt, hier ein unnötiger Moment. Hoffentlich wird dadurch immerhin die ewige Verschwörung gegen König Alfred beendet und die Handlung irgendwie vorangebracht. Ansonsten droht auch Wessex in die endlose Wiederholung abzudriften.

Die Serie des TV-Senders History erzählt eine fiktive Geschichte, schon klar. Dennoch waren Teile dieser Erzählung vor dem historischen Hintergrund der Eroberungszüge der Wikinger durchaus glaubwürdig. Das lag vor allem an den interessanten Charakteren auf Basis historischer Figuren und der Action-reichen Handlung. Doch nun werden die Charaktere immer blasser, die Handlung immer langweiliger. Damit bröckelt auch der Lack dieser hervorragenden Fiktion ab.

 

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