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Die 10 besten Stand-up-Comedy-Shows auf Netflix

Über Humor lässt sich streiten. Über diese Stand-Up-Progamme jedoch nicht. Hier zündet das Gag-Feuerwerk besonders laut.

von

Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

11/25/2022, 09:30 AM

Netflix bietet jede Menge zum Lachen – und wir meinen nicht Sitcoms oder Komödien: Auf der Streaming-Plattform finden sich überraschend viele Stand-Up-Formate erfolgreicher Comedians, die meisten davon aus den USA, einige sogar aus Deutschland.

Diese ganz besondere Art der Unterhaltung präsentiert uns Humor in seiner puristischsten, ursprünglichsten Form: Der Kasperl / Die Kasperl-Frau – das Mikrofon – die Pointe – das perfekte Timing. Kein Chi-Chi, keine Special Effects, kein Stichwortgeber. Nur der Mensch und das humoristische Wort. Und natürlich das Publikum, das dem stressigen Alltag für kurze Zeit den Rücken zudreht und im besten Fall vor Lachkrämpfen von den Sitzen fällt. 

Gelacht werden darf dabei über alles, was erlaubt ist (und manchmal auch nicht): Alltagsbeobachtungen sind für Comedians ebenso dankbare Gag-Vorlagen wie aktuelle gesellschaftliche Ereignisse, das absurde zwischenmenschliche Verhalten oder ganz einfach die höchstpersönliche Biographie.

Denn der beste Humor ist jener, der sich gegen sich selbst richtet. Und der keine Angst davor hat, anzuecken. Humor als Katharsis. Witze erzählen können wir alle. Manche aber besser als andere.

Die 10 besten Stand-up-Comedy-Shows auf Netflix:

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Dave Chappelle: Sticks + Stones (2019)

IMDB-Bewertung: 8,5/10

Durchaus gewagt und mit leidenschaftlichem Balancieren an der Grenze zur Geschmacklosigkeit geht Kult-Comedian Dave Chappelle in "Sticks + Stones" der amerikanischen Waffenkultur, der Opioid-Krise, sexuellen Minderheiten und skandalträchtigen Stars an den Kragen.

Chappelle (übrigens ein Meister, wenn es darum geht, das Publikum im Griff zu haben) ist einer jener Comedians, die ihre Kunstform und die Bühne dazu nutzen, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen, wobei er schonungslos und lustvoll den Finger in die blutende Wunde hält.

Manchmal führt das zwar durchaus zu einem noch größeren Blutbad statt zur Heilung, aber Chappelle weiß, dass Lachen auch befreiend wirken kann. Die Gags sind mitunter grenzwertig und schießen über das Ziel hinaus, aber wenn man das Pflaster schon schonungslos abreißt, dann wenigstens mit einem schelmisch-frechen Grinsen. Und darin ist keiner besser als Chappelle. 

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Hannah Gadsby: Nanette (2018)

IMDB-Bewertung: 8,3/10

Die Australierin Hannah Gadsby gehört nicht nur zu den gegenwärtig lustigsten Frauen der Comedy-Szene, sie revolutionierte eben diese mit ihrem Netflix-Debüt-Programm "Nanette" geradezu: Gadsby pfeift auf selbstironische Distanz, sie lässt das Publikum hautnah ran an sich: Offen, mutig und emotional erzählt sie darüber, wie es war, als queere Frau in Tasmanien aufzuwachsen, wo ihr auch Gewalt angetan wurde, nur, weil sie anders war. Sie lässt mitunter kein gutes Haar an der voreingenommenen Comedy-Szene und sagt, wie es ist, aufgrund der Sexualität ständig der Meinung von Fremden ausgesetzt zu sein. Auch vor Männern wie Louis C.K., einst ihr Vorbild, macht sie nicht Halt. 

Das mehrfach prämierte Comedy-Programm "Nanette" ist Psychotherapie, Lebensratgeber und Seelenstrip gleichermaßen. Blitzschnell wechselt man zwischen lachartigen Bauchkrämpfen und Lachanfällen, die einem im Hals stecken bleiben. Gadsby weiß wie niemand sonst: Humor und Schmerz liegen sehr nahe beinander. 

