lazzaro-2.jpg

© filmladen

Filmkritik

"Glücklich wie Lazzaro“: Eine neue Filmemacherin im Regieolymp

Mit ihrem dritten Film schafft es die Italienerin Alice Rohrwacher, sich in der internationalen Filmszene zu etablieren.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/25/2018, 02:39 PM

Auf einer abgelegenen Farm in Italien lebt eine Gruppe von Bauern nach streng hierarchischen Strukturen. Die Marchesa Alfonsina de Luna gibt hier den Ton an und bestimmt sogar, wer den Hof verlassen darf und wer nicht. Die Bauern nehmen diesen Umstand leichtgläubig hin und arbeiten Tag ein Tag aus auf den Tabakplantagen ihrer Herrin. Der titelgebende Held Lazzaro ist der gutmütigste unter den Feldarbeitern. Bereitwillig erfüllt er jeglichen Gefallen für seine Mitmenschen und lässt sich systematisch von den Bauern ausbeuten. Als Tancredi, der Sohn der Marchesa, ihn bittet, seine Entführung vorzutäuschen, kann er ebenfalls nicht „Nein" sagen. Zwischen den beiden jungen Männern entsteht eine innige Freundschaft, die zu einer fundamentalen Veränderung der Lebensumstände der Bauern führt.

lazzaro-1.jpg
ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Alice Rohrwacher wird immer besser

Regisseurin und Autorin Alice Rohrwacher wurde für „Glücklich wie Lazzaro“ auf den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Schon mit ihrem letzten Film „Land der Wunder“ machte die junge italienische Filmemacherin in Cannes auf sich aufmerksam, mit ihrem neuesten Werk reiht sie sich nun endlich in die Riege der wichtigsten europäischen Regisseurinnen unserer Zeit ein. „Glücklich wie Lazzaro“ erzählt auf virtuose Art und Weise von der ausbeuterischen Kraft des Kapitalismus und der Gefahr von alteingesessenen Machtstrukturen. Rohrwacher behandelt hier die großen Fragen unserer Zeit mit einer Leichtigkeit, die an den italienischen Neorealismus erinnert.

lazzaro-3.jpg

Lazzaro ist zu gut für diese Welt

Auch wenn die Handlung den unterschiedlichsten Figuren folgt, bleibt Lazzaro stets im Zentrum der Geschichte. Engelsgleich streift er durch die Landschaften und sucht nach menschlicher Nähe, aber findet dabei nur Abweisung. Die Hauptfigur bietet unterschiedlichste Ansätze für Interpretationen, die alle um politische Fragen kreisen, deren Wurzeln in der industriellen Revolution zu finden sind. Im Unterschied zu Ken Loach romantisiert Rohrwacher die Lebensumstände der Arbeiterklasse nicht. Ihre Erzählung wird nie zu seinem Sozialdrama, sondern bleibt stets mystisch und undurchschaubar.

lazzaro-4.jpg

Ein markanter Hauptdarsteller

Hauptdarsteller Adriano Tardiolo ist das Gesicht des Jahres. Der 19jährige studiert Wirtschaft und stand noch nie vor der Kamera, zum Casting für die Rolle stolperte er durch Zufall. Sein weiches Gesicht gepaart mit seiner kräftigen Physis ist die perfekte Mischung für Lazzaro.  Wir hoffen, den jungen Darsteller bald wieder auf der großen Leinwand sehen zu dürfen.

Mit „Glücklich wie Lazzaro“ wählte Eva Sangiorgi einen der besten Filme des Jahres für die Eröffnung ihrer ersten Viennale aus. Ein perfekter Start eines vielversprechenden Festivals.

Anil Özgür

 

Zwischen einem einfachen Landarbeiter und dem Sohn seiner herrschsüchtigen Arbeitgeberin entwickelt sich eine seltsame Freundschaft.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat