Tulpan

D, CH, Kasachstan, Russland, PL, 2008

FilmKomödie

Diese vielfach preisgekrönte, großartige Komödie besticht durch das erfrischend witzige Spiel der Darsteller und durch eine phänomenale Kameraarbeit.

Min.100

Start03/05/2010

Nach seinem Wehrdienst möchte der junge Kasache Asa als selbstständiger Schafhirte in der Steppe arbeiten. Nach den Vorschriften der örtlichen Kolchose muss er dazu allerdings heiraten, doch die einzige unverheiratete junge Frau in der Steppe ist Tulpan - und die will von Asa nichts wissen. Der gelernte Dokumentarfilmer Sergey Dvortsevoy verwischt mit Tulpan die Grenzen zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion bis zur Unkenntlichkeit. Dass man sich dennoch nicht verloren fühlt in der endlosen Steppe, fünfhundert Kilometer entfernt von der nächsten Stadt, liegt an der Wahrung zweier Konstanten: der starken emotionalen Linie und der Treue zum 35-Millimeter-Filmformat. Manchmal erfasst die geniale Kamerafrau Jolanta Dylevska gleich mehrere Stimmungswechsel in einer Einstellung, etwa wenn sie den Bauern auf seiner Flucht aus dem Zelt begleitet, in dem die Frauen zu viele Volkslieder singen. Der Mann hört lieber Boney M., wofür man ihn nicht bewundern muss, wohl aber für seine Leistung als unvorbereiteter Geburtshelfer einer Schafsmutter. Der Film ist auf die gleiche Art faszinierend wie Robert Flahertys Stummfilm Nanook of the North, wenn er eine ferne Kultur allein durch die Sprache von Blicken und Gesten in nächste Nähe holt. (Daniel Kothenschulte) Es sind die Glücksmomente des Cinephilen, wenn plötzlich Kino mehr ist als Story, schöne Bildwelt oder intellektuelle Montagearbeit. Wenn die Kamera in eine fremde Umgebung taucht, hunderte von Details und Eindrücke registriert, die kein Exotik- oder Extremtourismus liefern kann, Bilder, die eine große Vertrautheit des Filme-machers mit sehr spezifischen Situationen zur Voraussetzung haben, neben Geduld, Beobachtungstalent und dem Glück, am rechten Ort zur rechten Zeit zu sein, um das Unfabrizierbare einzufangen. Tulpan ist ein solcher Mikrokosmos, der seine sinnliche Fülle in jeder Einstellung vor dem Zuschauer entfaltet. (Dieter Wieczorek)

(Text: Viennale 2008)

IMDb: 7.1

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