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Hasan Minhaj: Homecoming King (2017)

IMDB-Bewertung: 8,3/10

Hasan Minhaj, bekannt aus kultigen Nachrichten-Satire "The Daily Show", reflektiert über seine Erfahrung als Muslim in Amerika, Rassismus, das Leben als Kind von Einwanderern und ein ganz besonderes Abschlussball-Debakel.

Das entpuppt sich als köstlich schmeckende und leicht verdauliche gesellschaftskritische Melange, die einem erlaubt, die Welt auch mal mit einem lachenden Auge zu betrachten, weil das weinende ohnehin schon längst ausgetrocknet ist. Minhajs charmante und fesselnde Art machen "Homecoming King" zu einem außergewöhnlichen Mix aus Stand-up und Plaudern mit FreundInnen. Culture-Clash-Comedy ist zwar nichts Neues, so erfrischend war sie aber schon lange nicht mehr.

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Bo Burnham: Make Happy (2016)

IMDB-Bewertung: 8,5/10

Bo Burnham ist der Paul Pizzera der USA: In "Make Happy" vereint er auf höchst unterhaltsame Weise Stand-up mit Musik, wir ZuseherInnen erleben also Konzert und Comedy gleichzeitig. Das funktioniert von der ersten bis zur letzten Sekunde, Burnham performt und witzelt, was das Zeug hält. Unterstützt wird er dabei von einer farbenfrohen Light-Show, was die Konzertstimmung noch zusätzlich unterstreicht. 

Trotz bunter Lichter, vielen lauten Lachern und dem Titel geht's in "Make Happy" aber überraschend ernst zu: Burnham erweist sich als hervorragender Beobachter der menschlichen Natur und den Eigenheiten der Parallelwelt Kultur, der nicht scheut, unter die Oberfläche zu blicken: Mitunter werden Selbstreflexion, Unsicherheiten und Angst zum Prinzip von Burnhams Spiellust, die durch messerscharfe One-Liner zur Eruption gebracht wird. Aber keine Angst: Bevor es zu dunkel wird, rutscht er schon wieder lässig den nächsten Regenbogen runter.

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Ali Wong: Baby Cobra (2016)

IMDB-Bewertung: 7,6/10

Selbstbewusst und selbstironisch widmet sich Ali Wong in "Baby Cobra" ihren sexuellen Abenteuern, den Hürden auf dem Weg zur Schwangerschaft und dem Albtraum Feminismus – und das alles, während sie im siebten Monat schwanger ist. Über Rimming hat sie übrigens auch eine sehr fundierte Meinung.

Ein Blatt nimmt sich Wong in ihrem ersten Comedy-Special, das weltweit für Aufsehen sorgte, also nicht vor den Mund, zu viel Fremdschämfaktor gibt's aber aber trotzdem nicht. Dafür hat man auch gar keine Zeit, weil man aus dem Lachen gar nicht herauskommt. Zudem brennt Wong derart vor Leidenschaft, dass man stets ein bisserl Angst hat, die Bühne würde gleich in Flammen aufgehen. Aber auch wenn es tatsächlich so weit kommen würde: Wong würde auch dafür den passend unpassenden Gag finden.

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John Mulaney: Kid Gorgeous at Radio City (2018)

IMDB-Bewertung: 8,0/10

Die Emmy-prämierte Stand-up-Comedy vereint auf faszinierende Weise Nostalgie und Moderne und trifft dabei zielsicher den ewig-zeitlosen Nerv der Popkultur: John Mulaney erzählt Witze über seine Kindheit, das Altern, die Wertigkeit einer College-Ausbildung und seine Zeit bei "Saturday Night Live" so, als wäre er ein Radiosprecher aus den 1920er-Jahren, die Bühne lässt Retro-Stimmung des Golden Age Hollywoods aufkommen.

Wenn er sich über das Absurde und Abstrakte des modernen Lebens lustig macht, wirkt er erfrischend altmodisch, womit er sich auf angenehme Weise von den oftmals zu bemüht hip und frech wirkenden KollegInnen abhebt. Wahrscheinlich geht es in seinen Programmen auch deshalb auffallend geordnet zu.

