Proletarisches Kino: Programm 05 - Auf-/Umbau 1

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Wien probt neue Wohnmodelle, und das Kino nimmt sich ihrer an. Der Film Das Einküchenhaus von 1922 schließt sich der bestechenden, aber keineswegs unumstrittenen Idee einer zentralisierten Haushaltsführung an. Eine berufstätige Mutter lernt die Vorzüge dieses Bauprojektes kennen und schätzen. Im «Heimhof» werden die Kinder während der Arbeitszeit der Eltern betreut, das Essen wird per Telefon bestellt und im Aufzug geliefert. Aus gehetzten Menschen werden entspannte. Der «Heimhof», das bekannteste Wiener Einküchenhaus, wird bereits während des Krieges initiiert. 1922 wird mit 25 Kleinstwohnungen zu bauen begonnen. 1924 von der Gemeinde Wien übernommen, wird es 1927 mit Badeanlage, Heizhaus und einem Kindergarten fertig gestellt. Eine zentrale Küche, ein gemeinsamer Speisesaal, Gemeindebedienstete, die die Säuberung der Wohnung übernehmen, die Besorgung der Wäsche zum Selbstkostenpreis, Lesestuben, Warmwasserbäder, Sonnenterrasse bietet der «Heimhof» seinen Bewohnern. Das Wohnmodell setzt sich nicht durch. Von seinen Benutzern zum Hotel umfunktioniert, ideologisch angegriffen, ökonomisch teuer und gesellschaftspolitisch entkoppelt, bleibt das Einküchenhaus ein sozialer Vorschlag. Ein Stück Aufbauarbeit der Gemeinde Wien zeigt die Errungenschaften des Roten Wien auf den Gebieten des Wiederaufbaus der Volksgesundheit, der Fürsorge- und Wohlfahrtspflege sowie des Ausbaus der städtischen Unternehmen von 1919 bis 1923. Die Sozialdemokraten schieden am 22. Oktober 1922 aus der österreichischen Regierung aus und standen von nun an bis zur Auflösung ihrer Partei 1934 in Opposition. Die Regierung des Roten Wien wird als visionärer ideologischer Konterpart zur Bundesregierung ausgebaut. Wie ein Volkswohnhausbau der Gemeinde Wien entsteht unterstreicht die kommunalpolitischen Anstrengungen der Stadt Wien auf dem Sektor des Wohnbaus und gibt zugleich konkreten Arbeitsschritten ein Bild. Am 11. Januar 1926 wird mit dem Bau des Dr.-Friedrich-Becke-Hofes in Wien-Ottakring begonnen. Der Rohbau wächst im Laufe der Monate und überragt schließlich die umgebenden Zinshäuser, deren Fassaden von einem abweichenden Konzept des Wohnens, von einem anderen Selbstverständnis der Arbeiterschaft künden. Der Neubau stellt 231 neue Wohnungen sowie vier Geschäftslokale bereit. Zudem erhält die Sozialistische Arbeiterjugend der Ortsgruppe Ottakring ein Vereinslokal. Mit Sicht auf den Innenhof wird hinter Säulengruppen ein Kindergarten errichtet. Seinen Benutzern gehört das abschließende Bild des Films. Die Kinder und ihre Betreuerinnen spielen ausgelassen auf dem Rasen des Hofes. Das filmische Dokument betont den Wert menschlicher Arbeitskraft. Vom Aushub bis zum Verputz des Gemeindehofes sind es zahllose Hände, Umsicht und Können der Arbeiter, die das Projekt realisieren. Arbeitsbeschaffung durch vorindustrielle Arbeitsmethoden. Wien baut auf - Wohnhausbau Erdberg setzt noch einmal ein deutliches Zeichen neuer Wohnkultur im Roten Wien. Die alten erdberger Vorstadthäuser mit dörflicher Struktur weichen breit angelegten Höfen. Wiens Bürgermeister Karl Seitz fasst die historische Dimension: «Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.» Das Einküchenhaus (Ö 1922) Regie Dr. Leopold Niernberger Architekt Otto Polak-Hellwig 16mm/stumm/dt. Zwischentitel/ Schwarzweiß Ein Stück Aufbauarbeit der Gemeinde Wien (Ö 1924) Produktion vermutlich Allianz-Film 35mm/stumm/dt. Zwischentitel/ Schwarzweiß Wie ein Volkswohnhausbau der Gemeinde Wien entsteht (Ö 1926) Produktion Ing Karl Köfinger 35mm/stumm/dt. Zwischentitel/ Schwarzweiß Wien baut auf - Wohnhausbau Erdberg (Ö 1928) 35mm/stumm/dt. Zwischentitel/ Schwarzweiß 91 Minuten

(Text: Viennale 2007)

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