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filmkritik

"Simpel": Monsieur Hase Hase, Ben und Barnabas fliehen vor der Polizei

Regisseur Goller macht aus dem Stoff kein klischeegetränktes Feel Good Movie, sondern geht differenziert an die Geschichte heran.

11/08/2017, 09:07 AM

Gedächtniskünstler oder Rechengenie ist der große Junge garantiert nicht, trotzdem kann man in ihm eine Art deutschen „Rain Man“ sehen. Immerhin zieht auch er mit seinem älteren Bruder durch die Gegend - und da enden auch schon die Gemeinsamkeiten.

Brüderlicher Zusammenhalt

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Das Verhältnis zwischen Ben und dem geistig auf dem Stand eines Kindes gebliebenen Barnabas - auch Simpel genannt - könnte herzlicher nicht sein. Doch nach dem frühen Tod ihrer Mutter droht alles anders zu werden, denn Simpel soll laut Beschluss der Behörde in ein Pflegeheim eingewiesen werden. Weil sich der Abschied so herzzerreißend gestaltet, rastet Ben aus, wirft zwei Männer aus dem Polizeiauto und fährt mit dem Bruder Richtung Hamburg, wo es einen Vater gibt, der sich seit vielen Jahren nicht mehr um seine beiden Söhne gekümmert hat. Auf ihrer Reise, die zugleich Flucht vor der Polizei ist, treffen sie zunächst auf einen hilfsbereiten Lastwagenfahrer, und eine Medizinstudentin (Emilia Schüle) gewährt ihnen dann sogar einen Unterschlupf in der Stadt.

Alltagsrituale

Frederick Lau spielt den oft ziemlich überfordert wirkenden Ben, der sein ganzes Leben in den (Pflege)Dienst des Bruders gestellt hat und deshalb auf Karriere oder auch nur Freundschaften verzichtet - noch nicht einmal Hamburg oder Berlin hat der Norddeutsche bisher betreten. Stattdessen umsorgt er hingebungsvoll Simpel und wir dürfen an ihren diversen Ritualen teilhaben; vor allem das Stofftier Monsieur Hase Hase ist unverzichtbar, und das Zubettgehen gestaltet sich immer ganz speziell. Andererseits wird aber auch rasch deutlich, dass Ben einfach nicht sehen will, wie sehr er durch seine Aufpasserrolle oft überfordert ist, denn er kann nicht pausenlos hinter Simpel herlaufen, um zu verhindern, dass sich der in Schwierigkeiten bringt und z.B. eine Wohnung abfackelt.

Der richtige Erzählton

Wie David Kross (bekannt aus „Der Vorleser“) diese alles andere als simple Hauptrolle verkörpert, ist schlichtweg sensationell und er hat sich dafür sämtliche deutschsprachigen Filmpreise verdient. Man kann nur froh sein, dass nicht Til Schweiger auf den Stoff aufmerksam geworden ist, denn der hätte es sich bestimmt nicht nehmen lassen, daraus noch ein weiteres klischeegetränktes Feel Good Movie zu machen. Regisseur Markus Goller hingegen geht sehr differenziert an die Geschichte heran: er findet so gut wie immer den richtigen Erzählton und sorgt neben tragikomischen Situationen auch für sehr ernsthafte Momente.

Keine Sicherheit in Hamburg

Nur gegen Ende muss man sich ziemlich wundern. Eine Szene auf einem Flachdach macht nicht gerade Werbung für die Hamburger Sicherheitskräfte: als Simpel in eine gefährliche Situation gerät, verhalten sich zwei Polizisten so abwartend-zuschauend, als hätten sie es regelrecht darauf angelegt, dass dem Jungen etwas zustößt.

8 von 10 einfach ganz simpel hingetippten Wertungspunkten

franco schedl

Um zu verhindern, dass sein mental auf dem Stand eines Kindes verbliebener Bruder in ein Heim eingewiesen wird, macht sich Ben gemeinsam mit ihm auf die Suche nach ihrem Vater.

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