© Haut et Court

filmkritik

"PIO": Erwachsenwerden in einer Romasiedlung

In seinem neuen Film begleitet Regisseur Jonas Carpignano den 14 jährigen Pio beim Erwachsenwerden in seiner Roma-Familie.

von Oezguer Anil

04/13/2018, 01:28 PM

Der 14-jährige Pio (Pio Amato) ist in einer Roma-Familiengemeinschaft aufgewachsen, die mehrere Wohnblocks einer italienischen Stadt bewohnt. Perspektiven gibt es dort nicht, dafür umso mehr Zusammenhalt untereinander. Pios großes Idol ist sein älterer Bruder Cosimo (Damiano Amato), dem er auf Schritt und Tritt folgt. Als Cosimo und sein Vater im Knast landen, fühlt sich Pio dazu berufen, für sich und seine Familie zu sorgen. Er beginnt, kleinere und größere Verbrechen zu begehen. Ein schlechtes Gewissen hat er dabei nicht, für ihn scheint dies der ganz normale Weg zu sein, eine Familie zu ernähren. Begleitet wird er bei seinen Raubzügen von Ayiva (Koudous Seihon), einem Flüchtling aus Burkina Faso, mit dem er sich langsam anfreundet.

Autobiografisch

ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Das besondere an diesem Film ist die Authentizität, mit der das Leben in einer Roma-Siedlung gezeigt wird. Die dreckigen Häuser und kriminellen Handlungen werden nicht romantisiert, um emotionale Höhepunkte zu schaffen, sondern so gezeigt, wie sie für die Figuren sind - alltäglich. Pio steckt zwischen zwei Welten. Zu Beginn des Filmes ist er noch ein Kind, das mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft im Garten spielt, doch nach der Verhaftung seines Bruders endet seine Kindheit schlagartig. Der Zuseher erkundet mit ihm seine vermeintlich in Stein gemeißelte Zukunft als Kleinkrimineller. Besonders interessant macht dieses Drama die Besetzung. Pios Roma-Großfamilie wird von seiner echten Familie gespielt, Cousins, Tanten und Brüder spielen sich alle selber, wodurch dokumentarische Momente entstehen, die der tristen Handlung eine Leichtigkeit geben.

Milieustudie

Regie führte der junge italienische Regisseur Jonas Carpignano, der sich bereits mit seinem Debütfilm „Mediterranea“ international einen Namen machen konnte. Als Produzent fungierte Regielegende Martin Scorsese, der seinem Schützling in der Umsetzung viele Freiheiten gelassen zu haben scheint. „Pio“ ist eine Milieustudie, die uns einen tiefen Einblick in das Leben von Menschen gibt, die wir vermutlich sonst nie kennenlernen würden. Ein Plädoyer für die Macht des Kinos.

7 von 10 kaputten Fernsehern

Pio

— A Ciambra

Jonas Carpignano erzählt ein mitreißendes sozialrealistisches Coming-of Age-Drama, in dem die Darsteller sich selbst spielen.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat