Schwarze Sünde

BRD, 1988

FilmAvantgarde

Von Hölderlins Tod des Empedokles sind drei unvollendete Fassungen überliefert. Die erste diente Straub/Huillet 1986 als Vorlage für ihre gleichnamige Verfilmung.

Min.60

Mit Schwarze Sünde kehren die Straubs noch einmal zu Empedokles und auf den Vulkan Ätna zurück. Es ist ein dunkler politischer Text, und die verbliebenen Figuren stehen auf schwarzer Asche wie Gespenster aus einer anderen Welt. Der Text eines Abschieds und Eingedenkens, und am Ende sitzt an Stelle der Verschwundenen eine Frau und beschwört «den lebendigen Geist» und wünscht eine «Flut über die Dürre». Dann bricht auch Hölderlins Fragment gebliebener Text ab ins Verstummen. Im Feuerkreis Es sind drei Fassungen des Trauerspiels «Der Tod des Empe-dokles» von Friedrich Hölderlin überliefert, keine der drei Fassungen wurde vom Dichter vollendet. Die erste Fassung, zugleich die umfangreichste, diente Danièle Huillet und Jean-Marie Straub als Grundlage für ihren 1986 in Sizilien entstandenen Film Der Tod des Empedokles. Die zweite Fassung wurde vom Dichter früh aufgegeben, sie besteht aus wenigen Bruchstücken und Fragmenten. Von der dritten Fassung existieren zwei Szenen von fünf geplanten Akten. Dieser Text der dritten Fassung führte Danièle Huillet und Jean-Marie Straub nun zur neuerlichen Beschäftigung mit Hölderlin, oder genauer, zur Fortsetzung der einmal begonnenen. 1988 entstand, wiederum in Sizilien und mit dreien der Darsteller aus dem ersten Film, die 40minütige Arbeit Schwarze Sünde. Wie John Ford für seine Western immer wieder das Monument Valley aufsuchte, so habe er, sagt Straub, noch einmal zurückkehren wollen an die Abhänge des Ätna. Straub: Wenn wir nicht vorher den ersten Film, Der Tod des Empedokles, gemacht hätten, wären wir nie zu diesem zweiten gekommen, ich hätte mich zu sehr gesträubt, ich war noch nicht bereit. Und ich mußte über den Text der ersten Fassung die Politik erreichen von der dritten. Und ich glaube, wenn man das so ein bißchen komisch überspitzt aussprechen möchte, Der Tod des Empedokles ist, besonders was die Politik betrifft, ein politisches Trauerspiel. Es gibt auch andere Themen da drin, andere Schichten, aber vorrangig wäre das ein politisches Trauerspiel, weil man da die Politik im Geschehen erlebt und in der Konfrontation. Und wenn man es noch mehr überspitzen wollte, der erste Film wäre dann fast ein Musical, eine amerikanische musikalische Komödie, er wäre zugleich, wie der Jean Narboni sagt, ein Film der Explosion. Und der zweite, Schwarze Sünde, ist ein Film der Implosion. Das gilt auch für die Politik. Da ist die Politik nicht mehr im Geschehen, sondern sie steckt in der Figur des Empedokles, sie ist nur noch da als Erinnerung, ganz und gar verinnerlicht. ...(Danièle Huillet und Jean-MarieStraub im Gespräch mit Hans Hurch)

(Text: Viennale 2004)

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