Mulaney ist der perfekte Geschichtenerzähler, dem man gerne zuhört, während man sich an den eigenen Erinnerungen an die "gute alte Zeit" labt. Er ist der gute Freund, immer perfekt gestylt, immer höflich, aber niemals langweilig oder lapidar. Denn das würde die gute Sitte verbieten. 

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Seth Meyers: Lobby Baby (2019)

IMDB-Bewertung: 7,5/10

Der beliebte und stets pointierte Late-Night-Talkshow-Moderator Seth Meyers verlässt Studio und Schreibtisch und betritt in "Lobby Baby" die Bühne des Pantages Theatre in Minneapolis, um überraschenderweise und betont nicht über Politik zu reden (es gibt gar einen "Skip Trump Jokes"-Button), sondern über seinen Alltag, sein Eheleben und darüber, wie seine Frau in der Lobby die Wehen bekommen hat. Es geht auch um Vaterschaft und wieso man mit der eigenen Freundin zu ihrem Geburtstag nie nach Paris fahren sollte.

Das alles ist nicht revolutionär oder sonderlich frech, aber dafür wahnsinnig sympathisch, warmherzig und kurzweilig. Der charismatische Meyers scheut sich nicht davor, sich über sich selbst lustig zu machen und wird dabei zur Projektionsfläche für uns DurchschnittsbürgerInnen, deren größtes Abenteuer es mitunter ist, vorm Zu-Bett-Gehen auf das Zähneputzen zu verzichten.

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Aziz Ansari: Right Now

IMDB-Bewertung: 7,5/10

In diesem Comedy-Special unter der Regie von Spike Jonze gibt Aziz Ansari Anekdoten über politische Korrektheit, Familie und die Gesellschaft im Allgemeinen zum Besten. Das strapaziert die Lachmuskeln, lädt aber auch zum Nachdenken ein.

Sogar über #metoo plaudert der Comedian indisch-tamilischer Abstammung – was mutig ist, weil "Right Now" das erste Programm ist, nachdem Ansari der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde. Die Kamera ist immer ganz nah dran, wenn Ansari sich Gedanken darüber macht, ob es nicht Wichtigeres im Leben gibt als Ruhm und Geld. Womit "Right Now" vor allem eines sein dürfte: Selbsttherapie. 

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Ricky Gervais: Humanity (2018)

IMDB-Bewertung: 8,0/10

In seiner gewohnt unverfrorenen und politisch inkorrekten Art teilt der Golden-Globe- und Emmy-gekürte britische Comedian in "Humanity", das exklusiv für Netflix aufgenommen wurde, unter anderem seine Ansichten zu Themen wie dem Altern, dem Kinderkriegen und der Narrenfreiheit als alter Hase in der Comedy-Branche. Zudem geht es einer Gesellschaft, die ständig alles persönlich nimmt, ordentlich an den Kragen.

Wenn Gervais das Absurde im (schmerzhaft bekannten) Normalen betont und Alltägliches plötzlich außergewöhnlich werden lässt und dabei die Eigenheiten des Mensch-Seins auf gar nicht so subtile Weise unters Kaleidoskop stellt, dann ist das nicht immer angenehm, aber trotzdem verdammt lustig.

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Anthony Jeselnik: Thoughts and Prayers (2015)

IMDB-Bewertung: 7,8/10

Anthony Jeselniks messerscharfe One-Liner und sein bitterböser Humor sind genauso bekannt wie gefürchtet. Seinen durchaus kontroversen Sinn für Humor stellt er auch in "Thoughts and Prayers" unter Beweis, aufgenommen im historischen Filmore Theatre in San Francisco. Ob Kinder, Frauen, Sexualstraftäter, Nonnen, hungernde Welpen oder Eric Clapton – vor Jeselnik ist niemand sicher. Tabus kennt der Feschak keine. 

"Thought and Prayers" lebt vor allem von WTF-Momenten. Jeselnik fasst nichts und niemanden mit Samthandschuhen an, womit sein Programm in einer Zeit von übertriebener Political Correctness etwas von humorvoller Psychotherapie hat: Im geschützten Raum dürfen wir über all das sprechen und vor allem lachen, was sonst nicht erlaubt ist. Ganz nach dem Motto: "Endlich sagt’s mal einer!"

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