The Orphan of Anyang

Anyang ying er

China, 2001

FilmIndependent

Eine junge Prostituierte will ihr Baby in Pflege geben. Als sich ein arbeitsloser Fabrikarbeiter dazu befreiterklärt, taucht der Vater des Kindes auf und stellet seinerseits Ansprüche.

Das beeindruckende Regiedebüt des Journalisten und Schriftstellers Wang Chao ist einer jener erstaunlichen neuen Filme, die immer wieder aus China kommen, produziert und gedreht fernab des staatlich sanktionierten Vorzeigefilms und des mindestens ebenso fragwürdigen «Dissidentenfilms», den sich westliche Kritiker so sehr wünschen, weil sie dann genau zu wissen glauben, wo der «Feind» steht.Der Feind in diesem Film ist aber nicht die Regierung im fernen Beijing, der Feind ist das Leben bzw. die sogenannte «Modernisierung» Chinas, die für sehr viele Chinesen eine herbe Niederlage bedeutet: Eine junge Frau aus der tiefsten Provinz ist auf der Suche nach Arbeit nach Anyang gekommen, einer Stadt in der Provinz Henan. Sie arbeitet als Prostituierte, um ihr kleines Kind zu ernähren, aber alle Anstrengungen sind vergeblich. Sie bietet jedem, der das Baby bei sich aufnehmen will und es versorgt, 200 Yuan pro Monat. Ein eben entlassener Fabrikarbeiter (die Modernisierung!), der zuvor versucht hat, seine restlichen Essensmarken an noch arbeitende Kollegen zu verkaufen, nimmt sich schließlich - zunächst um des Geldes willen - des Kindes an, gerät dabei aber in Konflikt mit einem Kunden der Frau, einem aufgeblasenen Kleinstadt-Gangster, der tödlich erkrankt ist und den kleinen Jungen als seinen «Erben» ansieht.Das China, das man bei Wang Chao zu sehen bekommt, hat nichts zu tun mit pittoresker Fremdenverkehrswerbung; die Hinterseite des Mondes kann nicht unwirtlicher sein als die Industrielandschaften am Stadtrand, die tristen Wohnhäuser, die karg möblierten Restaurants, in denen die Menschen schweigsam essen, ohne sinnliches Vergnügen, nur, weil man eben essen muss. Dass trotzdem hinter der kalten Fassade so etwas wie Menschlichkeit durchschimmert, auf subtile Weise, gehört zu den vielen Stärken von Wang Chaos The Orphan of Anyang, ein «winziger» Film, der sich ins gewohnt pompöse Programm des Filmfestivals von Cannes verirrt hatte und dort funkelte wie ein Stern in dunkler Nacht. (Andreas Ungerböck)

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