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filmkritik

"The Secret Man": Ein Whistleblower bringt Nixon zu Fall

Regisseur Landesman zeigt die „Watergate“-Affäre aus einem bisher unbekannten Blickwinkel und legt offen, wer sich hinter dem geheimnisvollen Informanten mit dem Spitznamen „Deep Throat“ verborgen hat.

10/31/2017, 10:26 AM

In Amerika löst der Name Mark Felt vermutlich ganz andere Assoziationen aus, als im deutschen Sprachraum, weshalb ein Film, dessen umfangreicher Originaltitel „Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House“ lautet, bei uns zulande als „The Secret Man“ sein Geheimnis bewahrt. Wer verbirgt sich also hinter dieser mysteriösen Person? 30 Jahre lang war Mark Felt ein wichtiger Mann beim FBI, zuletzt als Stellvertreter des mächtigen Direktors J. Edgar Hoover. Seine zweiten Vornamen konnten ‚Pflichttreue‘ und ‚Unbestechlichkeit‘ lauten und Geheimnisse waren bei ihm gut aufgehoben - doch der Watergate-Skandal änderte das alles.

Das FBI als Marionette des Präsidenten

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Nach Hoovers plötzlichem Tod rechnet Felt fest damit, selbst zum FBI-Direktor ernannt zu werden und nimmt schon mal probehalber in dessen Stuhl Platz, doch dann wird ein völlig Inkompetenter mit dem Posten betraut, weil es Richard Nixon so wollte. Ein erbitterter Felt muss zusehen, wie die Mitarbeiter der unabhängigen Institution FBI immer mehr zu bloßen Erfüllungsgehilfen des Präsidenten werden, und Ermittlungen, die dem Ruf des Staatsoberhauptes Schaden zufügen könnten, sollen auf oberste Weisung im Sande verlaufen. Felt entschließt sich in dieser Situation zu einem radikalen Schritt und spielt den Medien als anonymer Informant brisante Informationen zu, was letztlich zu Nixons Sturz führen wird.

Späte Enthüllungen

Während Alan J. Pakula in „All the President’s Men“ („Die Unbestechlichen“) 1976 die Geschichte von der anderen Seite her erzählte, indem er sich auf die Journalisten der ‚Washington Post‘ konzentrierte, und die Identität des geheimnisvollen Informanten mit dem Spitznamen „Deep Throat“ wortwörtlich im Dunklen ließ, wählt Peter Landesman nun den umgekehrten Ansatz und schildert die Ereignisse aus der Sicht des FBI-Mannes. Das ist inzwischen auch leichter möglich, denn Felt hatte erst 2005 – drei Jahre vor seinem Tod – seine Identität als berühmter Whistleblower publik gemacht.

Keine typischen Spannungsmomente

Mit fast dokumentarischer Strenge rekonstruiert Landesman diese hochbrisante Affäre, und Liam Neeson spielt den aufrechten Mann mit der ganzen Würde seines Wesens. Das Werk hat es nicht nötig, irgendwelche standardisierten Spannungseffekte einzubauen - es gibt weder Schusswechsel noch Schlägereien und überhaupt keine Actionszenen, aber die Benutzung eines abgelegenen Münztelefons reicht hier völlig hin, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln.Daniel Pembertons einprägsame Filmmusik erzeugt außerdem ein bedrohliches Gefühl der Dringlichkeit und die meiste Zeit über bleibt die Leinwand in Halbschatten getaucht, denn Felt ist oft nachtaktiv oder sitzt in abgedunkelten Büros.

Privatleben des Secret Man

Um der Hauptfigur auch abseits des Arbeitsumfeldes etwas mehr Profil zu verpassen, bietet der Film zudem immer wieder Einblicke in Felts Privatleben. Es gibt eine alkoholkranke Frau, die nicht anderes zu tun hat, als verbittert daheim herumzusitzen, und eine verschwundene Tochter, die offenbar ins Hippie-Milieu abgetaucht ist, aber womöglich auch – so die Befürchtung des Vaters – zur terroristischen Gruppe der „Weathermen“ Kontakte hat. Doch diese Teile sind weniger überzeugend und lenken von der eigentlichen Geschichte eher ab.Die Hauptbotschaft des Film besteht eindeutig darin, dass ein durch und durch verlogener US-Präsidenten tatsächlich zu Fall gebracht werden kann - und das sollte uns gerade in diesen Zeiten zuversichtlich stimmen.

8 von 10 gewhistelten und geblowten Geheimpunkten

franco schedl

The Secret Man

— Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House

Liam Neeson traut als Vize-Chef des FBI seinem Verständnis von Recht und Moral, indem er als geheimer Informant unter dem Decknamen „Deep Throat“ die „Watergate“-Affäre publik macht.

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