Stadt in Sicht

D, 1922

FilmDramaStummfilm

"Stadt in Sicht" galt bisher als eine der verschollenen Arbeiten von Henrik Galeen, umso größer war die Sensation, als im Zuge der Katalogisierungsarbeiten des Filmarchiv Austria eine praktisch vollständig erhaltene Kopie in den Nitrobeständen des Filmdepot Laxenburg identifiziert werden konnte. Schon nach der ersten Sichtung war klar, dass dieser Fund zu den großen internationalen Archiventdeckungen des Jahres zu zählen ist. Schon zeitgenössische Kritiker zeigten sich von Stadt in Sicht bei Pressevorführungen beeindruck: «Das Sujet, welches nahezu vollständig die Einheit der Zeit und des Ortes respektiert, ist als sehr packend anzusprechen, die Darstellung durch ein gut abgestimmtes Ensemble sehr wirkungsvoll, schöne Uferbilder als Rahmen in vorzüglicher Photographie.» (Paimanns Filmlisten, Wien, Nr. 377, 23. Juni 1923).
Und anlässlich der Berliner Erstaufführung berichtet Max Preis: «Ein gutes, feines, verdichtetes Werk, im Kielwasser der Gedanklichkeit und der Psychologie hinstreichend; durchaus im Schlepptau künstlerischen Wollens und Vermögens. Jede Situation bildhaft dem Gedanken, dem Symbol angepasst, und jede Szene photographisch geistreich festgehalten. Wasserbilder, Spiegelungen von köstlichstem und seltenstem Reiz.» (Der Kinematograph, Düsseldorf, Nr. 836, 1923).
Stadt in Sicht glänzt mit einer im Weimarer Kino nur selten gesehenen Inzenierung der Exterieurs - Galeen stellt ein Salonstück in die freie Natur; der ganze Film spielt auf einem Schleppkahn - verwebt ein dichtes Kammerspiel mit dokumentarischen Außenaufnahmen zu einem schlichten, kleinen Meisterwerk, dessen realistische Anmutung und poetische Kraft noch heute überraschen. Vergleiche mit Jean Vigos zehn Jahre später entstandenem Tonfilm "L'Atalante" erweisen dem Film erst die halbe Reverenz, denn die eigentliche Leistung Galeens liegt im Ausschöpfen der Bildmächtigkeit und im bewussten Einsatz der spezifischen optischen Codes des stummen Kinos. Viragen, die Einfärbung des Bildes über ganze Sequenzen - oft als banale Stimmungs-Metapher eingesetzt - werden bei Galeen zu einer klaren, realistischen Sprachlichkeit gebracht. Wenn die naturalistisch gefärbten Innenaufnahmen gegen die nüchterne Schwarzweißfotografie der Außenaufnahmen montiert werden, überwindet Galeen das alte Kino der Effekte und findet zu einem zarten Realismus mit Anklängen an die besten Arbeiten des französischen Filmimpressionismus.
Die erhaltene Filmkopie von Stadt in Sicht wurde bei Haghe-Film in Amsterdam auf Sicherheitsmaterial umkopiert. In einem tschechischen Speziallabor erfolgte anschließend die manuelle, genau der Nitrofilmvorlage entsprechende chemische Färbung der einzelnen Sequenzen mittels authentischer Rezepturen, womit eine optimale Vorführkopie als handgefertigtes Einzelstück hergestellt werden konnte.

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