Para bailar..., la Habana!

Kuba, 1997

FilmIndependent

«Mueve la cintura» lautet
ein gängiger Schlachtruf, wenn sich die Nacht über Havanna
senkt: Lass deine Hüften kreisen. Tanz ist in Kuba nicht nur
zeremonielles Gliederschütteln, sondern ein Fest des Körperkults:
Schauspiel, Selbstinszenierung, Balzritual, nonverbale Kommunikation,
die dort weitermacht, wo die Sprache nicht mehr hinreicht. Spontan
werden aus den Standardschritten von Salsa, Mambo, Chachacha unendlich
viele neue Bewegungsfolgen entwickelt wie in einer raffinierten Jazzimprovisation.
«Die Richtung weisen nur die Musik und die Intuition»,
schreibt der kubanische Autor Rogelio Saunders, «das Gespür
für den Rhythmus und das Begehren, das aus der Tanzbewegung erwächst
wie eine Welle aus der anderen, oder ein Kuss aus dem anderen.»
Die Dokumentation ¡Para bailar ..., la Habana! von Santiago
Alvarez und Ismael Perdomo ist das komplementäre Stück zu
La isla de la musica, um das Mosaik
kubanischer Lebenslust/Lebenskunst zu vervollständigen. Die beiden
Filmemacher beobachten ältere Tanzpaare im «Salon Rosado
Beny Moré», die, obgleich übergewichtig, mit federleichter
Eleganz über den Boden gleiten. Sie filmen eine erregte Debatte
von Musikern und Musikwissenschaftlern über Herkunft und diffizile
stilistische Verzweigungen kubanischer Musik- und Tanzstile. Und sie
blenden mit Schwarzweiß-Material aus alten Fernsehsendungen
immer wieder zurück in die große Zeit der Varietés
und Mambo-Big-Bands der vorrevolutionären 50er Jahre. ¡Para
bailar ..., la Habana! zeigt die Geburt des kubanischen Selbstbewusstseins
aus dem Geist der Bewegungslust und die zahlreichen subkutanen Kanäle
zwischen afrokubanischen Riten und dem Jazzrock von Irakere, zwischen
der entfesselten Ekstase der Rumba und der geschliffenen Virtuosität
der Tropicana-Tänzerinnen.
Die beiden Filme von Santiago Alvarez sind ein Testament in Zelluloid.
Ähnlich wie der große Romancier Alejo Carpentier mit seiner
Geschichte der kubanischen Musik wollte Alvarez zum Schluss seines
Lebens den Lebenshunger, die sabrosura, des kubanischen Volkes
in seinen eindrucksvollsten künstlerischen Schöpfungen dokumentieren.
Und gleichzeitig die Vielfalt einer Kultur, die von der klanglichen
Monochromie der Salsa bedroht ist, vor dem Vergessen schützen.
(Thomas Mießgang)

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