The Acid House

GB, 1999

FilmKomödie

Die inhaltlich, stilistisch und qualitativ sehr unterschiedliche Adaption dreier Kurzgeschichten von Irvine Welsh ("Trainspotting") aus seinem Band "The Acid House".

Min.112

Die inhaltlich, stilistisch und qualitativ sehr unterschiedliche Adaption dreier Kurzgeschichten von Irvine Welsh ("Trainspotting") aus seinem Band "The Acid House". Insgesamt authentischer und vorlagengetreuer angelegt als die kommerziell erfolgreiche Bestsellerverfilmung, überzeugt vor allem die zweite, in der Tradition des britische Sozialrealismus stehende Episode durch die ungeschminkte Darstellung der deprimierend-düsteren Lebensverhältnisse in den Armen-Gettos Edinburghs. "Du hast wieder voll Scheiße gebaut, Du Arsch! Kein Zuhause, kein Job, keine Braut, keine Freunde, vorbestraft, kaputte Rippen - und das alles in nur wenigen Stunden!" Nur zu wahr: Der 23jährige Boab hat einen rabenschwarzen Tag hinter sich. Und als wäre es nicht schon der Schmach genug, innerhalb von 24 Stunden aus seinem Fußballteam, seinem Elternhaus und seinem Job zu fliegen, seine Geliebte zu verlieren und von einem wildgewordenen Polizisten zusammengetreten zu werden, wird er zum bitteren Ende am Tresen seiner Stammkneipe auch noch von Gott höchstpersönlich für all das zur Verantwortung gezogen. Dieser seinen Selbsthaß ersäufende, von all den irdischen "Ärschen" enttäuschte, nach eigener Einschätzung "faule, apathische, schlampige Sack" läßt in der ersten Episode ("Granton Star Cause") sein auf der ganzen Linie gescheiteres Schäfchen nicht ungeschoren davon kommen: Zur Strafe dafür, daß er sich in seinem Leben nicht mehr Mühe gegeben und seine "Macht" nicht genutzt hat, verwandelt er Boab in die "dreckige, elende Landplage", die dieser für ihn darstellt - eine gemeine Stubenfliege. Wem hier Sprache und Setting bekannt vorkommen, täuscht sich nicht: Willkommen zurück in der real existierenden urbanen (Unter-)Welt des schottischen Autors Irvine Welsh, der 1993 mit seinem ebenso umstrittenen wie gefeierten Romandebüt "Trainspotting" blitzartig weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus bekannt wurde und mit ihm gleichzeitig die literarische Vorlage für den erfolgreichsten europäischen Film des Jahres 1996 (fd 32 052) lieferte. Doch um falschen Erwartungen vorzubeugen: Diese von Welsh aus seinem bereits lange vor "Trainspotting" entstandenen, aber erst Monate später veröffentlichen Sammelband "The Acid House" selbst adaptierte Story-Trilogie ist trotz einiger zufälliger stilistischer Ähnlichkeiten und Besetzungsgleichheiten nicht mit der Verfilmung des Bestsellers zu vergleichen - McGuigan beteuert, den Film "Trainspotting" ohnehin nie gesehen zu haben. Der sarkastisch-ironische Unterton, der schwarze Humor und der im Hintergrund stets munter pluckernde Pop-Soundtrack, der Welshs coole "Neue Helden" seinerzeit begleitete und das gezeigte (Drogen-)Elend als Satire oder gar gleich als Komödie goutierbar machte, wird hier vor allem in dem eher an den traditionellen Sozialrealismus eines Ken Loach erinnernden, mittleren Teil nicht offeriert. Die Welt des arbeitslosen Jonny ist so heruntergekommen und vergammelt wie die Sozialbau-Baracke, in der er lebt: (Zwangs-)verheiratet mit der depressiv-lethargischen Catriona, die allenfalls noch nachts vor die Tür geht, um sich zu besaufen und etwas Geld als Hure zu verdienen, versucht das dem Egoismus, der Gier und der psychischen Gewalt seine Umfelds scheinbar hilflos ausgelieferte "Weich-Ei" ("A Soft Touch") verzweifelt, zumindest den Kopf der kleinen Tochter (von der er allerdings noch nicht einmal weiß, ob sie wirklich von ihm stammt) aus dem Sumpf zu halten. Erst als ihn seine Frau immer wieder demonstrativ mit ihrem nazistisch-narzißtischen Nachbarn betrügt und ihn wochenlang aufs Äußerste demütigt, findet er den Absprung in eine friedliche Existenz - allerdings nur, bis ihn Catriona, von ihrem brutalen "Liebhaber" verlassen und erneut schwanger, zur Rückkehr bewegt. "The Acid House" ist die längste, filmisch anspruchsvollste, aber auch am wenigsten gelungene Episode des in jeder Hinsicht kongenial umgesetzten stilistisch heterogenen Triptychons und kommt als "Kuck' mal wer das spricht" auf Drogen daher. In einer furiosen, von psychedelisch-surrealen Bild- und Toneffekten strotzenden Parallelmontage verbindet McGuigan die Erlebnisse eines LSD-Horrortrips mit einem schmerzhaften Geburtsvorgang. Nach Entwurf eines "Super-Marios" zunächst von albtraumhaften Visionen u.a. von seinem brutalen Vater und einen "Acid-Hostien" verteilenden Priester geplagt, fährt der Geist des jugendlichen Ravers Coco just im Augenblick der Entbindung in den Körper des Neugeborenen des Mittelstand-Ehepaars Rory und Jenny - und umgekehrt. Während Coco also im Krankenhaus in einer Drogenpsychose bisher ungekannten Ausmaßes auf dem intellektuellen Niveau eines Säuglings dahindämmert, spannt das frühreif-altkluge Baby Tom mit starken Sprüchen und unverhohlener Anmache seinem daraufhin impotent werdenden Vater die Frau aus. Erst bei einer zufälligen Begegnung in der Vereinskneipe kommt es schließlich zur Rückführung der vertauschten Seele.
Filmdienst.de,Marc Kieppe

IMDb: 6.3

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