© NETFLIX

Stream

"Damengambit": Schach-Experte erklärt, warum die Netflix-Serie so realistisch ist

Obwohl die Geschichte rund um das Schach-Genie Beth Harmon fiktional ist, beeindruckt die Serie durch ihre Authentizität.

von Oezguer Anil

11/16/2020, 12:41 PM

Wie bei den meisten anderen Sportarten ist es auch beim Schach einfach, Anfänger von Profis zu unterscheiden. Um die Illusion rund um Beth Harmons Schach-Können so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, wandten sich die Macher der Netflix-Serie "Damengambit“ an den Schachprofi und Autor Bruce Pandolfini.

"Das Wichtigste ist es, wie die Darsteller die Figuren angreifen und bewegen. Wir haben hart daran gearbeitet, dass die Bewegungen so natürlich wie möglich aussehen“, sagte Pandolfini in einem Interview mit "IndieWire". "Es ist so, als würde man jemanden dabei beobachten, wie er mit einem Baseballschläger umgeht. Wenn jemand den Schläger in der Mitte hält, weiß man, dass er keine Ahnung von Baseball hat. Es gibt eine gewisse Art von fließender Bewegung, die man kreieren und festhalten will, wenn es um Schach geht.“

ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Hollywoods Schachspezialist

Pandolfini ist kein Unbekannter, wenn es um fiktive Darstellungen von Schachtalenten geht. Er hat bereits eine Reihe an Film- und Fernsehprojekten beraten, darunter "Searching for Bobby Fischer", in dem er sogar als Charakter auftaucht, der von Ben Kingsley gespielt wird. Er hat auch eine große Anzahl von Büchern über Schachstrategien geschrieben, in denen er den Sport von den Grundlagen bis hin zu den komplexen Eröffnungen und Endspielen analysiert.

Schachunterricht

In "Damengambit" ist das Schachbrett ein essenzieller Teil von Beth Harmons Geschichte. Pandolfini half Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy dabei, sich auf bestimmte Muster zu konzentrierten, die sie nicht von den anderen körperlichen und geistigen Anforderungen ihrer Rolle ablenken würden.

"Wir haben Merktechniken und visuelle Hinweise verwendet, um den Darstellern zu helfen, Situationen zu erfassen und sie sich leichter wieder ins Gedächtnis zu rufen“, sagte Pandolfini. "Wir haben versucht, Züge in Sequenzen zu unterteilen, damit die Bewegungen miteinander verbunden werden können und dadurch natürlicher wirken. Wenn die Darsteller bei jeder Bewegung pausieren und nachdenken müssten, würde das an bestimmten Stellen sehr unprofessionell wirken.“

350 Partien

Walter Tevis' gleichnamiger Roman, auf dem die Serie basiert, enthält keine vollständigen Schachpartien. Es werden nur einzelne Züge beschrieben, die Beth in ihren Wettkämpfen spielt.

Pandolfini half dabei, sicherzustellen, dass sowohl die Schachpartien, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen, als auch jene, die im Hintergrund stattfinden, plausibel strukturiert sind. "Wir wollten, dass sich die späteren Positionen im Spiel logisch aus einer Partie heraus entwickeln konnten. Ich habe 92 Partien erstellt, die an das Drehbuch angelehnt sind. Wir haben es am Set 'die Bibel' genannt. Am Ende haben sich daraus bis zu 350 verschiedene Positionen ergeben“, sagte Pandolfini.

"Natürlich wurden die meisten davon nicht gefilmt. Viele von ihnen wurden im Hintergrund verwendet, um das passende Ambiente zu kreieren. Es gab noch nie so viele unterschiedliche Schachspiele für eine Serie oder einen Film. Bei 'Searching for Bobby Fischer' hatten wir ungefähr 100."

Lob für Taylor-Joy

Pandolfini traf sich bereits im Jahr 1983 im Vorfeld der Veröffentlichung des Romans mit Walter Tevis. Er sagte, dass er Tevis, der selbst ein erfahrener Schachspieler war, einige Vorschläge für die Schachpartien gab, von denen jedoch nur sehr wenige ihren Weg in die veröffentlichte Fassung fanden. Seinen größten Tipp nahm Tevis jedoch an – den Titel. 

Fast vier Jahrzehnte später arbeitete Pandolfini an der Verfilmung der Geschichte und rückte in der Adaption überraschende Angriffe und dramatische Konstellationen in den Mittelpunkt, die nicht im Widerspruch zu den Strategien standen, die bereits im Drehbuch erwähnt wurden.

"Die Schachpartien mussten zum Drehbuch passen“, sagte Pandolfini. "Aber weil einiges davon visuell langweilig war, hatte ich Spielraum, etwas ausgefallenere Züge einzubauen. Der Profi-Spieler lobte Taylor-Joys Fähigkeiten, sich in ihre Figur hineinzuversetzen und neben dem Schachbrett auch ihre Gegner im Blick zu behalten. Selbst die besten Spieler der Welt würden die Feinheiten und Nuancen im körperlichen Ausdruck ihrer Gegner berücksichtigen, so Pandolfini.

"Damengambit" kann man zurzeit auf Netflix streamen.

 

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat