Russian Ark

Russki Kowtscheg

RUS, D, 2002

FilmIndependent

Auf wundersame Weise findet sich ein zeitgenössischer russischer Filmemacher in einer St. Petersburger Eremitage des frühen 18. Jh. wieder.

Start09/12/2003

Auf wundersame Weise findet sich ein zeitgenössischer russischer Filmemacher in der St. Petersburger Eremitage des frühen 18. Jahrhunderts wieder. Er trifft auf einen zynischen französischen Diplomaten aus dem 19. Jahrhundert, mit dem er sich auf eine aufregende Reise durch den Palast und die turbulente Geschichte Russlands begibt.
Während der Marquis (Sergey Dreiden) und der Filmemacher die prachtvollen Korridore und Salons der Eremitage erkunden, sind sie Zeuge erstaunlicher Szenen aus 300 Jahren zaristischem Russland: Peter der Große peitscht einen seiner Generäle aus; Katharina die Große (Maria Kuznetsova) hetzt während der Proben zu ihrem eigenen Theaterstück umher; die Familie des letzten Zaren sitzt unbeirrt von der heranrollenden Revolution gemeinsam am Tisch und diniert; Hunderte von Gästen tanzen Walzer beim letzten großen königlichen Ball von 1913...
Der ununterbrochene Zug durch die Räume der Eremitage entfaltet sich zu einer einzigartigen Zeitreise, während sich gleichzeitig ein leidenschaftlicher Disput zwischen den beiden Männern aus unterschiedlichen Epochen entwickelt. Den französischen Marquis verbindet eine westliche Hass-Liebe mit Russland. Der moderne russische Filmemacher hinterfragt die wechselvolle Vergangenheit seines Landes und dessen Beziehungen zum heutigen Europa. Die beiden sticheln sich gegenseitig und teilen gleichzeitig ihr Erstaunen über die wundersamen Begegnungen während ihrer Reise durch die Geschichte. Die Eremitage ist wie eine Arche, die auf liebevolle Weise Russlands Kunst und Geschichte bewahrt.



Russian Ark wird in die Filmgeschichte eingehen als der erste Film, der in einer einzigen, ununterbrochenen 90-minütigen Einstellung gedreht wurde. Am 23. Dezember 2001 versammelten sich im Sankt Petersburger Eremitage-Palast, der eine der größten Kunstsammlungen der Welt beherbergt, etwa 2000 Schauspieler und Statisten in historischen Kostümen, dazu drei Orchester, das berühmte Marinskij-Ballett sowie ein Rekordaufgebot an Kostüm- und Maskenbildnern, Aufnahmeleitern, Regie- und Kameraassistenten, Beleuchtern und Technikern um Regisseur Alexander Sokurov und Lola-rennt-Kameramann Tilman Büttner. Sie hatten etwa drei Stunden Zeit, den Mammut-Take aufzuzeichnen, bevor die kurze Spanne Tageslicht im russischen Winter sich wieder dem Ende zuneigte. Die Einstellung beschreibt einen Rundgang durch sämtliche Säle des Palastes, gleichzeitig ist sie eine Tour de Force durch 300 Jahre russischer Geschichte, die in Spielfilmszenen mit Leben erfüllt werden. Nach sechsmonatiger Vorbereitung schaltete Büttner an diesem 23. Dezember um 14.00 Uhr seine Kamera ein, 90 Minuten und eine lange Plansequenz später war der Film «im Kasten». Mit dem Kameramann wandert Sokurow durch die Säle der Eremitage, wo 2000 Statisten Szenen vergangener großrussisch-monarchistischer Befindlichkeiten nachstellten. Sokurows ebenso provokante wie sachlich unrichtige These, die Russen hätten keine kulturelle Identität, sondern seien immer nur Kopisten europäischer Künstler gewesen, gipfelt in einer Schmähung des russischen Nationaldichters Puschkin und einem grandios-wehmütigen Abschiedsgruß Russlands an Europa. Ästhetik und Geschichte: Sokurow hat sich bei all seiner nostalgischen Neigung zu beidem etwas überlegt, ohne Propaganda für die Zarenreiche zu betreiben. (Anke Westphal)

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